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Was für ein Comeback!

Vor drei Runden, nach der bitteren Niederlage gegen Blau-Weiß Linz war die Enttäuschung am Tivoli überaus spürbar. Man darf es durchaus ernüchternd nennen. Daraufhin musste Trainer Daniel Bierofka seinen Hut nehmen. Zwei Runden später haben die Schwarz-Grünen ihren Augen nicht mehr getraut. Unter ihrem Neo-Coach Masaki Morass holten die Jungs in Schwarz-Grün nicht nur sechs Punkte, sondern das Torverhältnis von 8:1 kann sich ebenso sehen lassen. Da geht die Sonne auf.

 

Neuer Wind

Es wäre einfach zu sagen, Ex-Trainer Daniel Bierofka hat es einfach nicht verstanden. Denn schließlich spielen nunmal die Spieler am Feld und im Frühjahr haben die mit Daniel in dreizehn Spielen elf gewonnen. Dabei ist das Entscheidende aber leider verloren gegangen. Just zu dem Zeitpunkt, als wieder Publikum am Tivoli zugelassen war. Die Erwartungshaltung in der schwarz-grünen Gemeinde war so groß, wie die Sahara. Leider war der Druck für das Team noch größer und die Hoffnung  auf die Relegation versank im Staub. Es kann sich jeder denken, wie den Spielern zumute gewesen sein muss. Sozusagen vom Winde verweht. Denn es geht ja nicht nur um die Zukunft des Vereins, sondern jeder Profi will den Aufstieg. Und dann folgt ein Spiel, wie eine Fata Morgana. So nah und doch so weit weg. Wie eine Luftblase zerplatzt. Weg war sie, die Selbstsicherheit der elf gewonnenen Spiele davor. Weg war die Tatsache, dass man den späteren Aufsteiger Austria Klagenfurt noch ein paar Runden zuvor aber so was von an die Wand gespielt hatte. Alles unter Trainer Bierofka. Nicht zum ersten Mal wurde da eine entscheidende Partie verloren. Aber irgendwie hat die am meisten weh getan. Und entscheidendes im Kader hat es während der Sommerpause aus bekannten Gründen nicht gegeben. Nach dieser Enttäuschung ging die Konstanz des Frühjahrs verloren. Jeder Trainer hat seine eigene Idee. Und wenn die irgendwie nicht mehr ankommt, wird es eben sehr schwierig. Der neue Steuermann am Tivoli ist auch kein Wunderwutzi. Das ist schließlich niemand. Aber durch seine ruhige, besonnene Art und sein Trainerverständnis als Teamplayer, ist es ihm in kurzer Zeit gelungen, den Spielern die Angst vor Fehlern und diesen hemmenden Druck zu nehmen. Die ersten zwei Runden in seiner Ägide waren jedenfalls wie in der Formel eins. An ein paar Stellschrauben gedreht, das (Spieler)Material geölt, gepflegt und am Freitag ist gegen die OÖ-Juniors ein Sturm durchs Tivoli gebraust. Ein Tor schöner, als das andere. 4:0 zur Halbzeit ist es dort zuletzt nach dem Wiederaufstieg 2010 im folgenden ersten Saisonspiel gestanden. Gegner war damals kein geringerer, als der SK Rapid Wien.

Anfahrt fast länger als zu Auswärtsspielen

Aber am Freitag war der Weg nach Innsbruck nervenaufreibend. Derart lange habe ich in meinen Leben noch nie für die 29 Kilometer in die Landeshauptstadt gebraucht. Den Verkehrsfunk mal abzuhören, ist mir ja nicht eingefallen. Man hat ja alles andere zu tun, aber was wirklich „wichtig“ wäre, landet im Reich der Vergesslichkeit. Ab Weer ging dann absolut nichts mehr. Ausweichen hatte auch keinen Sinn. Alles verstopft. Viele Wege führen nach Rom, an diesem Nachmittag aber nicht nach Innsbruck. Man konnte sich nur über einige undisziplinierte Autofahrer wundern, welche die Rettungsgasse selbst zum vorbreirasen genutzt haben. Oder wenn die Rettungsgasse – wie so oft nicht funktioniert hat – diente der Pannenstreifen als Überholspur. Gleichzeitig wurde Innsbrucks Innenstadt wegen der „Fridays for Future“ Klimademo komplett lahmgelegt. Wie berechtigt und gleichzeitig doch grotesk. Wenn der Verkehr durch unser Land so weitergeht, kauft man sich besser Laufschuhe, als ein Auto. Wer von dem Stau mitbekommen hat, ist über Gnadenwald ausgewichen. Über die Inntalautobahn habe ich eineinhalb Stunden nach Innsbruck benötigt. Da auch der Bahnverkehr große Verzögerungen hatte, rieb man sich im Stadion kurz vor dem Spiel noch die Augen, weil erst so wenige Zuschauer da waren. Aber bis Wackers Tore fielen, hatten es doch alle durchs Verkehrschaos geschafft. Immerhin 2.175 Besucher haben dann auch ordentlich gejubelt. Nicht nur über die furiosen vier Tore in der ersten Halbzeit, sondern auch über ein ganz besonderes Highlight in Hälfte zwei. Rami Tekir verwandelte einen Elfmeter zum 5:1 und sorgte für Gänsehaut. Der talentierte Mittelfeldspieler musste nach insgesamt drei Kreuzbandrissen um seine Karriere bangen und hat nun nach fast zweijähriger Verletzungspause diese bedrückende Zeit hinter sich gelassen. Mit seinem Tor hat er wohl alle Selbstzweifel an seiner Karrierefortführung endgültig abgeschüttelt.  

Für die Seele gut

Nun geht es in Horn und eine Woche später mit dem Kracher gegen St. Pölten weiter. Bei denen sieht man ganz besonders, dass spielerische Qualität im Kader in dieser Liga noch lange nichts aussagt. Da benötigt es Spartaner und nicht nur große Namen. Mit denen alleine wird man keine Spiele gewinnen und schon gar nicht eine Meisterschaft. Aber dieser überzeugende Sieg am Freitagabend tut der geschundenen Wackerseele einfach gut. Einfache Situation in Zeiten wie diesen, ist das wahrlich keine. Für den Verein nicht und ebenso für seine Anhänger nicht. Toll, dass 2.175 wirklich treue Fans das Spiel gegen das LASK-Farmtem live verfolgt haben. Denn nach der Ernüchterung beim Heimspiel gegen Blau-Weiß Linz, ist der FC Wacker Innsbruck einfach vielen wie ein Läufer vorgekommen, der verzweifelt versucht die Konkurrenz einzuholen, dieser aber einfach nicht näher kommt. Von Vorbeiziehen ganz zu schweigen. Auch wir Fans sind Läufer, die sich immer wieder neu motivieren müssen. Aber solche Spiele belohnen dann für diese Ausdauer. Bitte mehr davon!

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Autor: Rudolf Tilg

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