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Tick Tack

Die Zeit vergeht. Eben war die Vorwärts noch im Konzert der großen dabei, kickte mit dem sowjetischen Internationalen Oleg Blochin in der höchsten Spielklasse, wurde von Otto Baric gecoacht, demütigte Hans Krankls Mannen um Stöger, Mählich, Cerny und Co im Ligaalltag, stellte mit Madlener und Waldhör sogar Nationalteamspieler. Und dann war‘s vorbei. Tick Tack, macht die große Uhr.

 

Tikke Takke

Jetzt werden kleinere Brötchen gebacken in Steyr. Vorbei die Zeiten, als der überhebliche Tiroler Bundesligist mit 5:0 aus dem Stadion geworfen wurde, als Gröbl, Westerthaler (2), Naawuh und Madlener der Millionentruppe die Schneid abkauften. Der Alltag heißt jetzt zweite Liga, für beide Mannschaften. Und die Uhren sind kleiner, laufen schneller. Bei Innsbruck spielt man Hazard, einmal mehr. Nach einer Saison, in der zwar die Vorwärts zweimal mit zwei Toren Unterschied besiegt werden konnte, der Zugang zum Playoff und damit zum dringend benötigten Fernsehgeld und der notwendigen Öffentlichkeit in der allerletzten Runde verspielt wurde, wird der Einsatz weiter erhöht. Bislang mit mäßigem Erfolg, die Würfel sind noch nicht so gefallen, wie man es benötigen würde. Gut, man ist noch immer ungeschlagen – aber das sind Lustenau, Amstetten, Linz und sogar die Vorjahres-Prügelknaben Horn sowie die Amateure von Austria und Rapid auch. Ja, zwei Spiele wurden zu Null beendet und es wurde erst ein Gegentreffer kassiert. Nur einen Gegentreffer, das hat Amstetten auch. Aber zeitgleich sieben Tore mehr erzielt als Innsbruck. Da kann es regnen und stürmen, da mag es auch Fehlentscheidungen geben: noch ist es zu wenig von Wacker, von einem Kader, der mehr können muss. Denn Lustenau ist auf Spur, Blau-Weiß trotz Schubert Abgang nach wie vor gefährlich, St. Pölten wird in der Liga ankommen. Und nur der Aufstieg kann im heurigen Jahr zählen, ein Ziel, das man sich selbst vorgegeben hat. Da kommt Vorwärts Steyr gerade recht, könnte man meinen, denn drei Punkte werden dringend benötig. Bevor aber von Schwarz-Grün noch vor Anpfiff zu sehr damit gerechnet wird, sollte man sich an die vorletzte Saison erinnern. Ein Punkt, nur ein Tor aus den beiden Begegnungen. Tikke Takke, machte die kleine Uhr, Innsbruck nahm sich selbst aus dem Rennen.

Tikke Takke Tikke Takke

Gerade optimal läuft es ja nicht für die Oberösterreicher. Mehr als fesche Renderings eines Stadionumbaus hat man derzeit nicht zu bieten. Das Lazarett mit Kreuzbandrissen, Viruserkrankungen, Operationen und Gehirnerschütterungen umfasst gleich sieben Spieler. Sieben nicht unwichtige Spieler, die in der letzten Saison auf insgesamt 114 Ligaspiele, sechs Tore und drei Assists gekommen sind. Der Stammtorhüter, die Verteidigung, das Mittelfeld, überall klaffen durch diese Ausfälle gehörige Löcher. Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen wieder. Zum Auftakt eine knappe 2:1-Niederlage gegen Horn, und dann zwei saubere Klatschen. 0:4 gegen Blau-Weiß, 0:3 gegen Amstetten. Und dabei mit Alem Pasic auch gleich den nächsten Innenverteidiger mit Gelb-Rot verloren, nochmals 25 Einsätze und ein Assist der vergangenen Saison nicht einsatzbereit. In Steyr tickt die Zeit nicht nur gegen die Mannschaft, vor allem gegen den Trainer. In der Liga seit sieben Spielen ohne Punktegewinn, der letzte Punkt vor eigenem Publikum stammt vom 9. April. Es raschelt im Blätterwald, Trainer Andreas Milot wird von den Medien nicht nur angezählt, sondern bereits weggeschrieben, noch bevor sich Präsidium und Spielerrat getroffen haben. Und man weiß auch schon, wer an der Enns ante portas stehen soll: Daniel Madlener, das Vorarlberger Herz der Oberösterreicher. Es dürfte wohl seine Erfahrung als Spieler bei den Roten sein, nicht so sehr seine Trainererfahrung, die ihm zum Top-Kandidaten der schreibenden Zunft machen. Denn Nenzing, Schlins, Bludenz, Andelsbuch, Lustenau, AKA Vorarlberg in Mehrerau und Bregenz klingt eher wie ein Ländle-Geographie-Quiz denn nach einem Lebenslauf für höhere Aufgaben. Nichtsdestotrotz, die kleinen Taschenuhren an der Steyr machen tikke takke tikke takke, viel Zeit ist nicht mehr übrig.

Bim Bam

Die einen müssen gewinnen, um das Investment zu rechtfertigen, die anderen, um ihre Haut zu retten. Eigentlich ja gute Voraussetzungen, um ein offensives Spiel zu erleben, wäre nicht gerade die Offensive, das Toreschießen der Schwachpunkt hüben wie drüben. Die Zeit wird jedenfalls ohne Erbarmen weiterlaufen.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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Autor: Stefan Weis

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