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Münster, ausgleichend

Es gibt unspannendere Orte, um Geschichte zu schreiben. Aber sicherlich angenehmere. Wer stets an der Grenze lebt, ist begehrt und umstritten, wie etwa Münster in Tirol. Und wer stets umstritten ist, ist entweder stark in der Verteidigung – oder um Ausgleich bemüht. Fast scheint es, als hätte die lange zurückliegende Geschichte sich auch im Auftreten des SC Münster in den letzten Jahren niedergeschlagen.

 

Ballabwehr gesucht

Da gibt es auf der einen Seite die Historie des Unterlands, zu einer Zeit, als große Teile noch gar nicht zu Tirol gehörten. Münster, einst als Kloster ein Ausgangspunkt der Christianisierung, wurde zum Grenzort zwischen den Diözesen Brixen und Freising, zwischen den Territorien Tirol und Bayern, und dazwischen der Salzburger Einfluss. Kein Wunder, dass es in unmittelbarer Umgebung Burgen en masse gibt: Lichtenwerth, Neumatzen, Kropfsberg, Matzen. Verteidigung muss sichtbar sein, nicht nur funktionable. Wobei, gerade das war dann das Problem von Liechtenwerth. Die Silbe „werth“ verrät es, das Schloss liegt gut geschützt auf einer Insel. Wobei, eigentlich lag. Man war eine Wasserburg, die einzige Tirols. Bis der Inn seinen Lauf änderte und die Burg plötzlich ungeschützt im Tal stand. Ähnlich erging es dem Sportclub Münster in der vergangenen Saison. Es war nicht der Inn, der seine Richtung änderte, sondern ein veränderter Lebenslauf der Torleute Aleksandar Topic, Paul Happe und Matthias Wörndle. Topic kehrte zu seinem Heimverein nach Wörgl zurück, um sich dort in der Regionalliga zu beweisen, die Nachwuchshoffnungen Hoppe und Wörndle beendeten ihre Karrieren, und das noch während der vergangenen Saison. Plötzlich stand man in Münster ziemlich offen da, für beide Kampfmannschaften gab es mit dem 34jährigen Jan Dieminger und dem genau halb so alten Etienne Schrettl noch genau zwei Torhüter. Es musste neues Personal her. Und es wurde gefunden, in Vomp und Brixlegg. Vom FCV kam Christoph Knapp, der mit seinen 23 Jahren bereits 55 Einsätze in der Kampfmannschaft vorweisen konnte, vom SVB wurde der 16jährige David Dreossi ausgeliehen, ein Spieler der U16-Akademie-Mannschaft. Münster setzte bislang nicht auf die Erfahrung, sondern auf das Talent. Dreossi stand in der Liga dreimal am Platz, spielte einmal zu Null und musste in den beiden anderen Partien vier Gegentore hinnehmen.

Um Ausgleich bemüht

Drei Spiele also, gegen Oberperfuss, Volders und den SVI. Ein Sieg, ein Remis, eine Niederlage. Torverhältnis 4:4. Alles schön ausgeglichen halten, wie man das halt so gelernt hat an einer heißumkämpften Grenze. Tiroler Landeshoheit und gleichzeitig Salzburger Besitz, da musste man sich ruhig verhalten und ja keiner Seite auffallen. Der SC Münster kann das ganz gut. Um nicht zu sehr aufzufallen, gab man sich gleich in der ersten Runde des Tiroler Fußballcups gegen den Gebietsligisten Rinn/Tulfes mit 2:1 geschlagen. Klar doch, der Gegner hatte in der Vorrunde den Bezirksligisten Stans ausgeschaltet, und wenn man schon kein Derby gegen den vom ehemaligen SCM-Trainer Stefan Wörndle geleiteten Nachbarn spielen darf, dann spielt man gleich besser gar nicht. Auch im vergangenen Jahr, als Aufsteiger, hielt man sich bedeckt. Nicht zu gut, nicht zu schlecht. 12 Siege, 14 Niederlagen, 58 geschossene Tore, 56 erhaltene. Schön im Mittelfeld gelegen, ohne die Gefahr auf zu viel Aufmerksamkeit im Titel- oder Abstiegskampf. Wobei 56 Gegentreffer dann doch eher viel waren in der Liga, nur drei Mannschaften hatten mehr aufzuweisen. Wer aber um das Tormannproblem weiß, wird sich darüber nicht wundern.

Unausgewogenheit gewünscht

Schön wäre jedoch, wenn der FC Wacker Innsbruck die Gäste aus Münster etwas aus dem Gleichgewicht bewegen könnte. Nur ein bisschen. Gerade soviel, dass es für die einen Schwarz-Grünen für den ersten Heimsieg reicht, für die anderen Schwarz-Grünen eine knappe Niederlage setzt.

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Autor: Stefan Weis

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