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Da Anfang vom End

Er war eine Legende. Füllte Fußballplätze wie kein anderer, vermittelte ein ganz eigenes Lebensgefühl. Und irgendwie hatte er für jede Lebenssituation die richtige Antwort. Ein Barde, ein Mensch, ein Künstler, ein Herz. Ein Herz, das aufgehört hat zu schlagen. Dr. Kurt Ostbahn ist von der Bühne gegangen, für immer. Und dabei würden wir den Springsteen aus Favoriten gerade jetzt so dringend brauchen. Wenn neoliberale Geradebürster die Gesellschaft stromlinienförmiger machen wollen, wenn das soziale Netz immer mehr Löcher erhält, wenn Ukraine-Flüchtlinge von Rechtsextremen um ihre Notunterkunft beneidet werden. Und für jede kleine Krise im privaten Leben, wenn einem die Liebe des Lebens abhandenkommt. Man bräuchte Willi Resetarits und seine Lieder, die für alles eine Antwort geben. Einfach Trost & Rat.

 

Frog ned, wos muagn is

Es gibt Vereine, die können Stadien füllen, und spielen doch vor leeren Rängen. So wie Innsbruck derzeit, ein schwieriges Publikum manchmal, mit einem unglaublich treuen Kern. Es gibt Mannschaften, die können spielen mit und gegen wen sie wollen, und sie werden dennoch kein Stadion füllen. Wie die Juniors aus Oberösterreich etwa, das ehemalige Pasching, das bereits im Frühjahr von seiner Heimatgemeinde, dem Stadionbesitzer, ausgerichtet bekam, dass nur noch ein Team aus dem Profibetrieb am grünen Rasen tänzeln darf. Und dass das der LASK sein wird. Also, Abwanderung von daheim oder Ausscheiden in den Amateurbereich. Das sind Probleme, die sich Kurt nicht antun musste. Ihm stand der Ostbahn-XI-Platz immer offen, und wenn er gemeinsam mit Karl Horak, Mario Andretti, Prinz Karasek, der unvergleichlichen Lili Marschall und Romeo Jedelsky das Spielfeld rockte, rockte halb Wien mit ihm mit. Sicher, manchmal gab es ein kleines Foul, knockte ihn etwa der Horak mit seinem Spielgerät versehentlich aus. Aber das ist Sport, das ist Rock’n’Roll, da steht man drüber. Da bleibt man de ganze Nocht do heraust auf dera Gstettn. Do gheat uns de ganze Nocht und mir frogn ned wos muagn is, frogn ned wos muagn is. Aber Fußball ist nicht Rock’n’Roll, Fußball ist Business. Zumindest für Vereinsverantwortliche. Und die sollten nicht fragen, was morgen ist, die sollten es wissen. Darauf vorbereitet sein. Die Antworten parat liegen haben, und hinter den Antworten auch die Umsetzung. Sollte, denn manchmal hängt da Himmel voll lauter Liagn, und es gibt niemanden, der einen hält. Oba des is erscht da Anfang. Da Anfang vom End.

Na, so wirst ned oid

Und ganz ehrlich, wir dürfen da niemanden ausnehmen. Denn die Grundlagen für die Misere wurden auch im Verein selbst geschaffen. Sicher, gebt’s ma fia jedes foische Wuat an Zehna, und i bin Millionär. Aber wer auf jeden Bussibär und jedes Zuckergoschal reinfällt, muss sich auch selbst bei der Nase nehmen. Denn mit überwältigender Mehrheit wurde dem sich nun selbst verwaltenden Investorenmodell die Mehrheit erteilt und die Mitbestimmung freiwillig aufgegeben. Man glaubte sich schon zum Schneidn schoaf in dera neichn Schoin, wollte endlich wieder im Konzert der großen mitspielen. Und anstatt auf klare Aussagen und Information vor einer Abstimmung zu pochen, summte man verträumt i wüs garned wissen, ned so genau, i waaß mehr ois guad is, wann i da in de Augn schau. Ganz ehrlich, so wird man nicht alt, denn anstatt eines neuen Weges gab es das ewig Gleiche unter anderen Voraussetzungen. Man glaubte, man kommt ins Himmelreich, und ging in die Hölle. Man hat wieda wissn wolln, ob de oidn Narben a no schee bliatn. Mia ham uns a gleich a paar neiche gmocht. Jojo, des könn ma, imma dessöbe, es is varruckt – A Schritt vire, zwa Schritt zruck.

Es is besser du gehst

Selbst da hätte man noch die Notbremse ziehen können. So wie die Juniors geordnet den Rückzug antreten. Verträge auflösen, kleinere Brötchen backen, das geliebte Land des Profifußballs verlassen, um den Verein zu retten. Hätte man können. Hat man nicht. Und so kam es, wie es jetzt gekommen ist. Keine Lizenz, keine Spielberechtigung, kein Geld für Gehälter, Miete, Außenstände bei Kleinunternehmern, kein Geld für gar nichts. Ein Verein mit Schulden, dessen Überleben nicht gesichert ist, gar nicht. Und auf Nachfrage nichts als Lügen. Ka ldee, wos i da sogn soll. Ka Idee, wia i das erklär. I waß nua, i bin aso und min Erkärn tua i ma recht schwer. Nur, so kann man keinen Verein führen, so kann man keine Legende retten. Haben die Mitglieder auch den Weg ermöglicht, haben auch manch andere den Weg erschwert, keine Frage – die, die den Weg an den Rand der Klippe und darüber hinaus gegangen sind, sind noch da. Und ganz ehrlich, vielleicht haben sie es gut gemeint, vielleicht haben sie wirklich selbst an die Versprechungen geglaubt und sie nicht nur gegeben, aber sie sind für den Verein kane Guadn! Huachts wos i euch sog! Und bets zum Himmelvata, daß a uns a näxtes Moi vaschont von dera Plog!

Der Profifußball ist Geschichte. Der Verein in dieser Lebensform vielleicht auch. Aber es gibt noch Trost und Rat. Denn ein Verein wie Wacker Innsbruck kann wiedererstehen, irgendwann, irgendwie.

Vageß ma daß schön war

Wanns aus is, is aus

Jetzt da sitzn und wana zahlt sich net aus.

 

 

Bild: Schorle, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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Autor: Stefan Weis

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