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Die stillen (so schönen) Momente

Ein 0:0 in einem Heimspiel ist wahrlich ein weniger schöner Moment. Den Erguss von oben kann man ebenso nicht als Hochgenuss bezeichnen. Schlechter als das Wetter in Tirol sind wohl nur mehr die Schiedsrichter. Und dennoch war dieser Samstag voll von sehr schönen Momenten.

 

Vorspiel und mehr

Das begann Samstagnachmittag in der Wiesengasse beim ältesten Fußballklub Tirols, dem SVI in deren Kantine/Cafe. Die Faninitative Innsbruck organisierte zusammen mit dem FC Wacker Innsbruck und der Caritas ein Projekt für Mali. „Mit Fußball weg von der Straße“. Damit wird dieses Fußballprojekt für Straßenkinder unterstützt.
Zur absoluten Primetime am Samstag dann das Highlight. Um es vorwegzunehmen, die Partie gegen das Sensationsteam der letzten Saison hat dann nur bedingt gehalten, was sie versprochen hätte. Bei strömendem Regen war das eher eine trockene Angelegenheit. Ein wenig patschert, die Schwarz-Grünen. Chancen werden nicht genutzt oder verstolpert. Und besonders ärgerlich ist der Umstand, dass immer wieder Szenen vergeigt werden, die zu guten Möglichkeiten hätte führen können/müssen. Von den Lafnitzern waren kaum Torchancen zu sehen. Kurze Drangphasen, aber aufgefallen sind die mehr mit reklamieren und Zeitverzögern. Und das mit Erfolg. Denn kurz vor Ende der Partie hätte Ronivaldo einen „schönen Moment“ gehabt. Sein Zaubertor wurde aber wegen „gefährlichem Spiel“ aberkannt. Dazu braucht man etwas Fantasie. Unterschiedliche Kameraeinstellungen sagen was Verschiedenes. Aber eine reine Fehlentscheidung dürfte es nicht gewesen sein. Die ist dann in der Nachspielzeit gefolgt. Unsere Nummer 9 wurde im Strafraum regelrecht niedergerissen. Die Pfeife blieb stumm. Der „Unparteische“ hatte wohl zu viel Wasser in seinen Augen.
Man hat den Eindruck, mit dem Publikum ist die Erwartungshaltung und der Druck auf die Schwarz-Grünen wiedergekehrt. Beim Wacker scheint noch viel Luft nach oben zu sein. Bei so manchen Gegnern ist das egal, weil sie nicht aufsteigen wollen oder können/dürfen. Der FCW will rauf und die Erwartungen rund um den Traditionsverein aus Innsbruck sind wie schon immer extrem hoch.

Vor, um und im Stadion

Als Fotograf für die „Tivoli Nord Innsbruck“ und den schwarz-grünen Anhang bekomme ich sehr viele tolle und auch emotionelle Momente vor mein Objektive geliefert. Ein Bild kann man nicht nur an dessen Qualität beurteilen, sondern auch daran was es zeigt, aussagt und ob es in Erinnerung bleibt. Das passt sehr gut zum Fußball. Nicht nur Siege, Tore und Triumphe zählen. Sicher auch, aber Tragödien, Tränen und Emotionen gehören ebenso zur Leidenschaft. Sehr ergreifend empfinde ich aber Kleinigkeiten, wie eine herzliche Umarmung unter Freunden, ein Gespräch oder einfach ein Händedruck. Unbezahlbar ist der Moment einen guten Freund nach 18 Monaten Fußballentbehrung wieder im Stadion begrüßen zu dürfen. Da es aus dem hohen Norden Deutschlands bis jetzt keine Gelegenheit gegeben hat, sein Lieblingsland zu besuchen. Fußballbegeisterte mehrerer Nationen fanden sich am Samstag am Tivoli ein. Freunde aus Bergamo, aus Obermais, aus der Schweiz und aus Hessen. So wie aus weiten Teilen Österreichs und Tirols. Spiele des FC Wacker Innsbruck locken auch immer wieder „Groundhopper“ ins Tivoli. Die Atmosphäre, die Stimmung ist weithin bekannt. Am Samstag zur Primetime hatte ich wieder diese Gänsehaut, die jeder kennt, der regelmäßig im Stadion ist. Die Mannschaft konnte diesmal zwar nicht gewinnen, dieses Publikum allerdings allemal. Momente, festgehalten in Bildern/Videos und in der Erinnerung. Fußball lebt eben nicht nur von Siegen…
Etwas verwundert und erstaunt haben mich allerdings die violetten Servietten, welche der Stadionbetreiber ausgegeben hat. Ausgerechnet violett, die Farbe des Erzfeinds. Viele haben das als respektlos und Provokation empfunden. Als würde das ohnehin bescheidene Catering nicht schon für genug Kopfschütteln unter den Anhängern sorgen. Das Gehört aber wohl in die „Kategorie gedankenlos“, in der der Betreiber besonders gut ist.

„Nur“ 2000 Zuseher

Der aktuelle Besuch ist mit knapp über 2000 Zuschauern gar nicht so schlecht. Natürlich wären mehr herzlich willkommen und die werden es nach der Urlaubszeit auch wieder werden. Trotzdem, soll ich ein Klischee bedienen? Klasse statt Masse, oder so… Viele haben die Blütezeiten der goldenen Siebziger, jene in den späten Achtzigern oder Anfang des neuen Jahrtausends im Kopf. Aber so war es nicht immer. In den Siebzigern hatten wir eine 16erliga. Also genügend Vereine mit wenig Attraktivität und deswegen nicht selten knapp über 1000 Zuschauer. Die zweite Liga von 1979 bis 1981 besuchten nicht mehr Fans als das aktuell der Fall ist. Einzige Ausnahme waren die Innsbrucker Stadtderbys, welche den Schnitt gehoben haben. Selbst ein Ernst Happel hätte in seinem ersten Jahr jeden Besucher mit Handschlag begrüßen können. Es wurde nur der sechste Platz erreicht. Und in den Neunzigern gab es Jahre mit einem Zuschauerschnitt von unter 3000. Also kein neues Phänomen, sondern ein bekanntes. In Tirol ist es tatsächlich so, dass es so mancher Fan zu einem Auswärtsspiel (nach Vorarlberg oder Salzburg) näher hat, als zu einem Heimspiel nach Innsbruck. Es fehlt die Aussicht auf den totalen Erfolg, es fehlen die großen Stars und bei den Gastmannschaften die Reizfiguren, wie es ein Hans Krankl, Toni, Polster, Gustl Starek, ein Andi Ogris oder auch Peter Stöger waren. Deren gab es in längst vergangenen Jahren viele, heute nur mehr sehr wenige bis gar keine mehr. Die Bundesliga ist voll von emotionslosen Dorfvereinen ohne Fanszene, die sich erst nach Jahren langsam entwickeln könnten, bis dahin aber wohl schon längst wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Die zweite Liga ist da auch nicht besser. Nur sehr wenige Klubs haben einen leidenschaftlichen Anhang hinter sich. Unser Fußball krankt nicht an schlechten Spielern oder der Qualität der Spiele, sondern an der Attraktivität der Klubs und dem Überangebot am Fußball aus der Konserve. Im Vergleich zu früheren Zeiten und anderen Regionen sollte man auch das sehr stark gestiegene Freizeitangebot im Heimatland erwähnen.

Leidenschaft abseits der Profis

Drei Spiele in drei Tagen. Da würden sogar die Engländer ordentlich ins Schnaufen geraten. Unser Damenteam hat am Wochenende kurzfristig ein Turnier gegen die Frauenmannschaft von Real Madrid (84 Minuten ein 0:0 gehalten) und die Champiosleagueteilnehmerinnen von Sparta Prag gespielt. Trotz einer ansprechender Leistung zog man am Ende beide Male den Kürzeren. Gegen Zweitligist Carinthias konnte am Sonntag ein 2:1-Sieg gefeiert werden.
Einen Dreier konnte auch unsere Regionalligamannschaft gegen den SV Wörgl feiern. Beim ersten Saisonsieg setzte man sich nach Rückstand mit 3:1 gegen den großen Favoriten durch. Einen einen richtigen Kantersieg eroberte sich unsere blutjunge dritte Herrenmannschaft im Innsbrucker Stadtderby gegen FC Veldidena. Entstand 9:2! Lauter schöne Momente in Schwarz-Grün!

 

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Autor: Rudolf Tilg

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