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Strange New Worlds

Was auf uns Schwarz-Grüne zukommt, steht in den Sternen. Wobei, nein, nicht einmal dort, denn von Sternen sollte man in Innsbruck längere Zeit nicht mehr sprechen. Was auf uns zukommt, liegt völlig im Ungewissen. Kann der Verein stabilisiert werden? Wird es am Ende der Saison überhaupt noch einen FC Wacker Innsbruck geben? Dürfen wir noch Frauen in Schwarz und Grün beim Kicken zuschauen? In welcher Liga werden wir landen? Und was ist der Unterschied zwischen Kirchberg, Kirchbichl und Kirchdorf?

New civilizations

Eines müssen wir gleich von Anfang an feststellen: Nicht nur die Zukunft des Vereins liegt im Dunkeln, auch ich tappe dort rum. Völlig. Ich scheitere nicht erst an der Fragestellung, brauchbare und belastbare Statistiken für die Tiroler Liga aufzutreiben, seien sie auch noch so unbedeutend. Ich scheitere an der Tiroler Liga. Ich hab einfach keine Ahnung. Ich fürchte allerdings, ich bin nicht ganz der einzige. Meine Ausrede ist allerdings nicht ganz schlecht: wenn ich Landesligisten aus Tirol beim Kicken zuschaute, mit Papa am Hügel stand, ein Sprite schlürfte und am Frankfurter knabberte, dann waren die Gegner aus Villach und Spittal, Klagenfurt und Wolfsberg, Feldkirchen und St. Veit. Die finde ich auf jeder Landkarte, ebenso wie La Valetta, Dnjepropetrowsk oder Tatabanya. Fußball bildet, ein Vorteil in jedem Geographieunterricht oder Kreuzworträtsel. Was da zeitgleich im anderen Teil Tirols abgelaufen ist, nördlich des Alpenhauptkamms – keine Ahnung. Interessant war nur, wenn wieder ein Spieler nach Wattens wechselte, da war er quasi in der Auslage von Innsbruck, drum nahm man das wahr. Aber ansonsten… Eine seltsame neue Welt, völlig neue Strukturen erwarten mich. Lernen mit dem FC Wacker Innsbruck, hat ja auch was für sich, so eine gemeinsame Reise.

Seek out new life

Das fängt schon einmal damit an, die Gegner zu finden. Gut, Kirchbichl, Unterland, eh klar. Aber war es jetzt das bei Kitzbühel? Das über Kitzbühel? Das bei Wörgl? Und spielen wir nicht gegen Kirchberg? Oder Kirchdorf? Bevor Sie entrüstet den Kopf schütteln – geben sie zu, dass Sie den Weg auch schon auf Google Maps angeschaut haben, ihr Navi programmiert und bei ÖBB Scotty gehofft haben, dass Kirchbichl einen Bahnhof hat und es nicht mehrere Orte desselben Namen gibt. Das Problem kommt noch früh genug, wenn man sich entscheiden muss, in welches Mils es denn gehen soll. Gut, dass kein Arzl in der Liga kickt, das hätte erst richtige Troubles gegeben. Kirchbichl also, der unvergessene Ligameister von 1997. 24 Gegentreffer in 30 Spielen, 84 mal selbst gejubelt, nur drei Niederlagen. Und dennoch war man nach einem Jahr in der Regionalliga schon wieder zurück in der Landesliga. Beinahe wäre man bei diesem Ausflug dem FC Wacker Innsbruck begegnet, doch man tauschte lediglich die Spielklassen. Denn die „Amateure“ in Schwarz-Grün, die unter dem traditionellen Namen antretenden Burschen von Präsident Fritz Schwab, waren unter völlig veränderten Rahmenbedingungen in die Saison gestartet. Keine Trainingsmöglichkeiten, keine Aussichten auf Weiterentwicklung, eingeschränkte Finanzmittel, bei Schwab wurden da keine Experimente versucht. Von der Mannschaft der Saison 95/96 blieben nur vier Spieler übrig, alle anderen gingen zu besser zahlenden Vereinen. Aufgefüllt mit Jungspielern, konnte man in der Regionalliga in keinster Weise mithalten und stieg mit nur einem Sieg und unfassbaren 160 Gegentoren ab. Wacker ging runter, Kirchbichl rauf, man konnte sich nur an der Türe Hallo sagen.

5,3 wackere Gegentore pro Partie war eine Ansage. Eine, die der SV Kirchbichl in seiner Geschichte aber mit einem Lächeln weckstecken kann. 1946, gerade frisch gegründet als Allgemeiner Turnverein, wurde die Spielklasse Unterland nach sechs Partien mit bitteren sechs Niederlagen am Tabellenende abgeschlossen, 57 Gegentreffer oder 9,5 pro Spiel waren dann doch etwas zu viel gewesen.

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Man wünscht sich ja, dass solche Spiele der Vergangenheit angehören. Aber es sind seltsame Zeiten. Eine Mannschaft, völlig bunt zusammengewürfelt aus Jungkickern und Glückssuchenden, wird am Samstag das schwarz-grüne Trikot überziehen. Was sie erwartet, weiß man nicht. Außer viel Applaus und 90 Minuten Gesang, egal, wie das Spiel endet.

Bild: maps.google.at

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Autor: Stefan Weis

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