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Butterfahrtl zum Tabellenführer

Um es vorwegzunehmen, was war das für ein rassiges und hochklassiges Westderby! Das hatte alles, was ein Fußballfest braucht. Nur für uns leider mit dem falschen Ergebnis. Fußball ist ein Ergebnissport. Es zählen Tore und Punkte. Für den Verein, für die Spieler und die Tabelle. Aber für viele Fans zählt auch Einsatz, Leidenschaft und für Schwarz-Grün alles zu geben. Und die waren da. 400 mitgereiste Wackerianer haben alles gegeben, waren vor Ort und erzeugten ein stimmgewaltiges Spektakel. Alles andere liegt nicht in der Hand (oder besser gesagt, in der Stimme) der Anhänger. Und auch ihre Mannschaft hat alles gegeben!

 

Gefährliche Liga Zwei

Diese Liga kommt nicht sonderlich gut an und wird oft unterschätzt. Außerdem verschlingt es sehr viel Geld, in ihr zu spielen. Weite Anreisen, wenige Zuseher, zu hohe Auflagen und Sicherheitskosten sowie auch sehr wenig TV-Geld. Die letzten beiden Punkte sind klar zu hinterfragen. Praktisch in jedem Land wird die zweithöchste Spielklasse mehr geschätzt, als hierzulande. Dann wundert man sich, warum sich diverse Vereine so schwertun. Die einen wollen nicht rauf, die anderen können nicht und wiederum andere dürfen nicht aufsteigen. Auch gibt es alle Jahre wieder ein Chaos um diese Auf- und Abstiege. Theoretisch könnte der Tabellenachte der zweiten Liga auch noch in die Bundesliga aufsteigen. Einen Absteiger hat man in den letzten Jahren vergeblich gesucht. Aus dem Westen wird sich auch heuer nur schwer jemand finden lassen, der in diese teure, für Zuschauer unverständlicherweise unattraktive Liga auch aufsteigen will. Einzig Imst hat Ambitionen und natürlich FCW II, sollten die Profis den Aufstieg in die Bundesliga schaffen. Wie es bei den Vorarlbergern aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis, aber Bregenz sollte das Potential haben. Aus dem Osten würde ich ein paar Vereine mit Handkuss nehmen. Die würden die Liga zum Hammer machen. Aber selbst Kaliber wie die Vienna tun sich recht schwer.

Fußballfest in Liga Zwei

TV-Kommentatoren sowie Experten sind oft begeistert über das hohe Niveau unserer zweiten Liga. Zuschauertechnisch bleibt es aber eher bescheiden. Dass es anders geht, hat letzte Woche Steyr bewiesen. Ein tolles Erlebnis in einem kleinen aber feinen Stadion. Dass es noch weit besser geht, hat das kleine Westderby am Freitag in Lustenau gezeigt. Wieder ein kleines aber  dafür feines Stadion, mit „feurigen“ Fans auf beiden Seiten. Angereist wurde mit mehreren Bussen und unzähligen Privatfahrern. Etwa 400 dürften es aufseiten der Innsbrucker gewesen sein. War schon die Anfahrt so wie auch Rückreise in den Bussen ein richtiges „Butterfahrtl“ unter guten Freunden und Gleichgesinnten, hat die Atmosphäre im Lustenauer Stadion das noch getoppt. Einziger Wermutstropfen: es gab diesmal keine legendäre Lustenauer Bratwurst. Zumindest nicht im Auswärtssektor.
Rund 3000 Fans im „Reichshofstadion“ haben dann für eine echte (feurige) Derbystimmung gesorgt. Einfach herrlich. Wir hatten mehrere Fans aus Deutschland im Sektor. Einer aus dem Allgäu extra Angereister hat gemeint, so etwas ist einzigartig. Die großen Arenen sind das eine. Aber das wie in Lustenau oder Steyr gefällt besser, wenn man mal dabei war. Auf jeden Fall gab es eine tolle Stimmung auf den Rängen. Klare Derbysieger dürfte (nach meinem Gehör zu schließen) der schwarz-grüne Anhang gewesen sein.

Am Spielfeld war das Derby ein Spiegelbild des legendären Cup-Halbfinales 2020. Die Entscheidung fiel durch einen Standard. Aufopfernd und leidenschaftlich kämpfende Innsbrucker, welche ab der 14. Minute mit einem Mann weniger auskommen mussten, schafften es die numerische Unterlegenheit vergessen zu machen. Wacker ging sogar in Führung, musste aber postwendend den Ausgleich hinnehmen. Nur selten und nur über einen kurzen Zeitraum waren die immer ruppiger werdenden „Gsis“ überlegen. Nach deren Führung durch einen – zugegeben – tollen Freistoß, haben die den Spielbetrieb plötzlich eingestellt und sich dem Ringkampfsport verschrieben. Der FCW hatte noch gute Chancen auf den Ausgleich, doch der wollte nicht mehr gelingen.

Geraubte Punkte?

Den Unterschied im Ergebnis machte der Lustenauer Tabakovic aus. Beim Stande von 0:1 setzte sich der wuchtige Stürmer unwiderstehlich durch. So etwas ist nicht zu verteidigen. Eine Wucht, eine „Torgeilheit“ – etwas was Wacker zurzeit leider komplett fehlt. (Auf einen Spieler, der unbedingt zu einem anderen Verein will, könnte ich aber auch verzichten.) Da wurden auch zwei „aufgelegte“ Topchancen (Holz und Gallé) vernebelt. Die besten Möglichkeiten wurden liegen gelassen. In der Offensive fehlt die Wucht und das Selbstverständnis sich auch einmal im Strafraum richtig durchzusetzen. Das war mit ein Grund der Niederlage. Ein weiterer war Schiri Dr. Safak Barmaksiz. Unser angebliches Abseitstor würde ich mir gerne mit einer gezogenen Linie ansehen. Außerdem gab es vor dem Freistoß, welcher die Niederlage besiegelt hatte, gar kein Foul. Dazu hätte der Lustenauer Berger in der 2. Halbzeit nach einem rüden Foul von hinten mit einer glatten Roten Karte vom Feld müssen. Das waren gravierende und entscheidende Fehlentscheidungen!

Alles für die Kurve

All das kann der Fan nicht beeinflussen. Die Auswärtsfahrt nach Lustenau war aber trotzdem ein tolles Erlebnis. Verbundenheit, Zusammenhalt und weit über 90 Minuten für die Kurve, für den Verein alles geben. Das wurde gemacht und die unterlegene Mannschaft wurde noch sehr lange nach Ende der Partie gefeiert. Die Mannschaft hat verloren, aber nicht der FC Wacker Innsbruck. Solche Erlebnisse kann man nicht kaufen.
Es ist nun einmal so, dass für ein erfolgreiches Spiel mehrere Faktoren mitspielen müssen. Es ist schwierig, wenn man mit Jamnig, Viteritti, Fridrikas, Zaizen und nach einer Viertelstunde auch noch Aydin, fast die gesamte Kreativabteilung vorgeben muss. Pfeift darauf, es geht weiter! Alexander Gründler kam nach dem Spiel zu mir und bedankte sich. Verloren, aufgerichtet und von den Fans gefeiert, das ist der FC Wacker Innsbruck und deshalb liebt Alex seinen Verein. Verzweifelt aber beeindruckt. Kopf hoch. Wir sind da. Sooft es geht!
Gar zu oft, sollte so ein Ergebnis aber nicht passieren, denn für die gezeigte Leistung gilt es sich mit Punkten zu belohnen.

Wacker Innsbruck II schickte den SV Hall mit einer 6:0-Packung von ihrem „Heimspielort“ weit im Oberland (Stams) zurück ins Unterland. Und in der Reichenau, mit freier Sicht auf den Innsbrucker Hausberg, vollbrachte Wacker III ähnliches und besiegte vor den Augen der Wacker-Legende Stani Tscherchessov den FC Patscherkofel mit 4:1. Wobei die Burschen eine interessante „Taktik“ anwenden. Auf ihren Spielmaterialkisten steht nämlich U11 drauf. Nicht weit gefehlt, denn der älteste Wacker III Spieler ist zarte 16 Jahre…

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Autor: Rudolf Tilg

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