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Proporz

Das waren noch Zeiten. Ganz Österreich war geteilt, die Grenzen zogen sich durch das ganze Bundesgebiet.

 

Von der Wiege bis zur Bahre

Das Wort Proporz wurde zum „Halbjahrhundertwort“ (ja sowas gibt es auch) in Österreich auserkoren. Waren die einen bei den Kinderfreunden, waren die anderen bei der katholischen Jugend/Jungschar. Auf dem Berg fand man die „Bergfreunde“ auf der einen und den Alpenverein am anderen Gipfel. Qualmte der Motor kam entweder der ÖAMTC oder der VCÖ. Und erreichte man dann endlich nach langen Jahren des Erwerbslebens die wohlverdiente Pension, so durfte man in die jeweilige Vereinigung dieser Altergruppe beitreten. Entweder in den roten Pensionistenverband oder in den schwarzen Seniorenbund. Also von Beginn weg war das Leben einsortiert, vorbestimmt und einzementiert: da wo ich hingeboren werde, da werde ich sterben. Die Partei organisiert und sichert alles ab. Alles dualistisch, alles einfach. Bis dann in den 80er Jahren aus einem de facto Zweiparteiensystem ein Mehrparteiensystem wurde und nach und nach die „gottgegebene“ Struktur einem Chaos wich.

Pechvögel

Wer sich jetzt eine gekonnte Überleitung zu Statistiken erwartete, dem bleibt mir nur zu sagen: Pech gehabt, den gibt’s heute nicht. Denn das Pech blieb auch der Austria abseits von verweigerter Lizenz, Finanzlöchern und georgischen Investoren treu. In der letzten Runde musste das Spiel gegen Liefering bereits abgesagt werden, da 12 Spieler der Young Violets an Corona erkrankt waren. Daher wird, sollte das Spiel gegen den FCW stattfinden können, eine Großteils so nicht bekannte Mannschaft in Violet am Platz stehen und alles Statistische wäre nur Kaffeesudleserei.
Aber der Kaffee bringt uns zurück zur Wiener Kaffeehaustradition und diese wiederum nach Wien und unser eben erörtertes geteiltes Land. Also nochmal zusammengefasst: Das Land war geteilt in Schwarz und Rot. Wien war zwar in erster Linie Rot aber auch geteilt. Hier hießen die Farben aber grün-weiß und Violet. Und die beiden machten es unter sich aus, wer serienmäßig Meister wurde. Die besten Spieler Österreichs teilten sich auf diese beiden Teams auf und bis auf gelegentliche Ausreißer hatte man die Bundesliga fest im Griff. Auch beim Geld wurde brav geteilt: Hier der Verbund, dort die Wien Energie. Da die Tabak Austria dort die OMV usw. usf.
Die Zeiten sind, wie in der Politik vorbei. Es gibt sie nicht mehr die Schwarz-Weiße Welt – es gibt viele Schattierungen und Finanzspritzen, bzw. Geldregen, in der Bundeshauptstadt gibt’s auch nicht mehr so wie früher. Man muss sich nach der Decke strecken beginnen. Das schaffen die einen besser wie die anderen. Doch man darf sich sicher sein, soweit werden die alten Seilschaften noch funktionieren, dass im Horr, man verzeihe natürlich die Generali Arena, die Lichter nicht ausgehen. Man wird die Lizenz im schlimmsten Fall mit einem Corona Ausgleich bekommen und dann wieder mehr oder minder schuldenfrei in der Liga mitspielen.

Abwarten und Kaffee trinken

Aber was hat das jetzt mit dem Spiel am Samstag zu tun? Nichts. Warum auch, in Zeiten wie diesen steht alles auf dem Kopf und wenn das Virus einem einen Strich durch die Rechnung macht, muss man sich eben anpassen und was Anderes aus dem Hut zaubern. Also genehmigen wir uns eine Wiener Melange und harren der Dinge, ob morgen gespielt werden kann.

 

Bild von Manfred Werner (Tsui)CC by-sa 4.0, CC BY-SA 4.0, Link

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Autor: admin

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