Skip to main content

Wacker Pleite? – ein Faktencheck!

Wer nichts weiß, muss alles glauben – das Motto der Science Busters trifft auf viele Probleme des Lebens zu. Ohne Recherche und Fakten kann man viel mutmaßen. Doch wenn wir über heikle Themen reden sollte das faktenbasiert erfolgen.

 

Was wäre wenn…

Nach dem Versagen von Präsident Kevin Radi und seinem Team, das nicht nur den Rückzug aus dem Profifußball zur Folge hat, sondern auch die Existenz des Vereins als Ganzes gefährdet, häufen sich die Fragen nach dem Szenario was wäre ohne dem Einstieg Radis passiert. Das tivoli12 magazin ging dieser Frage nach und förderte in seiner Recherche interessante Sachverhalte zu Tage.

Nach der „Machtergreifung“ Kevin Radis (ein Artikel dazu folgt demnächst), war es dem damals designierten Präsidenten äußerst wichtig klar zu stellen, er habe einen Scherbenhaufen übernommen. Und bei Aussagen ist der (inzwischen) Präsident ja besonders gut. Man erinnere sich nur an seine Sager zum Sportdirektor, über den uns ganz Österreich beneiden würde, oder die ach so vielen neuen Sponsoren, die durch sein Netzwerk einsteigen würden. Ganz zu schweigen über seine inzwischen legendären Aussagen zu den Gründen warum das vertraglich zugesicherte Geld seines Finanziers ausbleibt. Aussagen folgten Aussagen … gegenüber Fans und Mitgliedern, Partnern aus Wirtschaft und Politik. Bei Aussagen blieb und bleibt es aber bis heute. Und leider nicht mehr. Keine Maßnahmen, keine Handlungen, keine Übernahme von Verantwortung – nur Aussagen.

Deswegen schauen wir ein paar Monate zurück. Aussagen hat auch der Altvorstand viele getätigt. Doch zum Unterschied von heute, hat dieser auch immer Maßnahmen und Handlungen gesetzt und nicht nur den Kopf in den Sand gesteckt. Erinnern wir uns zurück. Natürlich gab es gute Gründe, weshalb man den Aussagen und vertraglich festgehaltenen Versprechungen von Kevin Radi nur allzu gerne glauben schenkte und ihm schließlich den Einstieg beim FC Wacker Innsbruck ermöglichte. Doch was wäre ohne diesen aus heutiger Sicht unseglichen Einstieg aus dem FCW geworden?  Wäre er auch „freiwillig“ aus dem Profifußball ausgeschieden und wäre vor dem völligen Untergang gestanden? Wohl kaum, denn mit ein wenig Recherche, die auch den Medien in diesem Land gut anstehen würde, stösst man auf einen Maßnahmenplan des Altvorstands, den man sich mal genauer anschauen sollte:

Schon zu Beginn der aktuellen Saison musste der Vorstand einen Ausfall (Hamburg) von 4 Mio. € irgendwie kompensieren. Dazu gab es laut Eigendefinition drei Zukunftsszenarien (Siehe: Aufklärung über die Ereignisse der letzten Monate). Nachdem A nicht funktionierte (Hamburger Investor kam seinen Verpflichtungen nicht nach) , B ebenfalls nicht wie erwartet ablief (Russischer Investor hielt sich ebenfalls nicht an Vertragsinhalte), blieb nur mehr C (Einsparungen und „gesundschrumpfen“) übrig. Der Plan wurde während des Herbstes laufend adaptiert.

Harte Maßnahmen vs Kopf in den Sand

Bevor Radi in einer Nacht und Nebel Aktion, fast einer feindlichen Übernahme gleich, an die Spitze des Vereins kam , hatte sich der Vorstand auf ein Maßnahmenpaket geeinigt und mit dem damaligen Investor (Ponomarew) abgestimmt. Dieses Maßnahmenpaket hatte es in sich, wären doch die Kosten um mehr als eine Million reduziert worden (in einem halben Jahr). Und dieses Paket begann man auch umzusetzen. Im Management sind Joachim Jamnig, Felix Kozubek und Peter Margreiter ausgestiegen, dazu haben Thomas Kerle und Alfred Hörtnagl saftige Gehaltseinbußen in Kauf genommen – Einsparung knapp 190.000 €.

Dass der Vorstand in der Lage war auch harte Entscheidungen zu treffen, zeigte die Kündigung der gesamten Geschäftsstelle nach dem Abstieg 2019. Diesmal hätte es wiederum eine Postenreduktion gegeben. Einsparung 200.000 €.

Bei den Profis gab es Potential durch Gehälter, Wohnungen und dem Verzicht auf ein Trainingslager von nochmals 400.000 €. Zwei der Topverdiener wurden bereits abgegeben (Aydin, Fridrikas), weitere hätten folgen sollen. Bei FCW II wurden die Jungprofiverträge aufgelöst und betreffende Spieler abgegeben (20.000 €), bei den Damen wurden die Legionärinnen abgegeben (15.000 €)  und in der Nachwuchs-Administration nochmals 25.000 € gespart. Macht in Summe: 850.000 €.

Dazu gab es noch die Transferaktien Grujcic (nach Belgien), Kopp (in die BL) und andere, die aber aufgrund der Seriosität der Analyse hier keine Beachtung finden, da die Summe nicht vom Verein allein bestimmbar war. Dem Vernehmen nach wäre man da aber zumindest im sehr hohen sechsstelligen Bereich gewesen. Und damit hätte man im worst case auch noch einen eventuellen Ausfall des Investors abfangen können.

Aber nicht nur ausgabenseitig war einiges geplant: Durch Transfers wurden bereits 250.000 € eingenommen, dazu sollte „LOS-ab auf die Brust“ bis zu 100.000 in die Kassen spülen. Diese Aktion wurde nach der Übernahme von Radi nicht mehr beworben. Weitere Wintertransfers waren auch noch in der Pipeline. Vom Investor, mit dem der Plan abgestimmt war, waren laut Medienberichten noch 1,5 Millionen € offen.

Die Ziele des Sparplans waren: „Sicherung des Spielbetriebs
Bei Einhaltung aller vertraglichen Zahlungen (Investor/Sponsoren/Förderungen) ist aufgrund dieses Maßnahmenpakets das Überleben und somit die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs für die Saison 2021/22 gesichert.

Das Ergebnis all dieser Maßnahmen hätte zur schwarzen Null geführt (+/- 50.000) weiters, dass der FCW nächste Saison in der 2. Liga gespielt hätte und die Reputation des Vereins nicht komplett zerstört gewesen wäre.

Doch dann kam Kevin und alles wurde anders. Die Maßnahmen wurden gestoppt, weitere Kostenposten aufgemacht. Berater Kopp, Trainer Oenning, Kurzzeit-Sportdirektor Coskun und Transfers (Mandl – 0 Einsätze,  Seo – 10 Einsätze, Lederer – 10 Einsätze, Buchta – 3 Einsätze, Grote – 13 Einsätze, Markelic – 0 Einsätze) erhöhten Ausgaben nochmals ordentlich.

Stellen wir die Zahlen gegenüber:

  Vorstand Alt Vorstand Neu
Maßnahmenpaket:  1,2 Mio. € (ohne Transfererlöse) keines, im Gegenteil
Förderungen 600.000 € eingefroren – keine
Lizenzbonus 250.000 € keiner
Investor 1,5 Mio. € zahlt nicht

Das bedeutet, anstelle von Einnahmensteigerung und Kostenreduktion wurden unter Präsdient Radi weitere Kosten verursacht und auf der anderen Seite Einnahmen extremst reduziert. Allein Förderungen von Land und Stadt in der Höhe von 600.000 € wurden eingefroren, da kein schlüssiges Konzept für die Fortführung vorgelegt wurde. Dazu stellten aus selbigen Grund auch die landesnahen Sponsoren ihre Zahlungen ein. Der Lizenzbonus den es für eine ordentliche Planung und Gebahren von der Bundesliga gegeben hätte (in der Höhe von 250.000 €), verlor man zusammen mit der Lizenz. Dazu wurde Unmengen an Kapital des Vereins verbrannt. Durch den Lizenzentug und nicht geleistete Gehaltszahlungen fällt der FCW um Ausbildungsentschädigungen und Transfererlöse um. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um knapp 2 Mio €. Es wurde also alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Einsicht? Fehlanzeige!

 

Thema Verantwortung

Der alte Vorstand hätte Verantwortung übernommen, hätte aber damit auch viele Strukturen zerstören müssen, viele Einzelschicksale von Mitarbeitern beeinflusst und den Verein wie schon einmal auf Sparschiene bringen müssen. Der FCW wäre sehr klein geworden, vergleichbar mit Dornbirn oder Steyr. Radi garantierte das Weiterbestehen des Vereins in den bisher bekannten und erstellten Strukturen und Dimensionen. Der Patient Wacker war angeschlagen und man hätte vielleicht das eine oder andere amputieren müssen, aber er hätte gelebt.
Das Ergebnis unter Radis Führung ist bekannt: kein Profifußball mehr, keine Lizenz, nicht mal eine Spielgenehmigung. Die Pleitegeier kreisen über dem Stadion. Mit Agieren hätte man wie die Zahlen oben zeigen, das Schlimmste abwehren können. Aber man wartete, wie das Kaninchen vor der Schlange und steckte den Kopf in den Sand. Vom stark angeschlagenen Patienten mutierte der FCW zum Zombie, zum Walking Dead.
Man fabulierte und fabuliert immer noch von Zahlungen, die nun diese Woche angeblich kommen sollen – oder auch nicht. Sollte diese Zahlung wirklich jemals beim Wacker eintreffen, dann darf man diese höchstens als Teilentschädigung für den angerichteten Schaden werten. Denn der Einnahmenverlust durch den Zwangsabstieg wird sich erst nächstes Jahr bemerkbar machen und ob je wieder Profifußball in Schwarz-Grün möglich sein wird, wird sich erst zeigen.

Avatar photo

Autor: admin

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content