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Befindet sich der FC Wacker Innsbruck auf dem „Tiroler Weg“?

In schöner Regelmäßigkeit wird dem FC Wacker Innsbruck von allen möglichen und unmöglichen Seiten vorgeworfen, er würde den „Tiroler Weg“ verlassen. Ist dem wirklich so? Was sagen die Daten und Fakten dazu? Schauen wir uns das an.

„Experten“ auf dem Holzweg

Als zuletzt mal wieder die Josef Geislers dieser Welt – in diesem Fall der Landeshauptmann Stellvertreter und der gleichnamige Tiroler Fußballverbandspräsident – dem FC Wacker Innsbruck medial ausrichten ließen, man möge doch endlich den „Tiroler Weg“ einschlagen, hat sich so mancher Wacker-Fan – mal wieder – ordentlich gewundert. Schließlich kennt man als FCW-Sympathisant den Kader und die Aufstellungen des Tiroler Traditionsvereins nur zu gut und verfolgt natürlich die Spiele. Ganz besonders geärgert hat sich diesmal tivoli12-Leser Thomas Neubauer, der sich im Anschluss an die, wie sich herausstellt, unqualifizierten Äußerungen hingesetzt hat um sich die nakten Zahlen und Fakten anzusehen. Nur der Vergleich macht einen sicher, und so durchforstete Neubauer die aktuelle Situation in Österreich, in dem er für den Herbstdurchgang der 1. und 2. Bundesliga der aktuellen Saison die Einsatzminuten und das Herkunftsbundesland jedes einzelnen Spielers erhob und diese Daten miteinander verglich.

Vom Talent zum Profi

Bevor wir diese Ergebnisse präsentieren und Schlüsse daraus ziehen, müssen wir uns aber kurz grundsätzlich mit dem Thema „Tiroler Weg“ und was das eigentlich ist, beschäftigen. Im Jahr 2000 erfolgte im Österreichischen Fußball-Bund im Hinblick auf die Heim-EM 2008 der Startschuss für den „Österreichischen Weg“, ein zielorientiertes Projekt zur Ausbildung von Nachwuchsspielern und Trainern. Analog dazu rief man einige Jahre später in unserem Bundesland den „Tiroler Weg“ aus. Im Wesentlichen geht es darin um die Stufen auf dem Weg vom jungen verheißungsvollen Talent bis hin zum Profifußballer. Niemals ging es um eine konkrete Anzahl von Spielern, die diesen Weg erfolgreich abschließen. Es war die Rede von „so vielen wie möglich“. Heutzutage beschränken sich aber diverse Wortspender offenbar ausschließlich auf eine diffuse Anzahl, die scheinbar immer zu gering ist. Doch wieviele Spieler schaffen tatsächlich im Fußball den Sprung vom Talent zum Profi?

Beschäftigt man sich mit dieser Thematik und riskiert dabei auch den dringend notwendigen Blick über den Tellerrand, stellt man schnell fest, dass sich diese Zahl in einem sehr eng begrenzten Bereich bewegt. Egal, ob man sich in den großen Fußballnationen dieser Welt umschaut oder sich auf kleinere Länder wie Österreich konzentriert, ein gemeinsamer Nenner taucht bei den Recherchen dazu immer wieder auf. Will man es plakativ ausdrücken, so könnte man folgenden Leitsatz formulieren: Zirka 1 Prozent eines Jahrgangs, der mit Fußball beginnt, wird später einmal Profi sein. Diese Zahl muss man im Hinterkopf behalten, um beurteilen zu können, ob der FC Wacker Innsbruck den geforderten „Tiroler Weg“ geht. Die Antwort darauf kann aber nur ein klares JA sein. Seit 2010 haben bis zum heutigen Tag (25.03.2022) exakt 50 Tiroler beim FC Wacker Innsbruck im Profifußball debütiert. Der bislang letzte davon war Renato Babic am 19.02.2022 (siehe Artikelbild). Und die nächsten stehen schon in den Startlöchern. Marcel Dosch steht des öfteren im Spieltagskader und die jungen Wilden von FCW II wie ein Tizian Valentino Scharmer, Jakob Klieber, Alexander Schwab, Peter Weiss, Markus Gabl oder Simon Plattner könnten in den kommenden Jahren folgen. Davon abgesehen stehen im aktuellen Profikader (Stand Frühjahr 2022) 15 Tiroler Spieler.

Spannende Statistik

Kommen wir aber zurück zu Thomas Neubauer und seiner Statistik über die er selbst meint: „Grundsätzlich finde ich eine Fokussierung auf die Herkunft eines Spielers (und ganz im Speziellen einer Bundesländer-Herkunft) als lächerlich und in einer globalisierten Welt nicht zeitgemäß. Aber wenn die Pseudo-Experten (Journalisten & Co) dieses Thema schon haben wollen, sollten sie auch die Fakten beachten und nicht nur Stimmung machen.“ 

Neubauer hat also die Herbstsaison 2021/22 im österreichischen Profifußball (1. + 2. Liga) hinsichtlich der Einsatzminuten und des Herkunftsbundeslandes jedes einzelnen Spielers aufgrund der Rohdaten von transfermarkt.at (Einsatzminuten und Herkunftsbundsland; falls Herkunft nicht bekannt wurde das Bundesland des ersten angegebenen Vereins im Spielerprofil verwendet) erhoben und dabei durchaus spannende Ergebnisse zu Tage gebracht.

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Zunächst wurde der Anteil der Spielminuten im Verhältnis der Gesamtspielminuten der jeweiligen Mannschaft getrennt in Bundesliga und 2. Liga erhoben, um das Argument, dass man Bundesliga und 2. Liga schlecht vergleichen könne zu entkräften.

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Danach wurde die Summe der Spielminuten nach Heimatbundesland (1.+2. Liga und insgesamt) sortiert, um zu sehen, wie groß das Reservoir an Spielern je Bundesland ist, das im Herbst im österreichischen Profifußball zum Einsatz kam. Um die verschiedenen Bundesländer auch untereinander in Relation setzen zu können, wurde die Anzahl der Spielminuten je 1000 Einwohner eines Bundeslands berechnet. 

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Erkenntnisse 

Aus diesen Ergebnissen leiten sich folgende Erkenntnisse für den FC Wacker Innsbruck und den Tiroler Fußball ab:

Der FC Wacker Innsbruck liegt, was den Anteil an einheimischen Spielern an den Gesamtspielminuten betrifft, an vierter Stelle der 2. Liga, wo traditionell mehr Östereicher als in der Bundesliga zum Einsatz kommen. Nur Dornbirn, Lafnitz und Rapid II liegen vor dem Tiroler Traditionsverein. 

48,9% der gesamten Spielzeit beim FC Wacker Innsbruck entfielen im Herbst 2021 auf Tiroler Spieler. Kann ein Weg im Österreichischen Profifußball tirolerischer sein? Nein, denn der Blick auf die WSG Tirol beweist das eindringlich. Dort beträgt der Anteil an Spielminuten für Tiroler lediglich 23,8%!

Die folgenden Erkenntnisse sollten aber vor allem dem Tiroler Fußballverband, der sich mit der Akademie Tirol als Speerspitze für die Spitzensportausbildung sieht, massiv zu denken geben:

Tiroler Spieler haben die zweitwenigsten Spielminuten im gesamten österreichischen Profifußball. Nur das Burgenland, das keinen Verein in den beiden höchsten Ligen hat, kommt auf weniger.

Auch in Relation zur Einwohnerzahl (Daten von Anfang 2022) liegen die Tiroler auf dem vorletzten Platz, knapp vor Niederösterreich. Das gern verwendete Scheinargument bezüglich der Größe anderer Bundesländer wird hier also auch klar entkräftet.

Unter dem Strich zeigt die Faktenlage, dass sich der FC Wacker Innsbruck sehr wohl dem Tiroler Weg verschrieben hat. Daran ändern auch noch so viele Wiederholungen von Falschaussagen diverser Experten, und solcher die sich dafür halten, nichts! 

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Autor: Christian Hummer

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