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Der FCW auf hoher See

Es schwimmt ein Schiff namens Wacker Innsbruck auf stürmischer See. Teile davon stehen schon in Flammen – oder doch nicht? Das Heck ist ramponiert, der Bug schwappt hin und her und will einfach nicht ans Ziel gelangen. Der 108-jährige Kahn wurde schon oft torpediert, regelrecht unter Beschuss genommen und so mancher Kapitän schien schon damit unterzugehen. Es schien aber nur so. Der Lack war zwar schon des Öfteren ab und das Schiff wurde gar einmal komplett neu gestrichen. Auf ruhiger See schifft es sich dann auch wesentlich leichter. Vermeintlich, denn in spanischen Gewässern wurde auf den aufgemotzten Kahn wirklich scharf geschossen und so ist mitten im Herz des Reeders einiges zu Bruch gegangen. Damit hat das Wellental rund um den schwarz-grünen Kutter erst begonnen. Bis der sehenden Auges in einen Strudel gesteuert manövriert wurde und dabei nicht nur abgesoffen ist, sondern den einst so stolzen Hafen im eigenen Land gleich einmal mitgerissen und dessen Ruf vernichtet hat.

 

Wie schifft es sich weiter?

Dabei war der FC Wacker Innsbruck einst ein so stolzes aufstrebendes Schiff. Eine vermeintlich unantastbare spanische Galeone namens Real wurde in dessen eigenem Hafen mit einem einzigen (Poldi) „grausamen“ Schuss versenkt. So etwas hatte vorher noch kein einziger Kutter aus der Provinz geschafft. Die heimischen Gewässer hat man sehr lange dominiert, wie es jetzt aktuell nur ein reiches Kreuzfahrtschiff macht. Die betreiben aber eine ganze Flotte und ihr Reeder scheint flüssiger zu sein, als es die ganzen heimischen Gewässer zusammen sind.
In den europäischen Meeren hat das Schiff aus den Bergen Tirols deutsche sehr erfolgreiche Kriegsschiffe samt dessen Eliteeinheiten beinahe zum Kentern gebracht. Ein Britisches machte dabei sogar die „Schotten“ dicht und wurde mit drei Volltreffern glatt zum Meeresgrund geschickt. Weitere Eroberungen sollten folgen.

Ja, der schwarz-grüne Kahn hat viel erobert. Aber geriet auch immer wieder in ein Wellental. Unglaublich die letzten Jahre. Eh schon beschrieben, wie unser Kutter nun vermeintlich aussieht. Aber der schwimmt noch immer. Auch, wenn der nächste Steuermann nun über Bord gegangen ist. Angeschlagen von unzähligen Torpedotreffern aus den unterschiedlichsten Richtungen, selbst aus dem Heimathafen, wird trotzdem immer weiter gesegelt. Auch wenn der Seegang hoch ist und die Wellen über einem hinwegschwappen, andere Schiffe wären schon längst im tiefsten Abgrund der Fußballoziane verschwunden. Nicht so unser alter Kutter. Der hält sich hartnäckig über Wasser und ist er noch so schwer zu steuern. Vielleicht schafft das nun der neue Steuermann. Der stammt aus Japan, ist aber in Tirol seit Jahrzehnten verwurzelt und heißt zumindest bis zur WInterpause Masaki Morass. Der kennt das wackere Schiff in- und auswendig, ist ein echter Wackerianer und es bleibt zu hoffen, dass Masaki seiner Besatzung nicht nur das Rudern beibringt, sondern das segeln hart am Wind. Der Zielhafen ist zwar sehr weit entfernt, aber irgendwie noch nicht außer Reichweite.

Was ist mit den Passagieren?

Ein Schiff hat ja auch Passagiere. Der FC Wacker Innsbruck hatte einst sehr viele davon. Lange Zeit war er das Flaggschiff in Österreich und hat einst sogar unterklassig mehr Passagiere aufgenommen, als alle ranghöheren Schiffe zusammen. Alles Vergangenheit. Das starke Wellental hat deutliche Spuren hinterlassen. Aus unterschiedlichen Gründen. Einmal auf, dann wieder ab, oje, da wird man doch seekrank. Ein Generationenwechsel ist normal. Nur, ich sehe kaum einen. Die älteren Passagiere wollen oder können nicht mehr. Viele haben eine Familie gegründet und wollen nicht mehr zur See oder machen eine Pause. Beruflicher Stress und anderweitige Ausrichtung tun das Weitere dazu. Und ein Schiff, das ständig Mühe hat, sich über Wasser zu halten, das immer wieder aus verschiedensten Richtungen beschossen wird und das davon auch Schäden davongetragen hat, tut sich schwer mit den sündteuren Konkurrenten aus internationalen Gefilden mitzuhalten. Und damit tut es sich auch schwer, neue Passagiere begrüßen zu dürfen. Zumal die ja auch Jahr für Jahr hoffen ganz andere Häfen anlaufen zu können, als nur Zweitklassige. Außerdem bietet unser Land unzählige Möglichkeiten, außerhalb der Fußballgewässer. Aus dem Generatioswechsel wurde so ein Generationenenverlust.

Mythen, Geschichten und Unglaubliches

Ich alleine wüste Hunderte solcher schwarz-grüner Passagiere, die uns heute schmerzlich abgehen. Normal ist ein Kommen und Gehen. Bei uns ist es Großtenteils nur mehr ein Gehen. Das tut weh, ist aber nachvollziehbar. Die virtuelle und internationale Konkurrenz ist unersättlich und immer verfügbar. Dabei ist der FC Wacker Innsbruck ein Schiff, das seine Geschichte, seine Geschichten und Mythen hat. Als eines der ganz wenigen Österreichs. Ich alleine könnte einen Frachter damit füllen. Aber es gibt noch viel mehr davon. Gerüchten zur Folge, so viele, wie Fische im Meer…

So wurde ja nicht nur einmal zusammen mit der Mannschaft im Flieger durch Europa gereist. Da hat schon mal Legende Didi Constantini vor Journalisten die Fans in Schutz genommen. Ein Flieger kam einst zu spät nach Glasgow. Dabei ist ein Fan mit der Whiskyflasche in der Hand in einem Brunnen verschwunden. Ob der je wiedergefunden wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Beim Rückspiel erwiesen sich unsere Anhänger als Orakel. Mit dem Transparent, „3:0 in Lehen – Celtic auf Wiedersehen“ hatten sie den Nagel auf den Kopf getroffen. 
Der Brand im damals nagelneuen Tivoli unter der Nordtribüne beim Westderby hat ebenso seine Geschichte. Papierrollen haben Feuer gefangen und das bei einer ohnehin heißen Partie. Mit anschließender Gerichtsverhandlung der angeblichen Verursacher. Der ORF hat aber auf Kostenersatz wegen verschmorter Kabel verzichtet. Choreografien, das konnten zu der Zeit nur die Hütteldorfer und die Schwarz-Grünen. Das bringt Einschaltquoten und der Sender ist extra früher eingestiegen. Denen hats getaugt, dem Schiri hats getaugt, dem Staatsanwalt diese Aussagen dafür weniger. Verurteilt wurde übrigens niemand. Das hätte auch durch eine weggeworfene Zigarette passiert sein können.

Auch die neuere Zeit hat unzählige solcher Geschichten. Viele davon auch nachzulesen im tivoli12 magazin. Fünf Busse zu einem Geisterwestderby nach Oberösterreich. Fahrt nach Hartberg um fünf Minuten vom Spiel zu sehen. Zu Besuch bei der originalen Wiener Fankultur, Polizeischikanen in Wien und Salzburg und und und…
Beim Wunder von Wolfsberg ist einer nicht ins Stadion gekommen und hat sich in ein Wettbüro gesetzt und auf Wacker gewettet. Beim Stande von 2:0 für Wolfsberg hat er den Wettzettel verbrannt und erst beim Bus erfahren, dass wir gewonnen haben und so einiges Geld in Kärnten gelassen. Und so könnte ich fast ewig fortfahren.

Wellengang hin oder her – wichtig ist, dass man nicht sinkt und an Bord bleibt. Langweilig wird es wirklich nie! Ein leeres Schiff ist ein Geisterschiff, davon fahren in der Bundesliga schon zu viele herum. 

Unter Deck

Auch unter Deck wurde an diesem Wochenende gekickt. Die Matrosen von Wacker II haben in einem Innsbrucker Stadtderby in HATTING den SVI empfangen. Eine hart umkämpfte Piratenschlacht. Acht gelbe Karten und zwei Kontrahenten wurden mit Glatt-Rot und Geld-Rot über die Blanken gejagt. Endstand 3:1 für den FCW. Was für ein Fight. Und unsere weibliche Besatzung setzte den direkten Konkurrenten aus Südburgenland vier Torpedos ins Netz. Aber auch unglaublich, wie oft man trotz der vier Volltreffer daneben zielen kann. Hoffentlich sind noch ein paar Kanonenkugeln für die nächsten Schlachten übrig. Die Enterei unserer Damen hat sogar den Weg in den ORF Tirol gefunden. Schau schau. Noch deutlicher machten es die Nachwuchsmatrosen von FCW III, die den SC Imst II mit 5:1 versenkt haben. Nach dem dunklen und stürmischen letzten Wochenende samt einem Tsunami tut es sehr gut, auf ruhiger See dem Sonnenuntergang entgegen zusegeln. So soll es weiter gehen!

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Autor: Rudolf Tilg

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