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Von der falschen Zwei und richtigen Jungs

Am Samstag war ein historischer Tag. Genau vor 50 Jahren hat der FC Wacker Innsbruck bei Wacker Wien mit einem 4:2-Sieg seinen ersten Österreichischen Meistertitel der Vereinsgeschichte eingefahren. Und am Samstag haben auch zwei Spiele in Schwarz-Grün stattgefunden. Ein Probegalopp der Profis in Telfs und das Cupviertelfinale unserer zweiten Mannschaft beim „Heimspiel“ in Hopfgarten. Mit der restlichen Ungewissheit rund um den FCW möchte ich mich hier nicht befassen. Darum werde ich auch bewusst etwas von Schwarz-Grün abschweifen und den Mythos widerlegen, dass ich schon als kleiner Bub „im Herzen schon Schwarz-Grün“ war.

 

Zwei oder doch drei

Mit den Profis in Telfs möchte ich mich nicht lange aufhalten. Das war ein erster Probegalopp. Viele Spieler kamen zum Einsatz. Das 1:1 gegen den Regionalligisten aus Telfs ist jetzt wahrlich nicht das Gelbe vom Ei, aber auch kein Beinbruch. Das einzig wichtige in diesem Spiel war das Comeback von Rami Tekir, dessen Leidenszeit nun hoffentlich endlich vorbei ist.
Im Viertelfinale des Tiroler Cups sollte es da um einiges heißer zugehen. Kurios, dass der FC Wacker Innsbruck ein „Heimspiel“ in der Region des Gegners abhalten „muss“. Aber die SPG Hopfgarten/Itter war ein sehr guter Gastgeber. So wie schon vergangenen Sommer, als die Profis dort ein Kurztrainingslager abhielten. Der Platz direkt neben der Brixental-Bundesstraße kann sich sehen lassen. Die Tribüne schattig und das Angebot einfach spitze. Da ja eigentlich kein Verein das Heimrecht genießen durfte, wurde vereinbart, bei eventuellen Toren die jeweilige Tormusik einzuspielen. Die Mehrheit der Zaungäste war dann doch im Lager der Kitzbühler. Der Regionalligaspitzenreiter war natürlich klarer Favorit. Besonders bei genauerem Hinsehen wer da in Schwarz-Grün eigentlich gespielt hat. Etliche Stammspieler unserer zweiten Mannschaft haben gefehlt und jene Spieler, welche mit einem Profivertrag ausgestattet sind, wären im Tiroler-Cup ohnehin nicht spielberechtigt. Die meisten Spieler unserer Truppe waren somit Jahrgang 2004 oder jünger. Das Durchschnittsalter der Truppe an diesem Tag lag bei 18 Jahren. Von Wacker II konnte also eigentlich keine Rede sein.

Sehr tapfer gespielt

Der FC Kitzbühel ist seit Jahren so etwas wie ein Favorit in der Regionalliga. Selten sind sie dem auch gerecht geworden. Im Herbst hat es auch gut ausgesehen, bis Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Nun kann man sich locker ausrechnen, wer in diesem Cupviertelfinale der klare Favorit war. Nur, davon hat man in Hopfgarten sehr lange nichts gesehen. Fast wäre ich geneigt zu sagen, die Gamsstädter sollten lieber beim Schifahren bleiben. Einzig und alleine die „brasilianischen“ Dressen haben ins Auge gestochen. Da hat es ein sehr krummes Ding gebraucht, um die Unterländer in Führung zu bringen. Ein echtes „Steirertor“, wie man so schön sagt. Zwar hat sich unsere Truppe tapfer gewehrt, aber nach Seitenwechsel wurden die Kitzbüheler stärker. Trotzdem wären Chancen da gewesen und nach dem 0:3 wurden die Beine schwerer und der Glaube an eine Überraschung war dahin. Ein verdienter Aufstieg des FC Kitzbühel. Doch die Wackerfohlen brauchen sich deswegen nicht zu verstecken! Ein Dank gilt auch der SPG Hopfgarten/Itter. Ihr wart ein toller Gastgeber!

Vor einem halben Jahrhundert

19.06.1971: Erster Meistertitel des FC Wacker Innsbruck. Natürlich habe auch ich das damals mitbekommen. Mein Bruder war ja ein Fußballverrückter. Ansonsten hat sich meine Erfahrung zu dieser Zeit mit dem Nachlaufen des Leders über „sehr“ steile Wiesen und das Schießen auf das Garagentor beschränkt. Auch hatte ich den Irrglauben Abseitstore wären richtige Tore. Stolz habe ich dann beim Abendessen berichtet, wie viele Abseitstore ich erzielt hatte. Na servus…
Das brasilianische Nationalteam mit Pelé war damals ein Vorbild, Rennfahrer Jochen Rindt (der leider am 05.09.1970 in Monza verunglückt ist) und Boxer Muhammad Ali waren unsere absoluten Idole. Aufgeschlagene Knie von den „Brezen“ die ich auf den steilen Hohlwegen mit dem Tretroller „gerissen“ habe und blaue Augen wegen Boxkämpfen gegen Cousin Franzi waren damals die Regel. Ansonsten waren Rindviecher, Schweinderln, Hühner und Katzen meine besten Freunde. Sowie Rehbock Ricky.
Es hat aber nicht lange gedauert, da hatte mich das Fußballvirus gepackt. Der FCW so wie der SC Schwaz waren und sind meine Favoriten. Und wir hatten dann sogar eine eigene Mannschaft – den „FC Silberstoan“. Und auch eine tolle landauf-landab bekannte Clique, eine Dachbodendisco mit allem drum und dran in meinem Elternhaus. Einem anderen Ortsteil von Schwaz hat das alles nicht so gepasst. Der Neid ist eben ein „Luada“. Heiße sportliche Duelle wurden geliefert. Regelmäßig hat sich das Schwimmbad geleert und der alte Sportplatz dementsprechend gefüllt. Gewonnen haben wir zwar nie, aber die Gegner wurden dadurch auch nicht beliebter.

Mein einzig wahres Derby

Mein ganz persönliches Derby war das „Gebirgsderby“ zwischen Gallzein und Zintberg. Simmering gegen Kapfnberg war da ein Babygeburtstag dagegen. Blutgrätschen, harte Zweikämpfe und am liebsten hätten wir uns gegenseitig die Augen ausgekratzt. Da floss Blut und Schweiß in Strömen – meistens vom Ballsuchen, denn der Bolzplatz lag hoch über dem „Wahrbühel“ (oberhalb von Schwaz), mitten im Wald und extrem steilen Gelände.
Tor ist mir dort nie gelungen, aber mehrfach habe ich die Querlatte getroffen. Endstand in Gallzein war fast immer 4:0 für die Zintberger Jungs. Wanderer haben mir neulich berichtet, die Torlatten dort oben sollen immer noch wackeln. Zuerst ein Fight um das nackte Überleben und dann wurde gemeinsam in den urigen Gasthäusern gefeiert. Fußballspielen konnten sie nicht, die Gallzeiner (die sind bekannt für ihre legendären Rodeln), aber trinkfest waren sie. Mein lieber Schwan. Heute steht dort leider kein einziges Wirtshaus mehr. Dann ging es bei Dunkelheit durch den Wald und über steile Schotterhalden des alten Bergbaus in meine Heimat zum gegenüberliegenden Zintberg, wo es in der Dachbodendisco („Schrofenbar“) weitergegangen ist. Grad ein „Wunder“, dass ich das alles so überlebt habe.

Warum ich davon schreibe? Weil ich oft gebeten werde, mehr Geschichten zu erzählen. Und es war einfach eine schöne Zeit. Jeden kannte man bei den Spielen des SC SChwaz. Der FC Wacker Innsbruck war viel größer und was ganz Besonderes. Und dann die eigene Mannschaft, die tolle Clique, dessen Kern sich immer noch regelmäßig trifft. Wo ist die Uhr, bei der ich den Zeiger zurückstellen kann? Die Zeit war damals eine andere, aber für mich einfach schön. Fußball im TV war etwa so selten, wie eine Mondfinsternis. Die Radio-Liveübertragung der Meisterschaftsentscheidung 1971 in prall gefüllte Wirtshäuser war eine richtige Sensation im Land und der Empfang der Mannschaft in der Innsbrucker Innenstadt vor abertausenden Leuten war ein Ereignis, das seinesgleichen suchte. Und schon damals hieß es: Immer WACKER bleiben – alles wird gut!

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Autor: Rudolf Tilg

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