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Die Lilanen

Draußen, in der Reichenau, zwischen Radetzkystraße und Langem Weg, da hinter St. Pirmin, liegt ein Feld, auf dem ganz seltsame Blümchen sprießen. Solche, die man in Innsbruck eigentlich nicht erwarten würde, die aber doch schon so quasi immer irgendwo da waren. Und sie gedeihen, auch wenn der Pferdemist der Campagne-Reiter schon lange oben in Igls ausgebracht wird und nicht mehr als Dünger dienen kann. In Innsbruck, da wachsen wirklich Veilchen, aus Tradition. Schon seit 1919. Der Innsbrucker AC kann auf eine lange Sportgeschichte zurückblicken, die immer wieder auch verwoben ist mit der des FC Wacker Innsbruck.

 

 

Violetter Beginn

Ganz am Anfang zum Beispiel. Der Gauverband Tirol des Deutsch-Alpenländischen Fußballverbandes, der Vorläufer des Tiroler Fußballverbandes, wurde von Innsbruck aus im Grauen Bär gegründet. Zu einer Zeit, als noch keiner fragte, ob Innsbruck für Tirol und Tirol hinter Innsbruck stehen könnte. Dabei waren der SVI (ehemals Fußball Innsbruck), Rapid (ehemals FM Kriketer), Germania, der Rad- und Rennfahrverein Veldidena, der FC Wacker Innsbruck und die Fußballabteilung des erst sechs Monate zuvor gegründeten Arbeiter-, Turn- und Sportvereins ATV (oder ATuS) Innsbruck, der spätere IAC. Die Legende besagt, die gerade erst erblühten Veilchen wären als echte Tiroler zwar den Bergen zugetan, dem Rasenviereck aber noch ziemlich fremd gewesen und hätten die ersten Spiele in Bergschuhen und ohne Kenntnis der Regeln absolviert. Kann man jetzt glauben oder nicht, aber die ersten Freundschaftsspiele würden diese Geschichte untermauern. Bis Ende des Jahres fing sich ATuS 57 Tore ein, erzielt wurde kein einziges. Das allererste Antreten endete mit einer 0:9-Niederlage gegen Germania, Wacker startete mit demselben Ergebnis gegen den SVI. Es war eine Zeit, in der noch deutliche Fußballsprache am Feld gesprochen wurde, die Schwarz-Grünen rächten die Violetten im Juni, als sie gegen die neue Mannschaft von Germania mit 16:0 gewannen.

Ebenso unausgegoren wie die Spielqualität war aber auch die Erstellung einer Meisterschaft und die Ligaeinteilung des Fußballverbandes. Eine Tradition, der man manchmal noch immer verhaftet scheint. Denn in der Theorie hätten drei Mannschaften des FC Wacker Innsbruck an ein und derselben Liga 1920/21 teilnehmen können. Die dritte Mannschaft scheiterte aber bereits in der 1. Qualifikationsrunde, die zweite Mannschaft setzte sich hingegen gegen ATuS Innsbruck mit 8:0 durch und siegte auch gegen die Zweier des SVI. Diese legte Protest gegen die Niederlage ein, Wacker II wurde suspendiert und durfte nicht an einer Meisterschaft teilnehmen, die aus fünf Mannschaften von nur drei Vereinen bestand. Wenn es um Verbandsregeln geht, besser nicht nachfragen.

Lilane Vergangenheit

Was haben die SSWler Johann Trenkwalder, Manfred Linzmaier und Karl-Heinz Lercher, die FCTler Michael Baur und Philipp Schwarz, die Wackerianer Andi Schrott, Sebastian Siller, Hannes Eder, Pascal Grünwald, Fabian Schumacher, Harald Schroll, Markus Seelaus, Markus Obernosterer, Thomas Kofler, Jeffrey Egbe und Raphael Gallé gemeinsam? Bei dieser Frage ist die Antwort klar: sie alle haben das Kicken beim IAC gelernt und verbessert, bei Wacker Innsbruck brachten sie es zur Vollendung. Dass Gischi Westerthaler nach seiner Zeit als Co-Trainer am Tivoli auch noch für zwei Saisonen in die Reichenau wechselte und die lilanen Kicker als Meister der Tiroler Liga bei nur vier Niederlagen und 91 erzielten Toren in die Regionalliga führte, ist das Tüpfelchen auf dem Innsbrucker i. Dabei hatte Westerthaler einen Verein übernommen, der sich durch die Fusion mit dem höhergelegenen SK Rum einen Sprung nach vorne erhofft hatte, aber noch im ersten Jahr des gemeinsamen Auftretens mit dem abgeschlagenen letzten Platz den Gang zurück in die Landesliga antreten musste und die gemeinsame Zukunft nach nur drei Saisonen beendete – bis eben Gischi kam. Seinen damaligen Co-Trainer kennt man bei den Schwarz-Grünen ebenfalls, war doch Masaki Morass erst in der vergangenen Saison FCW II-Trainer und interimistisch sogar Cheftrainer bei den Profis.

Der größte Erfolg des IAC hat auch mit der Regionalliga zu tun. Einer Art Regionalliga, denn die Arlbergliga existierte neben der Tauernliga als Parallelveranstaltung zur Staatsliga B und damit zweithöchsten Spielklasse. 1953 wäre dem IAC beinahe das geglückt, was ein Jahrzehnt später der Grundstein für den wackeren Höhenflug wurde: der Aufstieg in die höchste österreichische Spielklasse. Als Meister des Westens, der an der Tiroler Landesgrenze endete, spielte man Qualifikation gegen den Meister der Tauern, SV Austria Salzburg. Der Sieger des violetten Duells durfte in die Staatsliga aufsteigen und sich mit Rapid und Austria, Sportklub und Vienna messen. Es waren die Salzburger, deutlich, mit 0:5 und 0:9, die Zeit für einen Tiroler Verein in der späteren Bundesliga war noch nicht gekommen.

Die schönste Blüte des Flieders

Wenn man aber von gemeinsamer Vergangenheit spricht, muss man die schönste Blüte des Flieders unbedingt hervorheben: den Damenfußball. 1994 schlug der IAC im ÖFB-Frauen-Cup-Finale den USC Landhaus und war damit der zweite Tiroler Club (nach Wacker Innsbruck 1985), der diesen Titel nach Hause bringen durfte. Im Jahr darauf wurde der Meistertitel in der zweiten Liga gefeiert, 1997 auch der Aufstieg. Die Krone aufsetzten durften sich die Spielerinnen des IAC im Jahr 2002, als die ewigen Rivalen Neulengbach, Landhaus und Kleinmünchen auf die Plätze verwiesen werden konnten und ein Innsbrucker Verein sich österreichischer Frauenfußball-Meister nennen durfte. Als einziger Verein Tirols bislang. Diese Frauenmannschaft durfte der FC Wacker Innsbruck 2005 unter seinen Vereinsmantel nehmen, und mit ihm viele Spielerinnen, die dem Ball schon beim IAC gefolgt sind oder dort im Nachwuchs das kicken lernten, wie Anna Innerhuber, Sandra Kapeller, Marlies Hanschitz, Aysel Ahmedova, Daniela Iraschko-Stolz, Doris Adamovics, Sonja Pfaffenender, Eva Maria Dengg und viele, viele mehr.

Für die vielen schönen Spiele der Mädels, die ich in der Wiesengasse sehen durfte – vielen Dank, IAC, für die großartige Vorarbeit! Ad multos annos – auf viele weitere Jahre!

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Autor: Stefan Weis

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