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Marsch für eine Zukunft

Es ist alles so tragisch und zum Losheulen. Einfach unfassbar, was da rund um dem FC Wacker Innsbruck abgeht. Was sich in den letzten Monaten abgezeichnet hat, ist nun bittere Gewissheit. Der FCW stellt seinen Profibetrieb ein. Das fühlt sich surreal an. Aber die Gefahr, dass der Tiroler Traditionsverein gänzlich von der Bühne verschwindet, ist größer als manche denken.

 

Unfassbar

Die Mitglieder des FC Wacker Innsbruck waren in den letzten Monaten nur Passagiere. Eine Online-Generalversammlung, welche noch ein Nachspiel haben wird. Einen Vorstand, der Woche für Woche verspricht, dass vertraglich zugesichertes Geld auch fließen wird und eine Mannschaft, welche sich aus dem Grund ausbleibender Gehaltzahlungen vor Ende der Meisterschaft praktisch von selbst auslöscht. Mittendrin die Anhänger der Schwarz-Grünen, welche nicht wissen, wie es mit ihrem Verein weitergeht. Die Medien schreiben von der Regionalliga. Nur auch das ist noch lange nicht sicher. Wenn der unfähige Vorstand noch weiter jeden Mittwoch auf Geld wartet und sich nicht endlich auf die Füße stellt, wird die Zeit bis zur Nennung der Teams (Anfang Juni) beim TFV verstrichen sein und Wacker steht erst einmal ein Jahr komplett. Das wäre unmöglich, zu überleben. Es müssen konkrete Ergebnisse auf den Tisch und das besser schon vorgestern, als morgen. Weiteres soll sich laut dem TFV-Präsidenten der FCW nicht größer machen, als er ist. Das musste der Wacker auch nie. Man sieht ja wie sich die Schlagzeilen  unserer Medienlandschaft überschlagen und im In- und Ausland Fans anderer Vereine mit uns mitfühlen und uns per Transparenten Mut zusprechen. So wie am vergangenen Wochenende, als sogar in München beim letzten Heimspiel (und somit bei der Meisterfeier) ein Spruchband von den Bayern-Fans präsentiert wurde: „WENN DIE FANS AN SEINER SEITE STEHEN, WIRD DER FC WACKER NIEMALS UNTERGEHEN! – KÄMPFEN TIVOLI NORD“. Die Fans des SV Horn haben am Freitag im Tivoli folgendes gezeigt: „TN: WACKER BLEIBEN“ und haben somit die Stimmung im Stadion derart entfacht, als würde es um den Meistertitel gehen. Es geht aber ums nackte Überleben! Für einen unbedeutenden Verein würde man sich wohl kaum so ins Zeug legen. Aber der TFV-Präsident ist ja überhaupt etwas eigen was sein Verhältnis zum FCW betrifft, wie man dieser Tage auch verwundert in Wien feststellte…

Die Selbsthilfegruppe der Radio Tirol Hörer

Alle Jahre wieder fühlt sich der ORF Tirol bemüßigt, eine Hörersendung zum Thema FC Wacker zu machen. Diesmal war die durchaus differenziert, durchaus interessant. Aber in der Nachbetrachtung erinnert vieles an eine Selbsthilfegruppe. Und da kommt das Differenzieren schon ins Wanken. Von einem Herrn aus dem Unterland wird ein FC Tirol in Zusammenarbeit mit der WSG gefordert. Ich kenne da einen Fußballklub, der sich ja seit seinem BL-Aufstieg als FC Tirol 2.0 inszeniert. Der gibt auch sportlich keine schlechte Figur ab. Und trotzdem kamen erst letzthin zum Spiel gegen ein österreichisches Spitzenteam lediglich 580 Zuschauer durch die Drehkreuze. Alles andere als ein Massenbesuch. Das Konzept geht nicht auf.  Auch unsere Fans bekamen ihr Fett ab. Ausgeklammert wird da natürlich immer das soziale Engagement, das die Fanclubs an den Tag legen mit ihren diversen Spendenaktionen.  Und dass der Fußball auch eine sehr große soziale Komponente und Verantwortung in sich birgt wird bei solchen „Diskussionen“ auch immer vergessen. Aber auch der Hinweis, dass die Sportpolitik nicht unschuldig sei, kam zur Rede. Das sollte unbestritten sein und wurde oft thematisiert. Für manche überraschend mag es klingen, dass politische Entscheidungsträger schon mehrmals unabhängige mögliche Sponsoren abgewürgt haben, bevor es zu einem Abschluss gekommen ist. Und da war der ein oder andere schon sehr konkret! Beispielsweise im Herbst einen möglichen Hauptsponsor aus der Tourismusbranche, der gleichzeitig bei Feynoord Rotterdam tätig ist. Unglaublich, aber wahr! Eine Heimat ist das, was fehlt. Eine Kantine, ein Platz zum Spielen und die Liga sei so fast egal. Der FCW wird von diesen in jedem Fall unterstützt. Schließlich ist man Schwarz-Grün! Einige hauten aber regelrecht auf den negativen Putz und ließen kein gutes Haar an den Schwarz-Grünen. Allen voran, der Präsident des Tiroler Fußballverbandes, der in dieser Sendung neuerlich den ehemaligen Vorständen Großmannssucht und nicht wirtschaften zu können, vorwirft. Man kann Gerhard Stocker und Co. so einiges vorwerfen, aber das mit Sicherheit nicht. Dazu müsste man den Verein erst einmal selbständig wirtschaften lassen! Aber in dieser Sendung gab es auch sehr emotionale Statements und ein guter Teil hofft, dass es eine Zukunft in der Regionalliga geben wird.

Marsch für eine Zukunft

Genial – Phänomenal-Bombastisch, diese Ausdrücke geben dem Marsch nach dem Spiel gegen den SV Horn (2:3 Niederlage nach sehr guter Leistung) vom Tivoli bis zum goldenen Dachl nur bedingt wieder. Der hat alle elektrisiert, mitgerissen und ist für österreichische Verhältnisse kaum zu beschreiben. Keine Ahnung wieviele Leute sich da versammelt haben, aber es war ein gewaltiges Ausrufezeichen der Wacker-Fans. Wir haben nicht nur die leidenschaftlichsten, sondern auch die leidensfähigsten Anhänger im Staate!
Ex-Spieler und -Trainer so wie ehemalige Präsidenten, aktuelle Nachwuchsspieler zum Teil mit der Elternschaft, die Damenmannschaften samt ihren Betreuern, Sympathisanten, langjährige Anhänger, einfach jeder dem der FCW am Herzen liegt, hat es sich trotz schlechtem Wetter nicht nehmen lassen am Marsch teilzunehmen. Die Situation ist surreal, unfassbar traurig und macht auch sehr große Angst. Was wird kommen? Bis Anfang Juni müssen die Teams beim TFV genannt werden. Viel Zeit bleibt also nicht mehr. Eigentlich hatte die Polizei eine andere Route im Sinn. Über den Sillpark. Aber die Strecke ging dann über die Olympiabrücke, Leopoldstraße durch die Triumphpforte, Maria Theresienstraße bis zum Goldenen Dachl – also durch das Herz der Stadt Innsbruck. Danke den Verantwortlichen! Sehr laut, sehr farbenprächtig und friedlich verlief das Ganze. Mit unzähligen Schildern und Plakaten, welche die Probleme des Tiroler Fußballs widergespiegelt haben. Da machten die Passanten große Augen und zückten ihre Handys für Fotos und Videos. Doch bei dem Marsch bleibt es nicht. Fans und Mitglieder organisieren sich um ihren Verein eine Zukunft zu ermöglichen. Eine Zukunft, die es nur ohne Kevin Radi geben kann.

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Autor: Rudolf Tilg

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