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Offene Beschwerde an irgendwen

Bevor ich zum sportlichen sowie emotionalen Teil der Auswärtsfahrt nach Steyr komme, möchte ich etwas loswerden. Etwas, was mich als (angeblich) „freier“ Bürger Österreichs nachdenklich stimmt und was man als unbescholtener(!) Eingeborener des Staates Österreich mitunter über sich ergehen lassen muss. Da wir in einer Demokratie leben, in der man hoffentlich noch seine Meinung äußern darf, will ich das auch tun.

 

Nicht alles Gute kommt von oben

Als aller erstes darf man schon einmal hinterfragen, was das Riesenpolizeiaufgebot bei einem befreundeten Regionalligisten, wie das bei unserem Cup-Auftritt der Fall war, sollte? (immerhin absolviert in dessen Sportstätte unsere dritte Herrenmannschaft ihre „Heimspiele“). Noch dazu in der eigenen Stadt und das zusätzlich mit Drohnenüberwachung(!).

Als Nächstes kommt die riesige „Sicherheitszone“ rund um das Spiel gegen unseren Angstgegner aus Lafnitz dran. „Hochrisiko-Gegner Lafnitz“ – Geht’s eigentlich noch? Vielleicht haben die Behörden das mit dem „Angstgegner“ falsch verstanden. Nachvollziehbar ist so ein Quatsch sicher nicht und bei wem die Räder da verkehrt herum laufen, entzieht sich meiner Kenntnis! Die sogenannte „Gefahreneinschätzung“ der Behörde ist jedenfalls fern jeglicher Realität.

Und zum Darüberstreuen wurde die schwarz-grüne Anhängerschaft (egal ob aus Ost oder West kommend) bei ihrem Auswärtsauftritt im oberösterreichischen Steyr mit einer Drohne über ihren Köpfen empfangen. Bedrohlich knapp über einem schwebte dieses unheimlich Ding, das ein wenig aussieht wie eine Mischung zwischen Gozilla und einer Riesenspinne. Reichen zwei (!) Kameras der Polizei nicht mehr aus oder sollte man gar in Hollywood um mehr Equipment anfragen?
Was will man damit bezwecken? Was soll es an Mehrwert bringen? Leben wir jetzt in einem totalen Überwachungsstaat? Was steckt dahinter? Jedenfalls ist das eine bodenlose Frechheit dem freien Bürger gegenüber und darf, nein muss, hinterfragt werden!

Unter Generalverdacht

Ich, als unbescholtener Bürger, fühle mich dadurch vorverurteilt, massiv beobachtet und in meiner Freiheit eingeschränkt. Dieser Unsinn betrifft bei weitem nicht nur irgendeine Szene. Und selbst wenn, so etwas geht gar nicht! So wird jeder Stadionbesucher unter Generalverdacht gestellt und zudem belästigt. Wenn man präventiv auch nur irgendetwas ausrichten möchte, so sollte man das Gespräch suchen. Aber man hat den Eindruck, es geht gar nicht darum etwas auszurichten oder gar zu ändern. Es geht um Präsenz, um den Aufbau von Druck und eine Machtdemonstration, der der Bürger ohnmächtig gegenübersteht. Drohgebärden sind also besser, als Lösungen zu finden und deeskalierend zu wirken? Eine mehr als fragwürdige aber ebenso altbekannte, wie auch dumme und zum Scheitern verurteilte Strategie. So baut man kein Vertrauen auf, sondern verspielt dieses komplett. Auch bei den Bürgern, welche sich als „normale Fußballanhänger“ bezeichnen. Dieser Schuss kann nur nach hinten losgehen. Zudem stellt diese Vorgehensweise eine Ungleichbehandlung dar. Diese Drohne schwebte nämlich ausschließlich über dem Innsbrucker Anhang.

15 Monate und sechs Tage

Zurück zu erfreulicheren Dingen. 15 Monate und sechs Tage – so lange musste man nun warten, um erneut in die Ferne reisen zu dürfen. Das letzte Auswärts-Ligaspiel, zu dem man noch fahren durfte, ging Anfang März 2020 in Dornbirn über die Bühne. Wer sich noch erinnern kann, damals mit einer „atemberaubenden“ Choreografie des Fanclubs „Wacker Unser“. Die raubte einem echt den Atem. Drei Tage später brausten die Schwarz-Grünen erneut durch das Loch unterm Arlberg, nach Lustenau zum Cuphalbfinale. 1500 Mitgereiste haben im Ländle erneut für ein richtiges Spektakel gesorgt. 15 Monate und sechs Tage später (Innsbrucker Reichenau Mal ausgenommen) ging es nun wieder in die Ferne und darum war Steyr in Oberösterreich ebenso was ganz Besonders. Etwa 70 Schwarz-Grüne sind vom Westen in die drittgrößte Stadt Oberösterreichs angereist. Der Rest der knapp 150 Fans im Auswärtssektor kam aus dem Osten der Republik. Ein Fest für den Fanclub Niederösterreich West (Constant). Ein Teil davon ist schon seit den Siebzigerjahren in Sachen Wacker Innsbruck unterwegs. Regelmäßig rollte auch ein Bus mit 66 Wackeranhängern vollbesetzt in Tirols Landeshauptstadt ein. In Liga 2 ist es schwieriger geworden. Darum hoffen unsere Fans im Osten so sehr, dass der Aufstieg bald gelingen mag.

Ach, wie war das schön…

… Freunde zu sehen, mit ihnen zu reisen, tolle Momente zu erleben und in weite Ferne zu düsen. Für zwei Stunden Fußball. Verrückt, aber unser Lifestyle. Das Spiel bei Vorwärts Steyr wurde dann auch so. Nicht nur, weil wir jetzt derart lange ausgesperrt waren, sondern weil das Stadion in Steyr was Besonderes ist. Das erinnert mich etwas an das altehrwürdige Tivoli. Nur knapp über 1000 Zuseher waren gekommen, aber es herrschte eine tolle Stimmung. Mitverantwortlich dafür war auch die „Szene Steyr“, welche sich wahrlich hören lassen kann. Beide Kurven waren stimmlich gut aufgelegt. Obwohl die Roten bis zur Nachspielzeit keine Chancen heraus gespielt hatten und die Schwarz-Grünen lange gebraucht haben (trotz drückender Überlegenheit), um so etwas wie Gefahr zu erzeugen. Schlussendlich wurde es aber ein hochverdienter Auswärtssieg, gegen eine so nicht ligataugliche Vorwärts-Mannschaft. Auf die Hektik in den letzten Minuten hätte man jedoch verzichten können. Aber ich hatte mich ohnehin schon auf „Drohnenjagd“ begeben (siehe Bild).

Lang ist’s her

Steyr hatte sich bei mir irgendwie selten ergeben. Mein letzter Besuch dort war zum Einstand von Legende Pipo Gorosito. Der hat sich dann auch mit einem herrlichen Weitschusstreffer bei uns vorgestellt. Aber das Ergebnis vom Freitag ist mir lieber, denn damals hatte es nur einen Punkt gegeben. Unsere Fans waren dafür kreativ. Immer wenn das heimische Publikum „Vorwärts“ skandiert hatte, hallte es „Rückwärts“ zurück. Den Ergebnissen nach war dieser Spieltag eine Runde für uns. Nun liegt man einen Punkt hinter Tabellenführer Lustenau, wo man am kommenden Wochende antritt. Sicher mit viel Unterstützung aus der Heimat, denn Lustenau war noch immer eine Reise wert.
Weiter gut am Weg ist FCW II. Das 2:2 gegen Favorit Kitzbühel, den man am Rande einer Niederlage hatte, kann sich sehen lassen. FCW III ist weiterhin in Torlaune. Dem 9:2-Kantersieg im Derby gegen Veldidena ließ man einen 5:0 Sieg bei Roppen/Karres folgen. Die tollen Momente in Schwarz-Grün gehen also munter weiter!

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Autor: Rudolf Tilg

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