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Schön langsam reicht es!

In Vorfeld dieses Fanviews habe ich ins Archiv geblickt. Ja, das ist schon gewagt, denn dazu muss man schon etwas masochistisch veranlagt sein. Über 600 Fanviews finden sich da und darunter sind einige heftige Tiefschläge dabei. Bei denen man sich dann die Frage stellen musste, „wie lange noch“? Und dennoch, das ist Fußball. Kein Fan kann das beeinflussen. Nur zu 117% hinter seinem Verein stehen. Aufgegeben wird ein Brief – aber nicht der FC Wacker Innsbruck!

 

Im Ländle nicht alleine

Ab heute wird wieder alles anders. Österreich steht quasi still. Die dramatische Entwicklung der Coronapandemie in den letzten Wochen zwang dazu. Das hat schon am Samstag viele davon abgehalten nach Dornbirn zu fahren. Eine kleine Abordnung war trotzdem im Stadion. Sowohl im Auswärtssektor als auch nebenan waren die Wackerianer zu sehen und zu hören. Am Spielfeld war dafür sehr wenig Bewegung zu erkennen. So machten sich die Schwarz-Grüne oben auf der Tribüne auf für Bewegung zu sorgen – mit einer Polonaise ging es zu diesem Zeitpunkt noch gut gelaunt quer durch die Dornbirner Birkenwiese. Am Support von der Tribüne ist das schlechte Spiel des FCW nicht gelegen. Die Ausfälle in der Kampfmannschaft dürfen bei diesem Kader nicht als Ausrede gelten. Auch wenn sich bereits nach einer halben Stunde der nächste hinzugesellt hatte. Es stand trotzdem eine für zweitligaverhältnisse namhafte Truppe auf dem Feld. Fußballspielen kann man trotzdem. Sogar der Schiedsrichter dieser Begegnung schien ein Einsehen mit den Innsbruckern zu haben und spendierte ein Elfmetergeschenk. Aber dieser Akt der Barmherzigkeit wurde von den Schwarz-Grünen nicht angenommen. Mit einem unplazierten halbhohen Schuss, den sich jeder Tormann nur wünschen kann, hat man dieses Geschenk nicht angenommen. Danach folgte dann zwar ein Powerplay und ein Chancenplus, aber Durchschlagskraft sieht ganz anders aus. Das Gezeigte war selbst gegen den harmlosen Tabellenletzten einfach viel, viel, viel zu wenig. 

Des einen Leid, des anderen Sensation

Alles Pech der Welt ist dann in der Nachspielzeit für die Innsbrucker hereingebrochen. Das erstes Tor für Dornbirn in einem Spiel gegen Wacker brachte den ersten Punktgewinn und den ersten Sieg für die Vorarlberger. Dazu beigetragen haben die „Gsis“ aber herzlich wenig. FCW-Leihgabe Pierre Nagler drang in den Strafraum ein und legte quer… und Raphael Gallé passierte ein klassisches Eigentor. Ein Selbstfaller der Schwarz-Grünen, der vielleicht auch sein Gutes mitbringen könnte. Nach dem Trainerwechsel vom „bösen“ Ex zum „gutmütigen“ Neuen waren die Spieler mehr als gefragt endlich ihr Potenzial abzurufen. Das schien gegen die „Kindergärten“ des SK Rapid und LASK und gegen Horn halbwegs gelungen zu sein. Doch gegen den alles andere als sattelfesten Bundesligaabsteiger St. Pölten wurde einmal mehr eindeutig unterperformed. Und jetzt auch noch der überaus peinliche Selbstfaller gegen Dornbirn! Da muss am Spielersektor dringend etwas geschehen. Einen Strafstoß zu vergeben kann passieren, ebenso ins eigene Tor zu treffen. Aber nicht nur solche Aussetzer haben die Wacker-Fans in den vergangenen 16 Monaten viel zu häufig gesehen. Schön langsam reicht es! Was von einigen am Spielfeld gezeigt wird, passt nicht zum Einkommen. Da müssen sich dringend manche hinterfragen, was sie hier immer wieder abliefern. Aber auch jene, die sich bei Kritik hinter sogenannter Selbstreflexion flüchten und verstecken, dürfen sich angesprochen fühlen… Eindeutig ist, dass es viel zu wenig ist. Die bittere Wahrheit lässt sich an der Tabelle ablesen. Und nur die zählt am Ende des Tages. 

Rekordverdächtiger Trainerstuhl

Ein Trainer ist das schwächste Glied der Kampfmannschaft. Er ist der Verantwortliche, er muss seinen Kopf hinhalten und ist vom Einsatzwillen und Können seiner Spieler abhängig. Durch seine Trainingsgestaltung und Taktik kann ein Trainer seinen Teil dazu beitragen, um die Spieler und das ganze Team besser zu machen. Umsetzen müssen das die Profis am Feld. Lässt man aber die letzten Jahre Revue passieren, so haben nicht wenige Spieler, die unsere Farben getragen haben und noch tragen, wohl öfters die Brennergrenze überschritten als an ihre eigene Leistungsgrenze zu gehen. Wenn jeder einzelne wirklich ehrlich zu sich selbst ist, wird er erkennen, dass der viel zu oft bemühte Sager vom „alles Geben“, auf dem Spielfeld ebenso viel zu oft nicht sichtbar ist. 

Blicken wir zu jenem Zeitpunkt zurück, als Roli Kirchler unser Team übernommen hat. 2012, ab der 12.Runde am Tabellenende liegend. Drei Auftaktsiege in der Liga, zusätzlich einen im Cup (in Graz gegen Sturm) und trotzdem hat nur ein Wunder den damaligen Klassenerhalt in der Jubiläumssaison (2013) gerettet. In der darauffolgenden Saison übernahm Michel Streiter das Kommando (ab Runde 22). Gebracht hat es null. Der FC Wacker Innsbruck ist in Folge sang- und klanglos abgestiegen und in der 2. Liga wurde der glücklose Streiter auf einen Abstiegsplatz liegend (wohlgemerkt in der 2. Liga!) von Klaus Schmidt abgelöst. Klaus hat den FCW zwar vom Abstieg gerettet und wurde in der Folge mit dem FCW (den er dem damaligen Aufsteiger Austria Salzburg vorgezogen hatte) Herbstmeister, musste aber vor der letzten Runde (!!!) vom neuinstallierten Sportdirektor Alfred Hörtnagl entlassen. Liefering, Lustenau und der LASK swaren in der Tabelle dann vor den Schwarz-Grünen platziert. Maurizio Jacobacci wurde engagiert. Dann hatten wir den „Salat“. Diese Geschichte kennen wir. Ab der 11. Runde hat dann Thomas Grumser das Ruder übernommen und just nach seinem Premierensieg zu seinem Einstand das Derby in Wattens verloren (das dritte in dieser Saison). Grumser hat das Team daraufhin verjüngt, Erfolg damit und das Ruder herumgerissen. Die Wende kam mit Karl Daxbacher, dem schließlich der vielumjubelte Aufstieg gelang. Aber auch er musste nach den Niederlagen zum Auftakt der Frühjahressaison in der Bundesliga gehen. Grumser wurde erneut zum Chef und hat sein Erfolgsrezept der Verjüngung wieder probiert. Aber Bundesliga ist eben nicht 2. Liga. Und Nerven aus Drahtseil hat die Nordkettenbahn, aber wahrlich nicht Innsbrucks Fußballer. Erfahrung im Team wäre allerdings zur Genüge vorhanden gewesen. Aber auch Thomas Grumser musste nach einem tollen Verlauf der folgenden Saison, mit der (wirtschaftlichbedingt) jüngsten Profimannschaft der Vereinsgeschichte gehen. Nachfolger Daniel Bierofka bekam dann eine massiv verstärkte Mannschaft, die lange brauchte um zusammenzufinden. Im Frühjahr 2021 hat sie aber gut funktioniert und sogar noch eine Chance auf den Aufstieg gehabt. Ohne Happy End. Denn im entscheidenden Spiel ist man einmal mehr am eigenen Kopf gescheitert. Der Verlauf der heurigen Saison ist eh bekannt. Ein Blick auf die Tabelle bringt einmal mehr Ernüchterung. In den letzten 47 Jahren des FC Wacker Innsbruck wurde der Trainerstuhl 48 Mal neu besetzt. Dabei ist diese Saison noch gar nicht zu Ende. Kann gut sein, dass wir heuer noch einen weiteren neuen Trainer erleben werden. 

Ein Spiel steht noch an. Gegen die Jungveilchen am Freitag, das leider ohne Publikum über die Bühne gehen wird. Und dann folgt eine herausfordernde Zeit, in der wir alle starke Nerven brauchen werden. Aber immer schön Wacker bleiben!

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Autor: Rudolf Tilg

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