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Die Quadratur des Kreises

Endlich rollt die Kugel wieder in Liga Zwa. Wobei, rollen. Eigentlich holpern. Und das nicht auf Grund der manchmal doch nicht gerade hochwertigen Platzverhältnisse oder des laienhaften Tritts gegen das Leder. Eher, weil er nicht wirklich rund ist, da kann Sepp Herberger noch so oft das Gegenteil behaupten. Oder der Gegner am Verteilerkreis leben, wie der kommende, die Young Violets. Im Fußball hat alles Ecken und Kanten.

 

Euler und sein Polyeder

Der Ball selbst zum Beispiel. Ob geklebt oder genäht, aus Leder oder Kunststoff. 12 Fünfecke und 20 Sechsecke täuschen eine perfekte Kugel vor. 90 Kanten verschwimmen, wenn Stollenschuhe dagegentreten. 60 Ecken werden beinahe unsichtbar, wenn das Grün den Polyeder streichelt. Aber sie sind da, die Ecken und die Kanten. Manchmal, da verschwinden sie nicht so sehr und bleiben im Auge des Betrachters hängen. Etwa, wenn es um die Finanzen eines Clubs geht. Da könnte man Geschichten erzählen, Artikel verfassen und Kolumnen füllen, dass es nur so eine Freude wäre. Und manchmal auch nicht, weil Sekretärinnen von Anwälten schneller schreiben, als die Post Briefe zustellen kann. Manchmal, da hat man einen Investor an Bord geholt, einen gewichtigen Geldgeber, einen fußballverliebten Freund, mit dem man auf eine lange gemeinsame Reise gehen will. Man freut sich, rollt Teppiche aus, legt Verbindungen und geht freudestrahlend an die Presse. Und dann kann sich der vermeintliche Reisebegleiter nicht erinnern, dass er eigentlich für das Schmiermittel der Fahrt, die monetäre Ausstattung sorgen wollte. Oder müsste. Vielleicht, weil er es nicht kann, vielleicht, weil er es so gar nie zusagen wollte und alles eigentlich nur ein großes Missverständnis war. Und plötzlich läuft es nicht mehr rund. Nicht im persönlichen Verhältnis, nicht im Ausfinanzieren der kommenden Saison. Die Kanten und Ecken kommen zum Vorschein, im finanziellen Alltag, im Zahlen der Gehälter und Bedienen der Außenstände, in der persönlichen Begegnung. All das hat dann wieder Auswirkungen auf den sportlichen Alltag, man scheitert an den gesetzten Zielen und gerät noch mehr ins Straucheln. It seems a bit odd, meint der Brite in seiner nordisch-analytischen Distanz in solchen Fällen. Wobei seltsam ja gar kein Ausdruck ist für das, was am Verteilerkreis passiert ist.

Lindemann und sein Pi

Es war die Quadratur des Kreises, der Versuch, am Verteilerkreis ein rechteckiges Schmuckstück zu errichten, in dem europäischer Spitzenfußball geboten wird. Das mit Spitzenfußball und Österreich, das ist ein altes Missverständnis, in das auch schon heimische, buchhalterisch einwandfreie und kaufmännisch grundsolide denkende Firmenchefs gestolpert sind. Es verträgt sich nicht. Nicht in den 70ern, als noch nicht ganze Mannschaften ins Ausland wechselten, wenn einmal ein außergewöhnlicher Jahrgang Österreich Glück bescherte. Und es wurde mit der Liberalisierung des Spielermarktes nicht einfacher. Ferdinand von Lindemann bewies 1882 die Unmöglichkeit der Lösung des mathematischen Problems, Markus Kretschmer im Frühjahr 2021 die Unmöglichkeit der Lösung des finanziell-sportlichen. Obwohl er es eigentlich so nicht beabsichtigte. Wieder einmal wurde in Österreich mit Pomp und Selbstbewusstsein ein Investor präsentiert, der nur Wochen später keiner mehr sein wollte. Die Insignia-Group, mehr letzter Strohhalm als Partner, meinte im Rahmen der Lizenzierung, dass der Erhalt der Lizenz – also die Ausfinanzierung bzw. die Absicherung des Spielbetriebs – nicht in die Zuständigkeit des Partners falle und nicht dessen Verpflichtung war. Na bumm. Gut nur, dass die Austria noch immer Freunde hat, die eine Privatschatulle haben, die auch noch entsprechend gefüllt war. Der Spielbetrieb konnte gerettet werden, die Vereins- und sportliche Leitung nicht mehr. Der neue Vorstand Gerhard Krisch darf mit kolportierten 78 Millionen Euro Schulden in die neue Saison gehen und dem Rätsel, wie das Konstrukt mit dem Partner denn zu verstehen sei, denn Sponsor wurde noch keiner durch Insignia an Land gezogen. Ein bisschen scheint das in der Bundesliga wie bei einer psychohygienischen Gruppensitzung – ah, bei euch auch? Geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid.

Suchard und seine süße Verführung

Die Misere hat natürlich auch Auswirkungen auf die Amateure der Violetten, den kommenden Gegner der Schwarz-Grünen. In Normaljahren mit einer nicht enden wollenden Liste an Zu- und Abgängen konfrontiert, bleibt die Wechselperiode 2021 bislang sehr überschaubar. Klammert man die Verschiebungen innerhalb der Austria, also zwischen Young Violets, der Akademie und der Bundesliga-Mannschaft, aus, dann dürfen drei Zugänge und vier Abgänge verzeichnet werden. Kicker kamen aus dem Nachwuchs des Lavanttals, Traiskirchen und Uruguay, Spieler gingen nach Altach, Horn, zur Admira und Stripfing. Stripfing wurde Dreh- und Angelpunkt der Vorbereitung. Neben Niederlagen gegen Draßburg und die Amateure von Sturm Graz blieb es der einzige Sieg, der mit der schweren Verletzung von Bright Edomwonyi eine Lücke in die Offensivreihen der Violetten riss, die sich nun auch mit Maximilian Sax und Christoph Martschinko schmücken dürfen. Das Team, das im Jahr 2021 auf Augenhöhe mit Lafnitz und dem GAK kickte und in allen Belangen eine ausgeglichene Bilanz vorwies, blieb zusammen und wurde sogar noch durch Erfahrung gefestigt. Harald Suchard kann trotzdem nicht ohne sportliche Angst in die Saison gehen, auch wenn eigentlich niemand Außergewöhnliches von den Amateuren erwartet. Die besten Ballesterer in der gebeutelten Kampfmannschaft, der Kader dünn. Alles in Allem – die beste Position für die ein oder andere Überraschung im Viereck am Verteilerkreis.

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Autor: Stefan Weis

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