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Leberkas

Wenn ich an Linz denk, denk ich an das Lentos. An Bruckner. An Ars Electronica. An Stahl. An Fußball. Und an Fleischkas-Semmel. Pardon – Leberkas. Linz ohne Leberkaspepi, kaum vorstellbar. Rathausgasse 3, Uhrzeit beinahe egal. Oder am Hauptbahnhof, zum Mitnehmen bitte. Flughafen Wien? Kein Problem. Im Fußballstadion? Selbstverständlich. Aber sicher nicht bei Blau-Weiß Linz. Da ist der Boykott gegen den Iran ein Lercherlschaß dagegen. Die Stadt ist geteilt, der Leberkas zeigt’s deutlich.

 

Wie heißt?

Dabei ist der Leberkas ja fast eine lebende Metapher für alles. Die einen sagen Fleischkas, die anderen Leberkas. Meinen tun’s dasselbe. Und nur, weil jemand Neuburger sagt und auf g’scheit macht, ist er noch lange nichts Besseres. Ob Vöest, Stahl oder Blau-Weiß, gemeint ist immer nur ein Verein. Einer, der 1997 gegründet worden ist und dennoch auf eine 75jährige Vereinsgeschichte zurückschauen kann. So, wie man auch beim Leberkas nicht weiß, wann er eigentlich entstanden ist. Brühwurstprodukte gibt es schon lange, aber die Bayern wissen, es war ihr Karl Theodor. Also nicht der Guttenberg. Obwohl, kann sein, dass er auch das behauptet, dass es von ihm ist. Der Wittelsbacher Kurfürst Karl Theodor, der 1777 im Zuge des bayerischen Erbstreites mit Kind und Kegel und Hofmetzger nach München übersiedelte. Der Fleischauer hat dann eines Tages fein gehacktes Schweine- und Rindfleisch in Brotformen gegeben, gebacken, voilà, Leberkas. Den hatten jetzt die Bayern, das Innviertel bekamen dafür die Oberösterreicher. Zumindest letzteres stimmt, das mit der Fleischkaserfindung wohl eher nicht. Aber wen juckt es, da wie dort. Die Linzer juckt’s, denn zu gerne wird bei den Zebras behauptet, die Blau-Weißen wären ja eigentlich nur verkleidete Tschiggbuden-Kicker, nicht mehr. Und die einzig wahren Linzer, das wären die LASKler – wobei die ja gar nicht in der Stadt spielen, sondern in der Vorstadt. Nebenbei, in Pasching, da gibt es auch eine Filiale vom Leberkas-Pepi. Und auch in Klagenfurt. Ein Schelm, wer denkt, die Leberkassemmeln seien der Wander-Lizenz des Franz Grad gefolgt, der damals auch dafür gesorgt hat, das der ASK vorne und hinten ein Linz hat, damit dem Verein überhaupt jemand glaubt, dass er aus der Stadt käme…

Wer bist?

Linz ist zweigeteilt. Die Möchtegern-Proleten und Alltagsphilosophen bei Blau-Weiß, die Möchtegern-Besseren und Alltagsbürgerlichen beim LASK. Genauso, wie es Bundesligavorstand Reinhard Herovits 2018 gerne sehen würde: „Oben ist Freizeitdienstleistung, Glitzer, Glamour, Show, Shampus und Scampi. Unten ist es Leberkäse und Bier.“ Also, ganz unabhängig davon, dass ich nicht weiß, in welchen Bundesligastadien zwischen Wolfsberg, Hartberg und Ried er Scampi in seinem Semmel findet, Leberkas lacht mich da mehr an. Und offensichtlich auch die Bundesligisten, ist doch der Pepi sogar Sponsor der Zebras. So sehr, dass es bei Heimspielen im VIP-Sektor Fleischkäse aus seiner Produktion gibt, sogar, als die Linzer in Schwanenstadt spielten. Bei Blau-Weiß kriegt man auch gebackene Brühwurst in Quadratform, fingerdick geschnitten. Aber nicht vom Pepi. Da hört sich der Geschäftssinn auf, und auch der Versuch, soziale Barrieren zu überschreiten, die man selbst durch die einfache Nahrung im Bling-bling-Bereich zu überwinden sucht. Die Buggler sollen sich ihr Einsermenü bei wem anderen besorgen. Denn LASK, das ist ganz nach der Wunschvorstellung des Bundesligavorstands Glitzer und Glamour und Show. Blau-Weiß – die meiste Zeit seiner Geschichte nur ein Arbeiterverein, dreckig-grau und dennoch manchmal erfolgreich. Einer, der sich aus dem Hochofen-Gelände rekrutierte. Einer, der Stahl bog und auch Gegner. Einer, der einen Meisterteller in die Höhe strecken durfte und Barcelona im Europapokal der Landesmeister ein torloses Remis abtrotzte. Und dennoch gefressen wurde, vom großen, sauberen Bruder mit weißen Hemden.

Was machst?

Ein Blau-Weißer weiß also, was „leben“ bedeutet. Was das Leben so an Überraschungen bringen mag. Da ist man von ein paar Rückschlägen nicht gleich zu Boden geworfen. Und wenn man doch mal am Boden liegt, steht man halt wieder auf. Ausgelöscht? Neugegründet. Heimatlos? Auf Besuch. Pleite? Gespart. Da können Talente und Torfabriken wie Fabian Schubert nach St. Gallen gehen, Nicolas Wimmer nach Klagenfurt, egal. Es kommt immer wieder etwas nach. Und das, was nachkommt, ist noch immer torgefährlich genug um drei Tore mehr zu erzielen als die wackere Offensive. Und gleich gut hinten zu stehen wie die Innsbrucker. Und zwei Punkte mehr am Konto zu haben als die Schwarz-Grünen. Blau-Weiße sind Buggler, und mit Bugglern spaßt man nicht.

Bild von RitaE auf Pixabay

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Autor: Stefan Weis

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