Alles neu und doch das alte Lied
Was ist in den letzten Wochen nicht alles auf die Schwarz-Grünen hereingeprasselt. Von einem Scherbenhaufen ist die Rede gewesen. Medial gab es eine Schelte nach der anderen. Dazu kam noch der politische Druck und der TFV mischte da auch noch mit. Eigentlich unglaublich, dass der FCW noch Fußballspielen darf/muss.
Kein Stein blieb auf dem Anderen
Nach den Abgängen einiger Stammspieler sorgte auch das Aussortieren des einstigen Kapitäns Lukas Hupfauf und zwei weiteren Defensivspieler für Diskussionen. Spieler, die man bei einer derart dünnen Personaldecke in der Hintermannschaft dringendst benötigen würde. Unter der Woche legte Werner Kriess, Ex-Wacker Legende in einem Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung nach. Der FCW soll zu wenig auf junge Spieler setzen. Wie man sich doch irren kann. Mehr als die halbe Mannschaft, welche in Kapfenberg aufgelaufen ist, war sehr jung. Darunter fünf Tiroler. Nach der Niederlage bei den Falken in der Steiermark wird mit Garantie der Vorwurf kommen, Wacker habe zu wenig abgeklärt gespielt. Psychologen aber nennen so etwas schizophren. Zwiegespalten, weil man junge Spieler fordert, aber dann kritisiert, wenn’s nicht so läuft, wie man sich das erwartet. Ganz sicher suboptimal, dass die vielen Neuverpflichtungen erst sehr kurz vor Transferschluss an Bord geholt werden konnten. Bis auf den erfahrenen Dennis Grote sind das sechs sehr junge Spieler.
Auch in der Führungsriege ist praktisch alles neu. Misstrauen und Druck weht denen wie der Sturm in weiten Teilen Europas entgegen. Nur Thomas Kerle ist aus der alten Riege übergeblieben.
Wo steht man wirklich?
Dazu kommen noch zahlreiche Spieler aus der zweiten Mannschaft, die zu den Profis dazu gestoßen sind. Unmöglich in zwei Wochen ohne ernstzunehmenden Testspielen ein homogenes Team zu formen. Nervenaufreibend waren sicher auch die Wirren um die Zukunft der Schwarz-Grünen. In dieser Phase einen praktisch für jeden zugänglichen Onlinevereinsabend abzuhalten, halte ich so eher für kontraproduktiv. Die Reaktionen darauf haben nicht lange auf sich warten lassen. Für die mediale Jagdgesellschaft war es eine Freude. Der Sport wird zur Nebensache. Offensichtlich nicht nur für uns, sodern auch die sportlichen Hauptdarsteller. Die ersten fünf Minuten der neu angebrochenen Ära im Falkenhorst zu Kapfenberg wurden zur Katastrophe. 0:2 hinten und in der Defensive inferior. Nicht nur dem mitgereisten wackeren Anhang wurde da übel, sondern auch jene zu Hause oder in Lokalen gebliebenen, die vor dem Livestream mitfieberten, rieben sich ihre Augen. Was ist da los?
Aber mit Fortdauer der Partie kamen die Schwarz-Grünen immer besser ins Spiel und kamen noch vor der Pause zum verdienten Ausgleich. Mehr noch, man hätte eigentlich führen müssen. Ronivaldo war der Akteur. Einmal hatte der (schwache) Schiedsrichter was dagegen und dann verzog unsere Nummer 9 frei stehend vor dem Kapfenberger Tor. Doch dieser Elan zum Schluss der ersten Hälfte gab Hoffnung. Diese wurde aber in der zweiten Halbzeit jäh beendet. Kein Quäntchen dieses mitreisenden Elans war mehr. Die Roten wurden immer gefährlicher, die Wackerianer immer passiver. Da muss doch was passieren. Passiert ist dann folgendes: Statt einer glasklaren Roten Karte für die Hausherren, im Gegenzug das Gegentor durch einen Ex-Wackerianer. Bitter, wie unnötig. Wacker schaffte es nicht mehr, sich Großchancen herauszuspielen und blieb in der Offensive zu harmlos, so wie defensiv nicht immer sattelfest. Nach einer 7-minütigen Nachspielzeit war die Niederlage beim der KSV besiegelt. Was bleibt ist die starke Schlussphase der ersten Halbzeit, in der man auch spielerisch die Akzente setzte und aktiv war.
Wie geht’s weiter?
Wieder einmal in der Steiermark den Hosenboden versohlt bekommen. War denn alles schlecht? Nein! Denn mitunter sah das überraschend nach Fußball aus. Nur zu wenig konstant und effektiv. Aber die junge Truppe hat schon gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen sein wird. Das Selbstvertrauen fehlt. Woher soll es auch kommen? Die Neuzugänge wissen noch nicht, wo sie stehen. Sind, bis auf Grote ja fast alle noch Juniorenspieler. Die verbliebenen haben noch die letzten Spiele im Herbst im Hinterkopf und der Rest kommt aus dem Mittelfeld der Regionalliga Tirol. Schenkt man den Verantwortlichen glauben, geht es im Rest des Frühjahres darum die Weichen für kommende Saison zu stellen. Das könnte ein schmaler Grat werden. Die Defensive muss stabilisiert und in der Offensive mit mehr Präzision und Nachdruck agiert werden. Zumindest ist jetzt mit der Bekanntgabe des neuen Investors Thomas Kienle aus Stuttgart wohl mehr Ruhe in den Verein eingekehrt und man kann sich in Zukunft vermehrt auf das Sportliche konzentrieren. Schließlich sind wir ein Fußballverein und der lebt bekanntlich von den Emotionen am Platz und auf den Tribünen. Weiter geht es in einer Woche erneut in der Steiermark. Gegner werden die starken Lafnitzer sein. Nerven bewahren und WACKER bleiben!