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Banges Warten auf den 1. Juni

Als wäre der verpasste Chance in zwei Relegationsspielen um den Aufstieg in die Bundesliga zu fighten nicht schon schlimm genug, haben sich in dieser Woche die Ereignisse regelrecht überschlagen. Das eine war reine Kopfsache. Sieben Monate mussten unsere Spieler ohne ihren fanatischen Anhang auskommen. Dabei wurde die Mannschaft von Spiel zu Spiel stärker und hat so „nebenbei“ den aktuellen Aufsteiger Austria Klagenfurt an die Wand gespielt. Im entscheidenden Duell gegen die zweite Mannschaft des LASK haben die Nerven aber gänzlich versagt. Zum ersten Mal wieder Fans im Stadion und zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt beim alles entscheidenden Duell. Das große Erwartungshaltung des Publikums und der Besuch der Fanclubs beim Abschlusstraining hat sicher einen enormen Druck -keinesfalls versagen zu dürfen – hervorgerufen. Alles nur menschlich.

Aber was jetzt abgeht, ist nicht mehr menschlich. Eine „Schlammschlacht“, welche seinesgleichen sucht. Da wird es keinen Gewinner mehr geben. Es gibt aber eindeutige „Verlierer“. Neben allen wackeren Mannschaften mit ihren Betreuern und den Vereinsmitarbeitern, hängt der Anhang des FCW komplett in der Luft. Medial wird vom Streit des Innsbrucker Vorstands mit dem Hamburger Investor und dessen Umfeld berichtet. Eine Schlagzeile jagt die Nächste. Und weit unten in dieser Hierarchie scheinen die Fans und Mitglieder des FC Wacker Innsbruck wie in einem Mühlstein zermalmt und zerquetscht zu werden. Dabei sollten die Anhänger des Vereins an ganz anderer Stelle stehen.

 

Das Schlimmste ist die Ungewissheit

Die neu installierte Geschäftsführung der Wacker GMBH richtet uns via TV und Medien aus, sie „vermuten“ Unregelmäßigkeiten Seiten unseres Vorstands. Da soll Geld Zweckentfremdet worden sein. Der Vorstand reagiert mit einer Aussendung, in der diese Anschuldigungen vehement zurückgewiesen werden und der Ankündigung sich erst am 1.Juni zu äußern um dem Investor die Chance zu geben zur Abwechslung doch wieder pünktlich (per 31.05.) seinen vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen.
Das Schlimmste ist jetzt die nervenaufreibende, die quälende Ungewissheit unter unseren Fans. Die Rahmenbedingungen, in denen sich Wacker Innsbruck bewegen konnte/musste, waren ja schon immer sehr kompliziert. Man denke nur an die Querfinanzierungen in Sachen Stadion und Olympiaworld oder zurückgehaltene Unerschriften von Sponsoren vor dem so wichtigen Abgabetermin für die Lizenz, um für diverse Interessen Druck aufzubauen. Geht es eigentlich noch schwieriger und komplizierter? Scheinbar geht es noch sehr viel ärger. Bleibt die Frage, was wir Schwarz-Grüne denn verbrochen haben? Da muss uns wer da oben sehr lieb haben. Denn ein Sprichwort besagt, jene die der Herr liebt, denen gibt er es am ärgsten.

Die neue Geschäftsführung der Wacker Innsbruck GMBH (100% Tochter des Vereins) wäre auf jeden FAll gut beraten darauf achten, dass die Gehälter der Spieler, Mitarbeiter und andere vertraglich zugesicherte Zahlungen am Konto des FCW eintrudeln werden. Diesmal aber bitte pünktlich! Und nicht wegen irgendwelchen „Vermutungen“ zu den Medien rennen. Der FC Wacker Innsbruck ist in den letzten Jahren vorschriftsmäßig und natürlich regelmäßig auf Herz und Nieren von Audit Partner Wien geprüft worden (Lizenzauflage). Mag. Houf ist einer der renommiertesten Wirtschaftsprüfer im Staate und völlig unabhängig!
Die Vorstandsmitglieder kennt man seit Jahren, in diesen sie sich den sprichwörtlichen Arsch für den Verein aufgerissen haben und das Finanzgebaren niemals einen Grund zur Beanstandung gab. Die haben ihre Wurzeln im Land, ihre Familien. Seit Jahren haben die Schwarz-Grün unter widrigsten Umständen am Leben erhalten. Und das war wahrlich ein Ritt auf der Rasierklingen. Dass ausgerechnet die jetzt Schlechtes für unseren Verein tun sollen, sorry, da fehlt mir komplett das Motiv dazu. Und wenn es so wäre, würde das für Präsident Joachim Jamnig und Co als Tiroler eine äußerst unangenehme Situation werden.
Auf der anderen Seite haben wir einen Investor aus Hamburg, den wir noch nie zu Gesicht bekommen haben. Der wollte sich nie zeigen, wollte „bescheiden“ als Partner fungieren und im Hintergrund wirken. Zu Gesprächen mit der Landes- und Stadtpolitik in Sachen Imobilien war der aber schon hier und schließlich auch zu einem – vom Verein unabhängigen – Pressetermin, wo der Hamburger zur Überraschung aller ein Stadion- aber vor allem ein Wohnbauprojekt präsentiert hat. Weils grad so nett war, mit den Herren und Damen der Presse. Ein wenig seltsam wirkt das schon. Bei mir haben jedenfalls sämtliche Alarmglocken gescheppert. So ein Vorgehen muss hinterfragt werden dürfen. Jens Duve, der Stadthalter des „finanzstarken Partners“, ist das „Gesicht“ des Investors. Ihn und seine Vergangenheit im Fußball kennt man. Er hat sich auf Vereinsabenden und der Generalversammlung den Mitgliedern vorgestellt. Dass ausgerechnet sein Sohn nun ebenfalls Geschäftsführer der FCW Gmbh ist, hat schon mehr als nur das sprichwörtliche „Gschmäckle“. Und dann wäre da noch ein weiterer Geschäftsführer: Dennis Aogo. Ein ehemals respektabler Fußballspieler, der nun nach seiner Spielerkarriere in kürzester Zeit eine „sensationelle“ Karriere hingelegt hat. Vom Hospitant zum Geschäftsführer der GMBH in wenigen Wochen. Apropos Aogo: Am 6. Mai lud der FC Wacker Innsbruck nach der Pressekonferenz zum GAK-Spiel zu einem „Hintergrundgespräch“ mit dem damaligen Hospitant Aogo ein. Damals schilderte der Hospitant seine Eindrücke über den FC Wacker Innsbruck und erzählte freimütig auf Nachfrage, dass er sich eine Anstellung beim Tiroler Traditionsverein vorstellen könne, man darüber aber noch Gespräche führen müsse und frühestens im Sommer eine Entscheidung fallen würde. Heute weiß man, dass Aogo bei diesem Auftritt bereits einer der Geschäftsführer der Wacker Innsbruck GmbH war (mit Gesellschafterbeschluss vom 4. Mai)…

Wie geht’s weiter?

Das fragen sich sehr viele Schwarz-Grüne. Klar ist, dass es in der aktuellen Konstellation wohl nicht mehr weiter geht. Man wartet mit großer Anspannung auf den 1. Juni und erwartet sich vom gewählten Vorstand, dass dann auch alles auf den Tisch kommt. Die Ungewissheit bei den Fans und Mitgliedern ist groß und bei vielen ist auch von einem schlechten Gewissen die Rede. Warum wurde der Statutenänderung zugestimmt? Das bereuen heute recht viele. Aber was hatten wir für eine Wahl? Es gab KEINE ernsthafte Alternative. Nun, normale Fußballintessierte würden nicht so viel verlieren. Das mediale Fußballangebot wird immer vielfältiger. Die aktiven Mitglieder, Fanclubs und sämtliche Anhänger der Schwarz-Grünen aber enorm viel. Und davon haben wir nicht wenige.
Das „Wacker Inventar“ etwa hat erst kürzlich Pläne für die kommende Saison diskutiert. Man durfte sich als Fanclub coronabedingt noch nie auf der Nordtribüne präsentieren. Die Verrückten Köpfe feiern ihr 30jähriges (!) Bestehen. Auch andere Fanclubs würden gerne Jubiläen nachfeiern. Was passiert nun? Die Ungewissheit reibt unsere Anhänger auf. Fußball ist nicht nur Sport. Sondern Leidenschaft, Kameradschaft(!) und Einsatz. Jeder Verein lebt von seinen Fans, dem Herz des Fußballs. Und die Fans leben mit dem Verein mit. NIEMAND IST GRÖSSER ALS DER VEREIN!
Dieses bange Warten auf die ungewisse Zukunft, lässt nicht nur mich nicht mehr gut schlafen. Das ist nicht auszuhalten und wird von allen Medien nicht berücksichtigt. Das geht total unter. Unsere Mannschaft, so wie ihre Betreuer sind zu einem eingeschworenen Haufen zusammengewachsen. Es wäre extrem schade, wenn das zerbrechen würde.
Wie meinte Bill Shankly einst: „Einige Leute halten Fußball für eine Sache von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es viel ernster ist.“

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Autor: Rudolf Tilg

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