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Die Roten zum Teufel gejagt

Die Suche nach der Schlagzeile für den Fanview des freitägigen Schlagers gegen die „Roten Teufel“ aus Graz war gar nicht so einfach zu finden. Man könnte auch „Die Bernardo Sales Ronivaldo Show“ titeln. Oder: „Kein Feuer am Dach – dafür auf dem Rasen“. Für die Darbietung von Ronivaldo & Co gäbe es einige Superlativen. Fest steht allerdings, dieser Sieg ist vielleicht etwas zu hoch ausgefallen, doch am Ende hoch verdient gegen einen über weite Strecken stark spielenden Gegner.

 

Traditionsduell

Den FC Wacker Innsbruck und GAK 1902 vereint ein ähnliches Schicksal. Beide Vereine eint eine lange Geschichte mit viel Tradition und beide mussten nach einem Meistertitel einen Neubeginn im Amateurbereich starten. Die Roten galten in Innsbruck über eine sehr lange Zeit sogar als eine Art „Angstgegner“. Das ist aber vorbei. Am Freitag hat dieses Traditionsduell dann wahrlich gehalten, was man sich davon versprach. Dramatisch, spannend und mit sehr viel Power wurde auf dem Feld agiert. Man darf gar nicht daran denken, was da mit Publikum im Tivoli los gewesen wäre. Da packt einen die Wehmut. Vielleicht hätte es einen Wackermarsch zum Spiel – wie schon vor eineinhalb Jahren – gegeben, Choreographien auf beiden Seiten, mit Stimmung, Support und Gegensupport. Einfach nur eine geniale Atmosphäre wäre da entstanden…

Nummer 99 on fire

Die Begegnung gegen den GAK hatte wohl Bundesliganiveau. Rassig, schnell und mit „Gustostückerln“ auf beiden Seiten. Unsere Nummer 99 – Bernardo Sales Ronivaldo – ist schon in der ersten Minute regelrecht explodiert und er hätte mit seinem wuchtigen Kopfball fast das Tornetz zerrissen. Kleiner Mann ganz groß und die „sensible Pflanze“ ist wahrlich richtig aufgeblüht! Nach einem weiteren Treffer verhinderte nur der Torwart des Gegners (in extremis) und die Querlatte vorerst Treffer Nummer drei und vier. In dieser Tonart ging es weiter. Und als die Grazer dann doch immer besser ins Spiel fanden und in dieser Phase auch den Anschluss erzielten, hat Trainer Daniel Bierofka sehr schnell reagiert. Ronni hat dann mit dem Bauch und schließlich mit dem Fuß doch noch zwei weitere Tore nachgelegt.
So kann ich eigentlich nur sagen, ich habe am Freitag die vielleicht beste Stürmerleistung gesehen, welche ich je live im Stadion miterleben durfte. Nicht nur der vier Tore wegen (es hätten noch viel mehr werden können), sondern wegen der Art und Spielweise unserer Nummer 99. Nicht umsonst ist Ronivaldo auch unser Assistkönig. Doch er ist noch mehr, denn bei gegnerischen Standards hält er mit seiner Kopfballstärke auch im Defenivspiel ordentlich dagegen. Aber auch der Rest der Mannschaft hat extrem fokussiert und souverän agiert – besonders Knaller-Ersatz Alexander Eckmayr.

Gute Besserung Fabio Viteritti und Marco Knaller

Erst hat Fabio direkt vor meinen Augen einen Grazer ausgetanzt, was mich sehr an unseren legendären Kurt Welzl in den Siebzigern in Duellen gegen Mönchengladbach erinnert hat. Dann wurde er auf der gegenüberliegenden Seite schwer gefoult. Das machte ein so heftiges und markerschütterndes Geräusch, das bis zur Werbebande der Osttribüne zu hören war. Das hat mich dann ebenfalls an etwas erinnert: An das Foul des Admiraners Novak an Sepp Stering im November 1977. Sepp hatte damals sämtliche Bänder ab und was weiß ich noch welche anderen Verletzungen davongetragen. Dadurch wurde nicht nur seine WM-Teilnahme verhindert, sondern auch eine große Karriere eines der größten Talente seiner Zeit gebremst, wenn nicht sogar zerstört. Ich habe nach diesem Brutalofoul an Viteritti mit dem Schlimmsten gerechnet. Zum Glück ging es vergleichsweise glimpflich aus. Leider beraubt man Wacker aber so in der entscheidenden Phase der Meisterschaft neben Marco Knaller einer weiteren Stütze und zwingt erneut zu Umstellungen. Marco musste seinen Kieferbruch mit Metallplatten und Schrauben fixieren lassen. Für ihn dauert der Weg zurück wohl noch länger als für Fabio, der – im Fall der Fälle – in einer möglichen Relegation vielleicht auflaufen könnte.

Alles ist offen, alles ist möglich

Nach dem Sieg der Konkurrenz am Sonntagvormittag hat sich an der Tabellensituation nichts geändert. Es wird sich im Rennen um den Relegationsplatz derjenige durchsetzen, der die eigenen Nerven im Zaum und vielleicht auch das nötige Glück auf seiner Seite hat. Am Mittwoch wird es schon wieder hochspannend. Innsbruck gastiert in Lafnitz bei einem Gegner, der sein bestes Jahr spielt, sein Saisonziel längst erreicht hat und befreit auftreten kann. Die Klagenfurter spielen in Liefering bei einem Verein, der um den Meistertitel kämpft und sicherlich über die technisch versierteste Mannschaft der Liga verfügt. Alles ist offen und alles ist möglich!

Offen sollten zumindest ab dem 19. Mai auch wieder die Stadien sein. Somit könnte das letze Meisterschafts-Heimspiel des FC Wacker Innsbruck gegen die OÖ Juniors vor Zuschauern stattfinden. Ja mehr noch, denn eine mögliche Relegation würde dann auch mit Publikum gespielt werden. Ach, wie schön das wäre. Bei dem Gedanken daran bekomme sicher nicht nur ich Gäsehaut…

 

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Autor: Rudolf Tilg

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