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(K)Eine Nullnummer

Achtes Spiel innerhalb eines Monats und das für Amateure. Wer denkt sich so etwas denn aus? Und die „Profis“ jammerten schon, wenn sie an einem Sonntagvormittag spielen mussten. Egal, Spiele sind das beste Training. Nur, wenn man zwei 15-Jährige und mehrere Spieler am Rasen hat, die noch für eine U16 spielberechtigt wären, ist das schon eine Belastung. Vielleicht zu viel.

Zudem fehlt in der ersten Halbzeit aus bekannten Gründen (Protest gegen Kernmitglied) die Unterstützung der Fans. Die Gegner kommen hoch motiviert in Tirols (holprigen) Fußballtempel. Und es passiert eigentlich nichts. Eine Atmosphäre wie in Gungelgrün. Wie schon in den zwei vorangegangenen Heimspielen tat sich unsere Mannschaft sehr schwer. Die Blues warteten da auf ihre Umschaltmomente. Und die kamen für den Geschmack der Schwarz-Grünen zu häufig. Das machten die perfekt. Nur der Abschluss hat gefehlt und zudem agierte unser Tormann Markus Gabl in Höchstform. Meiner Meinung nach, besteht Gesprächsbedarf. So still verliert jeder Gegner den Respekt vor dem Tivoli.

 

Konträre zweite Halbzeit

Das Transparent auf der improvisierten Nordtribüne hing, die Trommel ertönte und die Stimmung war wieder so, wie sie vom Anpfiff weg sein sollte. Gänsehaut pur. Auf dem Feld war auch ein anderer Wacker zu sehen. Einer, der den Gegner enorm unter Druck gesetzt hat. Eine spannende Partie, in der jederzeit alles passieren hätte können. Düster war da nur das fahle Licht am Tivoli. Dabei haben wir noch gar nicht Weihnachten. Es wird schon glei Dumper. Klingeling – nur nicht im Tor der Kematner. Vergaben die Blauen in der ersten Halbzeit gute Möglichkeiten, taten das jetzt die Schwarz-Grünen. Da halfen selbst fast 20 Minuten in Überzahl nicht. Das Powerplay der Innsbrucker blieb unbelohnt. Aber die 998 Zuseher plus viele, viele Geister (;-)) sahen bei weitem keine Nullnummer. Das war Fußball pur. Steht’s auf des Messers Schneide. Die Enttäuschung war nach dem Schlusspfiff zu sehen und zu hören. Aber hey, am ASKÖ Platz vor zwei(!) Tagen hatten wir das Spielglück noch auf unserer Seite.

Unser Sommermärchen

Begonnen hat alles am 06.05.2022. Da war der FC Wacker Innsbruck am Abgrund. Eigentlich schon weiter. Lizenz futsch, die Ausbildungsentschädigungen weg und die Spieler haben das Weite gesucht. Aus diesem Grund zerbröselte auch die zweite und dritte Mannschaft. Die Damen hatten zwar den Klassenerhalt geschafft, aber haben sich dann auch in alle Winde zerstreut. Die Medien haben mit Haubitzen auf Spatzen geschossen. Schlimmer kann es für einen Verein und dessen Fans nicht mehr kommen. Nach dem Saisonabschluss am Tivoli organisierte die „Tivoli Nord“ einen Solidaritätsmarsch vom Stadion zum Golden Dachl, ins Herz der Stadt ist das „Herz“ des Vereins marschierte. Weit über 1000 Schwarz-Grüne, ausgestattet mit Fahnen, Taferln und Doppelhalter. Mit viel Feuer, Herzblut und Wehmut. Bis ein paar Tage vor Beginn der Meisterschaft wusste niemand, ob wir weitermachen und überhaupt eine Mannschaft stellen können. Dann kam Kirchbichl. Die Unterländer durften 1250 Zuschauer begrüßen und machten dabei einen kolportierten Umsatz von 18.000 Euro. Vor dem Goldenen Dachl sagte unser Vorsänger Mike G. noch ins Megafon, wir Fans sind das einzige Kapital des Vereins. Das zeigte sich dann auch beim ersten Cupspiel der Saison, wo in Axams über 1100 kamen. Das folgende Heimspiel, die Begegnung in Ebbs und die zweite Cuprunde in Hippach waren wahre Publikumsmagneten. Im Zillertal waren es 1.551 zahlende Zuschauer. Ein richtiges Highlight wurde das erste Innsbrucker Stadtderby am ASKÖ Platz. Ein wahrer Traum. So eine Atmosphäre hätten ein paar Bundesligisten gerne. Der Stadtrivale dürfte einen gewaltigen Umsatz gemacht haben. Auch Obmänner anderer Stadtrivalen haben sich diese Begegnung angesehen und freuen sich wie Kinder auf Weihnachten, wenn die dann auf uns treffen werden. Alles gipfelte in der gestrigen Begegnung gegen den SV Kematen. Deren Fans hatten eine Auswärtsfahrt mit der Bahn angekündigt und es sind viele diesem Aufruf gefolgt. So was Lässiges! 23 Einlaufkinder ihres Nachwuchses hatten die mit. Von Wacker waren es auch nicht viel weniger. Ein Traum, in deren leuchtenden Augen zu sehen. Einlaufkind in der Tiroler Liga. Aber für die war es viel mehr. Sehr viel mehr. Weil wir Wacker Innsbruck sind.

Eigener Ausschank wurde zum vollen Erfolg

Was überall Gang und Gäbe ist, gab es am Dienstagabend im Tivoli zum allerersten Mal. Der FC Wacker Innsbruck durfte nach dem Spiel einen eigenen Ausschank organisieren. Betrieben von Freiwilligen und auch die Mama unseres Spielers Manuel Petutschnig (16 Jahre) ließ sich das nicht nehmen. Mehrere Hundert Fans ließen die Partie Revue passieren und auch unsere Spieler haben vorbeigeschaut. Es ist auch ein optimaler Platz mit Bierbänken, Stehtischen und einer großen Bar. Das schreit nach mehr. War das jetzt ein Gnadenakt der Olympiaworld oder ein erster Schritt in die richtige Richtung? Ein erster Schritt war das auf alle Fälle. Und so gut hat mir noch keine Wurst im Tivoli geschmeckt. Weil es eine eigene war. Ich kann die Olympiaworld ja verstehen. Längst nicht nur der Tivoli muss finanziert werden. Einnahmen bringen eigentlich nur die Eishackler und die Fußballvereine. Wie das bei den Raiders ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Trotzdem kann es nicht sein, dass der Fußball in Innsbruck so viel schlechter gestellt ist, als im Land und im Staate. Aber für diesen ersten Schritt will ich mich als Fan sakrisch bedanken und mache gleich einen Vorschlag, die Becher zu spenden. Der Verein Wacker Innsbruck ist noch nicht gerettet. Auch wenn die Jungs am Feld ihren Mann stehen, die zweite Mannschaft in die Liga gestartet ist, der Nachwuchs neu aufgestellt wurde und bei den Damen etwas weitergeht. Nächster Gegner wird die SPG Prutz Serfaus werden. Spielbeginn ist Samstag um 17.30 Uhr. Das wird wieder eine zähe Partie werden. Aus meiner zweiten Heimat (Fiss) kenne ich den ein oder anderen. Die werden sicher einige Anhänger mitbringen. Acht Spiele innerhalb eines Monats bedeutet auch für die t12-Redakteure Schwerarbeit. Aber wenn ich sehe, wie unser Zeugwart Matthias Hirscher dem Kartenvorverkauf auch Chef des Ordnerdienstes macht und nachher hinter dem Bierstand steht – der übrigens von seiner Frau Barbara organisiert wird – leiste ich gerne auch meinen Beitrag! Darum schließe ich jetzt meine „Nachtschicht“. Immer Wacker bleiben!

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Autor: Rudolf Tilg

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