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Die Zeit nach der Depression

Wunden lecken ist angesagt. Sowohl bei den Spielern, Betreuern, den Mitarbeiter und besonders auch bei den leidgeprüften Fans. Denn sie sind es, welche schon teilweise über Jahrzehnte mit Schwarz-Grün durch dick und dünn gehen? Sehr dünn, ja wirklich dünn, war so manches Jahr in den letzten zwei Jahrzehnten. Und dennoch entsteht immer wieder so etwas wie eine Euphorie an der Sill. Egal wie lange die Durststrecken gedauert haben. Das ist seit vielen Jahrzehnten so. Ich kenne das seit 1979 der Abstieg „passiert“ ist.

 

Was passiert nun?

2019 war es wegen des verpassten Klassenerhalts und der aufreibenden Ungewissheit um die Zukunft des FCW besonders schlimm. Damals ist aber ein „jetzt erst recht“ Gefühl entstanden. Ein „WIR-Gefühl“, dass in Zeiten, in denen vermehrt nur mehr jeder sich selbst am nächsten zu sein scheint, seinesgleichen sucht. Dasselbe ist schon nach dem FC Tirol-Konkurs passiert, ja eigentlich nach jedem Abstieg.
Nun sind wir aber gar nicht abgestiegen. Wir haben lediglich das entscheidende Spiel um den Einzug in die Relegation vergeigt. Dennoch ähnelt die momentane Situation allen anderen depressiven Phasen des FC Wacker Innsbruck. Niemand weiß so recht wie es mit dem Verein weitergeht. Der hochgepriesene „finanzstarke Partner“ kommt offenbar seinen vertraglich fixierten Verpflichtungen nicht nach. Es besteht akuter Handlungsbedarf. Von der erhofften Sicherheit über die nächsten Jahre hinaus, scheint man wieder ein gutes Stück weg zu sein. Das ist jetzt zum wievielten Male so? Das nervt, das macht Angst und ist kaum auszuhalten. Wenn das so weitergeht, brauch ich wegen unseres FC Wacker Innsbrucks doch glatt noch Antidepressiva…

Ausgerutscht

Sind wir uns doch einig, das Spiel um die Relegation und die damit verbundene Aufstiegschance hat der FC Wacker Innsbruck nicht erst am Sonntag verloren. Im Frühjahr hat man zwar eine Serie von acht Siegen in Folge hingelegt, doch zu Beginn der Meisterschaft – nach dem Auftaktsieg in Kapfenberg – eine Unserie von fünf sieglosen Spielen hingelegt. Kaum hatten sich die Schwarz-Grünen davon erholt, gab es die nächsten Ausrutscher am sportlichen Parkett. Der Tivoli ist zwar manchmal halbgefroren, aber so darf man als vermeintliche Spitzenmannschaft einfach nicht durch die Saison schlittern.
Die Frühjahressaison hat ja verheißungsvoll begonnen, doch es war anscheinend immer noch sehr glitschig am Tivoli. Gegen die KSV 1919 und beim FAC lag man zweimal in Führung, zweimal in Überzahl und zweimal haben die Wackerianer statt den „Sack zuzumachen“ einen richtigen „Bauchfleck“ hingelegt und so vier Punkte hergeschenkt. Ich glaube, ich bin nicht der einzige mit der Meinung, zweimal hintereinander darf das nicht passieren.
Doch dann ist mit der Mannschaft etwas passiert. Knappe Spiele konnten erfolgreich über die Zeit gebracht werden und Trainer Daniel Bierofka ist es gelungen eine Einheit zu formen. Spät, aber doch. Trotz enormen Verletzungspechs und Sperren zogen die Schwarz-Grünen „nur“ mehr gegen den Neozweitligameister Blau-Weiß Linz den Kürzeren. Wacker musste da komplett ohne Standardverteidigung (insgesamt zehn Ausfälle) auskommen, spielte eine Halbzeit lang mit einem Mann weniger und verlor wegen eines „Sonntagschusses“ der Linzer diese Begegnung. In weiterer Folge konnten schwerwiegende Ausfälle immer wieder gut kompensiert werden und man ist am Favoriten aus Kärnten drangeblieben. Klagenfurt war beim „brandheißen“ Duell am Tivoli aber dann so was von chancenlos und bis zur letzten Runde konnten unsere Burschen den großen Druck ihrer Verfolger jedes Mal standhalten. Zehn von elf Spielen hat Wacker für sich entscheiden können und es wäre eigentlich alles angerichtet gewesen. Im Heimspiel gegen die OÖ-Juniors. Und da kam er anscheinend zurück, der Eislaufplatz am Tivoli. Ausgerutscht. Oder soll man eher der Jahreszeit gerecht werden und behaupten, Wacker ist in diesem „Finale“ mehr geschwommen, als am grünen Rasen zu zaubern. Ich ordne das aber den besonderen Umständen zu, die mehr blockiert als beflügelt haben. Man ist, leider einmal mehr, am eigenen Kopf gescheitert.

Guter Hoffnung

Sehr schade. Was wäre das für eine aufregende Woche geworden?! Die Chancen in der Relegation gegen den Bundesligisten hätte ich aber mit nicht mehr als 30 Prozent eingestuft. Erstens hat der Bundesligist zwei Tage mehr Regenerationszeit und konnte in dessen letztem Saisonspiel zusätzlich seine Mannschaft schonen. Und zweitens kann man einen Zweitligisten nicht mit einem gestandenen Bundesligisten vergleichen. Den Unterschied machen mitunter 1,4 Millionen Euro (TV Gelder) aus. Außerdem wird die Relagation in zwei Spielen entschieden. Ein Überraschungssieg des Außenseiters, der im Cup immer wieder einmal eintritt, wird in der Kombination aus zwei Spielen immer schwieriger zu realisieren. Doch unmöglch ist es batürlich nicht. Man wird sehen wie das Duell St. Pölten – Klagenfurt ausgeht.
Schwamm drüber, das ist Schnee von gestern. Die kommende Saison beginnt für die Profis schon wieder in drei Wochen, wenn am 14. Juni zum Trainingsauftakt geladen wird. Sollte sich das Ungemach mit dem „finanzstarken Partner“ legen oder sich eine praktikable Alternative auftun, so steht der Spielerkader der Schwarz-Grünen zum Großteil schon fest. Die Mannschaft hat sich während der Frühjahressaison enorm gesteigert und Ausfälle kompensieren können, wie die Serie von acht Siegen in Folge gezeigt hat. Geht alles seinen geordneten Weg, starten wir mit einer eingespielten und homogenen Truppe in die kommende Saison.
Die Chemie zwischen Mannschaft, Verein und den Fans scheint zu 117 Prozent zu passen. Es wird wieder ein „ Jetzt erst recht-Gefühl“ entstehen. Ein WIR-Gefühl, das den Unterschied ausmachen kann.
Alles andere können wir nicht beeinflussen – nur hoffen, dass zum Wohle des Vereins gehandelt wird. Auf diese vermeintliche „Bluatwiesn“ müssen schon die Verantwortlichen selbst gehen. Wir sind, wie jedes Mal, nur Zaungäste und auch wenn wir danach immer die „Krot“ fressen mussten, bin ich guter Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft! Wie schon seit Jahrzehnten eben….

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Autor: Rudolf Tilg

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