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GESTAN WOR A SCHWARE PARTIE FÜR MI

Der FC Wacker Innsbruck sagt in der 10. Runde der Liga 2. dem Kampf um den Meistertitel leise ade. Und das mit einer beschämenden Leistung gegen den amtierenden Meister Blau-Weiß Linz. Schon vor der Pause hätte die Niederlage besiegelt sein können und nach der Pause ist eine Halbzeit gefolgt, wie ich sie in ganzen 47 Jahren selten erlebt habe.

Was soll das?

Durchhalteparolen, schönreden, das Positive beschwören oder besser doch Tacheles reden? Selten war ich in den letzten 14. Jahren sprachlos. Am liebsten würde ich gar nichts zum sonntäglichen Vormittagsdesaster schreiben. Das war noch nie der Fall. Man kann mal Böcke schießen und es läuft nicht. Der Trainer stellt sich vor die Mannschaft und die Spieler versprechen eine Reaktion und dann brauchen die einen Defibrillator. Kein einziger gefährlicher Torschuss in den zweiten 45. Minuten. Ein Torjäger, der einen einzigen Abschluss zu verbuchen hat, der aufgrund fehlender Zuspiele verhungert und ohnehin gefühlt völlig falsch eingesetzt wird. Was ist da bloß los? Ich kann nicht anders, wie Tacheles schreiben. Denn ich bekomme hautnah mit, wie es unseren Anhängern jetzt geht.

Reißt euch am Riemen!

Ich will jetzt gar nicht damit anfangen, dass viele unserer Anhänger ab Mitternacht den weiten Weg nach Graz auf sich genommen haben, oder an einem Dienstag nach Amstetten reisten. Das ist auch kein muss. Ein MUSS ist aber, dass jeder Spieler dafür verantwortlich ist seine bestmögliche individuelle Leistung abzurufen und das Trainer- und Betreuerteam die Voraussetzungen dafür zu schaffen hat, dass dies auch wirklich möglich ist. Jeder hat gesehen, dass die Schwarz-Grünen davon in den vergangenen drei Spielen meilenweit entfernt waren. Und dann hört man Ausreden, alla turbulente Vorbereitung, Verletzungen und so weiter. Mag alles stimmen, aber vorher waren das Spiel in Floridsdorf und dann das Hammerspiel gegen den FC Liefering. Galt da die schwierige Vorbereitung und das Verletzungspech etwa nicht? Und allein an den Verletzungen zweier Stammspieler kann man die gestrige Leistung ganz sicher nicht festmachen. Da wurde im Vorfeld Besserung gelobt, der Trainer stellte sich vor die Mannschaft und eine Reaktion auf das so miese Spiel gegen den GAK heraufbeschworen… Und dann präsentiert man sich SO? Für alle, die das Spiel gesehen haben, „wor des a schware Partie“. Es bleibt ernüchtert festzuhalten, dass nach zehn Spielen der Rückstand auf die Spitze 12 Punkte beträgt und ganz offensichtlich aus dem vorhandenen Potenzial viel zu wenig gemacht wird. Der Input (finanziell, emotional) ist bei weitem größer als der Output (Punkte, Leistung). Das muss sich schleunigst ändern! Alle Beteiligten, von der sportlichen Führung bis zum Kaderspieler mit wenig Einsatzzeit, müssen sich hinterfragen. SO kann es unter keinen Umständen weitergehen!

War diesmal der Föhn schuld?

Die Bäume im Süd-Osten hinter dem Tivoli bogen sich im Wind. Sogar das Rauschen der Blätter war nach dem Führungstreffer der Linzer zu vernehmen. Gespenstisch, wie „laut“ Stille in einem normalerweise stimmungsvollen Stadion sein kann… Und die Schwarz-Grünen wussten es schon vor Spielbeginn. Wacker bezieht heute Prügel. Oh nein, in der Olympiaworld wurden keine Bäume gepflanzt. Das war einmal im altehrwürdigen Tivoli so. In den Siebzigern und Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Föhnpartien habe ich verflucht und das war nicht gerade selten der Fall. Auch nicht selten, dass der FCW dann tatsächlich Prügel bezogen hat. Sogar Ernst Happel mit seinen Starspielern im Cupfinale gegen den Zweitligisten FC Krems. Nur einmal, in einem Europacupspiel gegen den AC Torino hat Hansi Müller den Föhn ausgenutzt und einen Eckball direkt verwandelt. Legendär. Aber auf diese Tradition kann ich getrost verzichten. Und weil wir schon bei alten Zeiten sind, sollte sich jeder im sportlichen Umfeld des FCW einmal Gedanken machen, warum Schwarz-Grün das ist, was es jetzt ist. Weil es Spieler gab, die so nebenbei bei einer Bank gearbeitet haben. Zu Mittag mal schnell nach Salzburg eilten, um Celtic Glasgow mit 3:0 zu besiegen und am nächsten Tag wieder in der Bank gestanden sind. 3000 bis 5000 Schilling (!) hat ein Spieler damals bekommen. Dazu eine Punkteprämie. Und die haben sich buchstäblich für den Verein den Arsch aufgerissen. Ob Innsbruck in der Neuzeit eine Wohlfühloase ist, kann ich nicht beurteilen. Aber wenn schon der Föhn Tradition hat, sollte das Arschaufreißen ebenso Tradition haben. Also bitteschön!

Gefährliche Situation

Im Gegensatz zu früher gibt es in der heutigen Zeit unendlich viele Freizeitmöglichkeiten. Fußball aus der Konserve ist ebenso praktisch rund um die Uhr verfügbar. Täglich können die Superstars des Fußballs im TV bewundert werden. Das Schreckliche daran ist, um seinen Verein immer zu sehen, braucht man dazu schon mehrere Abos. Aber all dieses ist wie eine Verpflichtung, dass sich Spieler wie etwa beim Wacker Innsbruck buchstäblich zerreißen, um in dieser Fülle von Angeboten nicht gänzlich unterzugehen. Knapp 2000 Zuseher am Sonntagvormittag sind im Ligavergleich (leider) gar nicht so schlecht. Aber wie wird es dann aussehen, wenn man weiter so eine Performance abliefert? Will man sich als Sportunternehmen sehen, muss man seinen Fans was bieten. Und weil wir ein Fußballunternehmen sein wollen, hängt alles vom Geschehen am Rasen ab. Aber wenn man weiter so spielt wie fußmarode Ministranten, wird sich die seltsame Atmosphäre im Stadion wiederholen. Bitte nicht noch einmal! Liebe Spieler, reißt euch am Riemen. Für euch, für uns, für den FC Wacker Innsbruck!

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Autor: Rudolf Tilg

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