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Trauerspiel oder doch Freude über den Sieg?

Paukenschlag in der letzten Sekunde des Spiels gegen Rapid II. Eine schon verloren geglaubte Partie wurde praktisch mit dem Abpfiff noch gedreht. Riesenjubel, als wäre in der Vergangenheit nichts geschehen. Aber dieser Jubel ist vielen gar nicht einfach gefallen. Die Sorge um ihren Verein ist dem Anhang des FC Wacker Innsbruck ins Gesicht geschrieben. Der Last Minute Sieg gegen Rapid gar ein gutes Omen? Wird es am Dienstag zum Lizenzentscheid auch einen Sieg in der letzten Sekunde geben?

 

Der Glaube fehlt

Eines steht fest, es wäre jammerschade um den Traditionsklub FC Wacker Innsbruck. Es scheint, als würden alle Vereine, bis vielleicht die Anhänger des GAKs, auf einen Verbleib der Innsbrucker im Profifußball hoffen. Die Grazer haben uns ja ausrichten lassen, bei einem Konkurs bliebe uns nur noch Mistgabel und Schwein. Was wiederum die blauweißen Linzer nicht gutgeheißen haben. Die richteten den Grazern nämlich ebenso per Spruchband aus, bei deren Vergangenheit sollten die Roten nicht so goschert sein. Und das ist der Unterschied zum Amateurfußball im Unterhaus. Da wird’s still werden und während die Liga Zwei doch einiges zu bieten hat, ist der Amateurfußball wahrlich bieder. Im (Profi-)Fußball kommt die Show nicht nur vom Rasen, sondern ebenso von den Rängen. Fünf(!) tolle Choreografien in den letzten sechs Spielen haben das bei Schwarz-Grün eindeutig gezeigt. Dass es aber in dieser Liga für uns weitergeht, daran fehlt der Glaube. Viel zu lange hatten die Verantwortlichen (Radi, Sattler, Kerle) jetzt Zeit und nichts ist passiert. Ostern ist auch schon vorbei, dass bis Dienstag die Auferstehung oder ein Osterwunder geschieht ist fast auszuschließen. Noch dazu, wenn die Verantwortlichen des Vereins im Saharastaub der Wüste jedes einzelne Fettnäpfchen derart genau treffen, dass eigentlich nur das jener Punktlandung gleichkommt, von der in der letzten Woche zumeist gesprochen haben.

Zehn Jahre „Wacker Unser“

„Wacker Unser, der Du bist im …, natürlich Quatsch. „Wacker Unser“, einer der großen Wacker-Fanclubs wurde 2010 gegründet. Dessen Jubiläumschoreografie hätte längst stattfinden sollen. Zum Cupviertelfinale am 16. Februar 2020 in St. Pölten gab es dann eine kleine Choreografie. 10-Jahre Wacker Unser. Und dann hat Corona die Welt und auch den Fußball lahmgelegt. Das wurde am Freitag dann nachgeholt. Der Name, „Wacker unser“ tauchte erstmals 2007 in einem Reim auf. Da gab es noch den Fanclub Nordpol Innsbruck. Der sich ein Jahr später wegen Differenzen mit anderen Gruppen aufgelöst hat. Nicht wenige ehemalige Mitglieder dieses Fanclubs haben zwei Jahre später in Wacker Unser ihr neues Zuhause gefunden. Die Mitglieder dieser Gruppe sind sowohl sozial als auch geografisch breit gestreut. Vom Arzt über Studenten bis zu Arbeitern ist alles dabei. Stark vertreten ist der Fanclub im Tiroler Oberland und ist auch stolz auf ihre „Sektion Edmund“. Eines verbindet aber alle: die Liebe zum FC Wacker Innsbruck und der antirassistische Grundgedanke. Kontakte bestehen nach Meran und Bergamo, Ternana, Frankfurt und  St. Pauli.

Den Tränen nahe

Normal ist man stolz, ein Schwarz-Grüner zu sein. Vieles haben wir geschafft. Auch wenn es sportlich selten optimal gelaufen ist. Die ältere Generation kann sich noch an glorreiche Zeiten erinnern. Seitdem hat sich in Österreich aber sehr viel getan. Allerdings nicht so in Innsbruck. Da stand/steht die Fußballwelt still oder läuft sogar rückwärts. Alle selbsternannten Experten und Ex-Profis geben nur allzu gerne „kluge“ Ratschläge und klammern den Rattenschwanz an Problemen im Landl Tirol für den Spitzenfußball einfach aus. Ob bewusst oder unbewusst, entzieht sich meiner Kenntnis – aber auch meinem Verständnis.

Viel haben auch die Schwarz-Grünen selbst dazu beigetragen. Viel zu oft ist man von Derbyniederlagen in die nächsten Desaster getorkelt. Hat selbst die Erwartungen hochgeschraubt und ist diesen dann prompt hinterhergehinkt. Des öfteren meilenweit und nicht nur knapp. Und war es einmal knapp, ist Schwarz-Grün am eigenen Unvermögen ausgerutscht. Mit nur wenigen Ausnahmen. Zu kritisieren ist auch ganz klar, dass man sich von der allgemeinen Erwartungshaltung hat treiben lassen. Hin zu riskanten Umstrukturierungen. Die Mitglieder haben mitgemacht, weil sie den handelnden Personen, welche jahrelang um den Verein gekämpft haben, vollends vertraut haben. Und jetzt haben wir den Salat. Die neue Vereinsführung mit Präsident Kevin Radi produziert nur heiße Luft und scheitert an sich selbst.

Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, bleiben der erstklassige Anhang so wie die Mitglieder von sehr nah und noch weiter fern auf der Strecke. Sehr viele waren vor und nach dem Spiel gegen Rapid gar den Tränen nahe. Die Realität hat uns eingeholt. Was ich beim Spiel gegen Rapid Wien II so alles mitbekommen habe, vermag ich nicht in Worte zu fassen. Dazu kommt noch, dass so mancher Journalist genüsslich auf die darniederliegenden Wackerianer eintritt und in den zahlreichen Wunden bohrt. Heraus kommt schwarz-grünes Blut. 

Emotionen auf den Rängen, am Platz und im Netz

Nachzutragen wäre noch, dass Karin und Stefan Gärtner die Matchballspende zum Spiel gegen den GAK gesponsert haben. Alles rein privat, um ein Zeichen zu setzen. In diversen WhatsApp-Gruppen bleiben die Handys nicht mehr stumm und in Foren quellen die Posts über. Aber was sich auf den Rängen abgespielt hat, übertrifft alles. Vier Choreografien in fünf Spielen. Sowohl gegen den FAC, in Amstetten und Salzburg, gegen den GAK und zuletzt in Linz hatte man den Eindruck, der Wacker würde tausendfach unterstützt. Dabei waren es in Linz aus Platzgründen ganze 90. Was nach dem Schlusspfiff am Freitag abgegangen ist, hat nicht nur Spieler beeindruckt!

Die Fans der SG Eintracht Frankfurt haben beim Spiel gegen TSG Hoffenheim ein Spruchband präsentiert: „INNSBRUCK-BLEIBT-WACKER!“ Danke dafür nach Frankfurt! Weitere Spruchbänder gab es in Wien Hütteldorf. Von den Sturm Graz Anhängern: ‚INNSBRUCK ODER VIOLA SCHWEINE – WIR KÄMPFEN FÜR TRADITIONSVEREINE‘. Und von den Hütteldorfern: „HÖRT AUF EURE SEELEN AN SCHWINDLIGE INVESTOREN ZU VERKAUFEN-RETTET DEN FC WACKER SAUHAUFEN“

Am Freitag kam es am Tivoli zu emotionalen Ansagen unserer Vorsänger. „Egal was diese Woche passiert, den Wacker wird es immer geben und wir werden immer für ihn dasein. Den Spielern sei gesagt, wer den Weg mitgehen würde, könnte sich zu Legende und unsterblich machen“.

Gehen wir gemeinsam einen neuen Weg. Es liegt auch an uns wirklich Schwarz-Grüne“, wie der Weg dann aussehen wird. In welcher Liga und wie genau, wird die Zukunft zeigen. Mit neuen Verantwortlichen, die diese Bezeichnung auch verdienen. Denn auch wenn Radi, Satter und Kerle glauben, nach einer Insolvenz noch Vorstand spielen zu können. Sollte die Spielgenehmigung für die 2. Liga und die damit einhergehende Insolvenz tatsächlich eintreten, haben diese Herren ihre Daseinsberechtigung verwirkt.  

Wacker II hat bei seiner Rückkehr auf den W1 Platz am Tivoli den Haller Löwen die Zähne gezogen und mit 3:1 gewonnen. Diese Begegnung hatte wieder so etwas, wie ein Heimspielflair und der wackere Kiosk hat sich mehr als bewährt. Unsere Damenmannschaft hat gegen den Rekordmeister aus Neulengbach denkbar knapp mit 0:1 verloren. Den Vogel haben wiederum die „Buben“ von FCW III abgeschossen. Mit einem 5:1 schossen sie die zweite Mannschaft der Silberstädter aus der Reichenau. Die Juniors haben jetzt mit 55 Treffern die meisten Tore der Liga erzielt. Chapeau!

 

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Autor: Rudolf Tilg

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