Passagier im total verrückten FCW-Flugzeug
Am Montag kommen die zugesagten Millionen aus Stuttgart. So hat es zumindest Wacker-Präsi Kevin Radi via Presse angekündigt. Diesmal aber wirklich! Zu 100%. Da fährt die Eisenbahn drüber. Vielleicht die Legobahn meines Enkels. Seit Mitte Februar hören wir nichts anderes. Seitdem haben wir die Lizenz verloren, sind aus dem Profisport geflogen, haben den Großteil der Profi-Mannschaft und damit auch viel Geld verloren. Die Ausbildungsentschädigungen und mögliche Transfereinnahmen (Grujcic, Kopp) hatten sehr konservativen Schätzungen zufolge einen Wert von 2. Mio. Euro. Aber hey, keine Panik. Am Montag kommt das Geld ja. Vielleicht ist es ja schon am Konto, wenn dieser Fanview online geht. Also lasst die Sektkorken knallen. Warum auch immer…
Nur Passagier
Man erinnere sich: Wir schrieben das Jahr 2021. Im Sommer brachen alle Dämme. Niemand wusste, wie es nach dem Desaster mit dem Ex-Investor aus Hamburg weitergehen würde. Die Rettung ist aus Russland zu uns gekommen. Nastrovje sastrovje sprach Michail Wladimirowitsch Ponomarjow und blätterte Kohle auf den schwarz-grünen Bürotisch. Jene Mannschaft, die erst in der allerletzten Runde den Aufstieg gegen die OÖ-Juniors vergeigt hatte, wurde zusammengehalten. Das sah doch nicht so schlecht aus. 11 von 13 Spielen konnte diese Mannschaft im Frühjahr 2022 für sich entscheiden. Da hatten die Kicker aber noch 100 Prozent gegeben. Im Herbst haben bei einigen die nötigen 100 Prozent aber mehr als deutlich gefehlt. Das Team war nur mehr Mittelmaß der Liga und der Investor Nummer II soll es dem Vernehmen nach, mit den vereinbarten Tranchen-Zahlungen auch nicht so genau genommen haben. Alles paletti, alles auf Schiene hieß es auf der Kommandobrücke des FCW. Mitnichten, mit Zahlungen war man säumig und nach einem Zeitungsinterview mit Kapitän Lukas Hupfauf taten sich wahre Abgründe auf. Auf dem Feld lieferten die Profis einen Totalschaden nach dem anderen ab und die Fans des FC Wacker Innsbruck waren da einfach nur Passagiere. Was passiert mit ihrem Verein?
Überraschung im Frühjahr. Kevin Radi übernahm nach ausgiebiger Due-diligence-Prüfung das Kommando und somit sämtliche Haftungen und versprach den Verein in seinem gesamten Umfang zu erhalten. Er habe einen Scherbenhaufen übernommen, so der neue Boss. Auf der online (!) Generalversammlung wurde er schließlich mit der Stimmgewichtung des Kernmitgieds BlockRock GmbH zum Präsidenten gewählt. Um großspurige Töne war der Immobilienmakler schon davor nicht verlegen. Weder bei den Zukunftsplänen, noch mit den Kapazundern mit denen er sich umgeben würde. Aber schon die Bestellung des eigentlichen Sportdirektors wurde zur Farce. Der „Wunschtrainer“ konnte dann auch nicht verpflichtet werden und schließlich löste sich auch sein anvisiertes Vorstandsteam in Luft auf, ohne noch richtig im Amt zu sein. Wir kennen den Rest. Am 15. Februar 2022 hätte das zugesagte Geld aus Stuttgart überwiesen werden sollen. Woche für Woche die selbe Meldung: Kein Geld eingetroffen, aber es kommt sicher. Lizenz futsch, Mannschaft futsch, Profifußball futsch – und wenn nicht schnell was passiert – der gesamte Verein futsch. Radi hat den von ihm sogenannten Scherbenhaufen nicht etwa aufgeräumt oder gekittet. Nein, er hat die einzelnen Scherben auch noch feinsäuberlich zermahlen. Die Erklärung, warum das Geld nicht kommt, soll laut dem Präsidenten Stunden in Anspruch nehmen. So ein Bullshit. Ein paar Minuten hätten ausgereicht. Keine Kommunikation, ganz einfach Funkstille. Wobei die Glaubwürdigkeit des Präsidenten ohnehin bei null angelangt ist. Die Anhänger des FCW waren und sind der medialen Berichterstattung ausgeliefert.
Flugschüler als Flugkapitän
Wie fühlt man sich da als Passagier? Man erlebt einen Knalleffekt nach dem anderen. Würde man etwa in einem Flugzeug sitzen, hätte es des Öfteren „Wrums“ gemacht und den Boden unter den Füßen weggerissen. Die Beine über dem Abgrund taumelnd, kommt der harte Aufprall immer näher und näher. Der Flugkapitän verspricht ein ums andere Mal, das Triebwerk neu zu starten. Die Passagiere hoffen und bangen, hören aber nichts als Fehlzündungen. Und der Boden kommt immer schneller auf die Passagiere zu. In kurzer Zeit enden die Anmeldefristen des TFV für die Ligen in der kommenden Saison. Schon wieder eine Fehlzündung. Startet der schwarz-grüne Jet in den nächsten Tagen nicht doch noch durch, zerschellt er an der Nordkette. Gelingt das Manöver aber doch noch, was wird dann? Wie ein talentbefreiter Flugschüler hat Kevin R. den Wacker-Flieger – und sich selbst – komplett ramponiert. Der Flugschein muss ihm auf alle Ewigkeit verwehrt werden. Jetzt bleibt auf jeden Fall ein Trümmerlfeld. Die Passagiere wollen wegen der bisherigen Unfähigkeit ihres Piloten von Bord. Längst haben sie Initiativen gegründet, um den Flieger irgendwie zu retten. Bevor dieser komplett im Bermuda-Dreieck verschwindet. Bleibt die Frage, was gibt es noch zu retten und lohnt es sich, ein gecrashtes Flugzeug mit aller Gewalt in der Luft zu halten? Wäre es nicht besser, sich von dem unfähigen Piloten und den falschen Fluglotsen zu lösen und zu versuchen auf den Trümmern aufzubauen? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Was ich weiß ist, dass das einzige „Ass“, das der FCW noch im Ärmel hat, seine engagierten Fans sind.