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Durch die Hölle

Ganz ehrlich: bei Natters denken Sie an viel, aber nicht unbedingt an Unangenehmes. Entspannte Wandertouren zum Streichelzoo, ja. Füße ausstrecken und Sonne genießen am grün schimmernden Moorsee, unbedingt. Aber lassen Sie sich nicht täuschen, wer nach Natters will, muss zuerst durch die Hölle.

 

Startbahnhof Natters

Also genauer gesagt das Hölltal, Haltestation der Stubaitalbahn. Und eigentlich ist es ja umgekehrt: die Natterer müssen durch die Hölle, wenn sie ihr Heimatdorf Richtung Innsbruck verlassen. Und das haben so manche Kicker des Sportvereins gemacht, auch solche der Sektion Fußball, die sich 2013 als FC selbständig machte. Sebastian Siller etwa, der nach seinen ersten Dribbelversuchen bei den Blau-Gelben Innsbrucker Stadtteil-Hopping erlebte, die Amateure von Wacker und Rapid Wien kennenlernte und über Grödig bei den Schwarz-Grünen andockte. Kein leichter Weg, sogar nahe Volders mussten 13 Spiele absolviert werden. Noch in seinem ersten Jahr musste er den Abstieg hinnehmen, brachte es aber auf insgesamt 100 Ligaspiele, davon 28 in der allerhöchsten Spielklasse. Auch ein anderer Defensiver lernte seine Tricks im Mittelgebirge: Fabian Koch. Er schnürte seine Schuhe schon für die Natterer, als andere noch mit dem Klettverschluss am stylischen Sneaker herumhantierten. Und das so richtig ausgiebig, nicht nur für ein paar Jahre. Fabian Koch war beim SV aktiv, bis er mit 18 in das BNZ kam und von dort nach nur einem Jahr volley beim FC Wacker landete. Die Innsbrucker mühten sich gerade wieder in Liga zwei herum und wollten zurück nach oben. In einem finanziellen Hasardspiel ging es in der letzten Partie 2010 um alles. Das wussten die Spieler, das wussten die Fans. 5000 machten sich mit Bussen, Autos und allen sonstigen Dingen mit Rädern auf nach Pasching. Der Rest ist Legende, und für den 33jährigen Natterer am Ende seiner Profilaufbahn ein gleichwertiger Meilenstein in seiner mit Österreichischem Meistertitel, Champions-League (beides FAK) und Cupsieg (Sturm) erfolgreichen Karriere. Ganz vorbei ist Kochs Fußballleben aber noch nicht, er schnürt nun seine Schuhe wieder dort, wo er es ursprünglich gelernt hat. Der FCN darf Fabians Erfahrung aber nicht nur am Platz, sondern auch im Training erleben, wenn er in der Doppelfunktion als spielender Co-Trainer sein Wissen weitergibt.

Endbahnhof Natters

Im Training und am Platz trifft Koch auf einen ehemaligen Teamkollegen, der ebenfalls ganz neu im Mittelgebirge ist. Denn erst im Sommer wurde Thomas Löffler beim FC Natters als Trainer präsentiert, sein erster Job für eine Kampfmannschaft. Auch Löffler bringt Erfahrung als Profi-Spieler mit, die er im schwarz-grünen Dress, aber auch bei Hartberg sammeln konnte. Mit seinem Wechsel 2015 nach Vöcklamarkt ließ er seine aktive Karriere ausklingen, war parallel aber schon als Trainer der dortigen Jugend tätig. Nach einem halben Jahr Assistenz in Wörgl kehrte Löffler nach Innsbruck zurück, um zunächst als Jugendtrainer, dann Leiter der dritten Mannschaft das Handwerk zu lernen. Als dann im unfassbaren Chaos der Kevinisierung des Vereins Masaki Morass als Trainer der zweiten Mannschaft seines Amtes enthoben wurde, stiegen Thomas Löffler und Florian Anderle als Interimscoaches noch eine Stufe auf. Seit neun Pflichtspielen steht der ehemalige wackere Defensivmann nun an der Seitenlinie. In der zweiten Cuprunde mussten sich die Natterer Kirchbichl knapp mit 1:0 geschlagen geben, in der Liga lässt sich auch noch kein Trend erkennen. Daheim wurde Mayrhofen und Volders mit insgesamt sieben Toren geschlagen, nur gegen den Ligafavoriten IAC setzte es eine Niederlage. Auswärts war dafür ein Remis gegen Oberperfuss das höchste der Gefühle, ansonsten steht man in der Fremde noch ohne Punktegewinn da. Im letzten Spiel gegen den SVI verhinderte ein höllisches Unwetter noch weitere Gegentore, sind es in der Liga allein ja schon 16 bei nur sechs Spielen.

Nächste Station

Es wird eine schwere Saison für die Natterer. Es ist die fünfte in Folge in der vierthöchsten Spielklasse, bislang konnte man sich im gepflegten Mittelfeld positionieren. Aber selbst das Einstellen des besten Abschneidens, des siebten Rangs vor zwei Jahren, würde in diesem Jahr einem Quasi-Abstieg gleichkommen. Aber selbst wenn dies eintreten würde, für Natters wäre das kein Untergang. Denn im Mittelgebirge wird Fußball gefeiert, und das nächste Fest findet am Sonntag statt, wenn Innsbruck zunächst durch die Hölle muss…

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Autor: Stefan Weis

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