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Perfuss oder Lackschuh

„Nie die goldene Mitte“. Die gab es bei Innsbruck irgendwie nicht. Seit man vor beinahe ewigen Zeiten den Wien-zentrierten Fußball in Österreich aufgemischt hat, darf es nur noch Extreme geben. „Barfuß oder Lackschuh, alles oder nichts“. Geht halt nicht immer gut, dieses Spiel, und dann geht es mal nach Oberperfuss zum nächsten Spiel. Aber auch die sind alles andere als „bleckfiaßat“.

 

Keine Leisetreter

Naja, also zumeist, zumindest. Denn wer mit seinen Kindern einen Spaziergang am Rangger Köpfl macht, am Speichersee vorbei so Richtung Stiglreith, findet auch einen Barfussweg. Unten, am Fußballplatz, sind sie weniger barfuß unterwegs. Da kann es schon sein, dass die Cup-Gegner Navis und Weerberg insgesamt zehn Tore kassieren, dass man den derzeitigen Tabellenvierten Prutz/Serfaus mit fünf Treffern bedient (Wacker hat zwei Tore geschafft), Natters nur einen Punkt entführen kann (gegen Wacker aller drei), die Union in Halbzeit zwei abgefertigt wird. Überhaupt, Halbzeit zwei. Im Cup wurden sechs Tore in den letzten 45 Minuten erzielt, in der Liga waren es zehn von insgesamt nur fünfzehn. Man wacht in Oberperfuss spät auf, erzielte aber genauso viele Treffer wie die Schwarz-Grünen. Sie sind „keine Leisetreter“ – aber treten dann doch mal daneben. 22 Gegentreffer sind jetzt nicht unheimlich viel, aber genug, um den letzten Tabellenrang einzunehmen. Drei Spiele wurden bislang ohne eigenes Tor verloren, dafür aber auch drei mit nur einem Treffer Unterschied. Man wurde glatt abserviert und ging manchmal unglücklich ohne Punktegewinn vom Platz. „Alles oder nichts“ auf Oberperferisch.

Leg ich mir ’nen Frack zu

Was anziehen, das ist derzeit ein sehr beliebtes Ratespiel. Anorak und Kappe, Herbstjacke mit Kapuze oder doch die letzten goldenen Sonnenstrahlen genießen in kurzen Ärmeln? Was es nicht mehr braucht, ist ein Frack. Die Zeiten sind vorüber. Eben diese Zeiten, die immer noch von Medienvertretern als Vergleichswert gebracht wurden, die dem FC Wacker Innsbruck von Interessenten übergestülpt wurden, auch wenn er von ihnen ferner war als vom harten, aber ehrlichen Fußballleben im wirklichen Amateurbereich. Im September vor 50 Jahren spielte man im Europacup der Meister gegen den sowjetischen Meister Dynamo Kiew. Im September vor 30 Jahren im UEFA-Cup gegen die AS Roma. Und irgendwie dachte niemand mehr daran, dass man im September vor 60 Jahren gegen Rot-Weiß Rankweil kickte, im September vor 40 Jahren trotz Kampf um den Europacup nur 4000 Zuschauer im Westderby aufs Tivoli lockte. Und vor 20 Jahren den September im Überlebenskampf verbrachte. Spielerisch in der Regionalliga, aber emotional ganz wo anders. Genau so, wie es Harald Juhnke sang: „Leg ich mir ’nen Frack zu, oder komm ich vor Gericht.“. Nicht der Europacup ist das wiederkehrende Motto in Innsbruck, sondern der Überlebenskampf. Bislang konnte man den einen nicht gewinnen, den anderen aber ständig.

Immer volles Risiko

Um den Überlebenskampf auch diesmal zu gewinnen, braucht es aber nicht nur ein gemeinsames Handeln im Verein, viele wertvolle Verbindungen und helfende Haände und Freunde, sondern auch ein sportliches Reüssieren, um im Chaos der Ligareformen mit einem Spitzenplatz zumindest die Liga zu halten. Außerdem – „Barfuß oder Lackschuh, das bleibt sich gleich per se, mir tun beide Füße immer etwas weh“.

Bild: maps.google.at

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Autor: Stefan Weis

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