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Stark verbessert, aber zu harmlos

Um es vorwegzunehmen, am Samstag ist es mir sehr schwergefallen, mich auf Fußball zu konzentrieren. Wenn man einen Tag zuvor eine liebe Freundin, mit der man aufgewachsen ist, Spielkameradin war, viele schöne Momente und auch Partys gefeiert hat, auf ewig verabschieden muss. Lebewohl, Sonnenschein! Nichtsdestotrotz stand am Samstag dann das dritte Stadtderby der Saison an. Der FC Wacker Innsbruck bleibt ungeschlagen, holt fünf von neun möglichen Punkten und kann dennoch nicht zufrieden sein.

 

So schön

Schon am Vormittag ging es Richtung Landeshauptstadt. Genauer gesagt, nach Ampass zu Freund Günther. Kurzfristig hat sich das „Wacker Inventar“ dazu entschlossen, ein Spruchband zu kreieren. Schon allein die Fahrt nach Ampass offenbart die Schönheit unseres Landes. Und irgendwer muss die „Arbeit“ der Jungs ja auch überwachen. Ja, war ein nettes konstruktives Warm-up zum Derby. Ein Frühschoppen der anderen Art. Drunten im Herzen der Landeshauptstadt angekommen, ging es dann zum Fennerareal. Dort bot sich eine erstklassige „besonders sichere“ Parkmöglichkeit direkt gegenüber des Fennerareals. Sozusagen führte dann mein Peugeot 108 die Flotte der Streifenwagen vor der Landespolizeidirektion an. Inkognito ging es dann hin zum Ort der Begierde. Das muss man auch erlebt haben. Was sind schon das Allianzstadion oder der Borussia Park, wenn man ein Derby auf der Fenner erleben darf? Der Rasen glich einen Kartoffelacker, die bunten Bäume auf der Südseite des Fenners hatten ihr Kleid fallen lassen und man ging wie auf Wolken. Eine wunderbare Herbststimmung. Die Allee gegenüber der Hofburg trug ihr Übriges dazu bei. Am Fuße der Hungerburg, der Seegrube und der Nordkette. Dazu passte dann das Spruchband, dass das Inventar gemalt hat. „Echter Fußball in Liga 4-statt blutigem Hochglanz ohne Bier- Boycott Qatar“. Da war die Innsbrucker Radrundfahrt der Wackerianer schon angekommen. Etwa 50 Personen der „Tivoli Nord“ sind mit dem Fahrrad quer durch Innsbruck in die Kaiserjägerstraße gestrampelt. Auch dazu gab es ein Spruchband von Wacker unser: „Strampeln gegen das Kernmitglied“. Erfinderisch waren unsere Fans bei deren Support. Das Laub wurde für eine spontane „Herbstchoreo“ zweckentfremdet.

Kleines Fenner mal ganz groß

Laut dem Obmann der Union, Herbert Lehner waren es 850 zahlende(!) Zuschauer, die sich das Derby der Union Innsbruck gegen unseren FC Wacker Innsbruck nicht haben entgehen lassen. Beinahe das bestbesuchte Fußballspiel an diesem Wochenende in Tirol. Und das auf einem Platz über einer Tiefgarage, dessen Ausmaße wohl gerade noch dem Regulativ entspricht. Habe ich schon erwähnt, dass der Rasen einem Acker gleicht? Egal, es wurde ein Fußballfest. Dass ich in meiner Jugend, in der Bergbauernliga, auf bessern Plätzen gespielt habe, tut ja nichts zur Sache. Besser als der Rasen war die Organisation von Gastgeber Union Innsbruck. Nach dem Spiel gab es sogar ein Oktoberfest. Die Herbststimmung passte, das Wetter hat gepasst. Während des Spiels hat der kleine Platz fast für Unmut gesorgt. Schiedsrichter Patrick Elsler wollte nach der Pause das Spiel offenbar nicht mehr anpfeifen. Der Vorsänger am Spielfeldrand war da Stein seines Anstoßes. Was vor einer Woche in der Wiesengasse beim SVI oder bei den anderen Auswärtsspielen kein Problem war, war es plötzlich am Fenner. Es gab Diskussionen, auch unschöne Rufe den eigenen Leuten gegenüber, die so nicht sein müssen! Denn die Betroffenen leisten genug für unseren Verein! Die Gastgeber sahen es locker. Deren Obmann trug selbst einmal das schwarz-grüne Trikot. Damals 1986 in der 2. Klasse Mitte unter Fritz Schwab. Er stieg mit Wacker zweimal in die nächste Spielklasse auf und hat sich dann leider verletzt. So und jetzt frage ich mich, was die Unruhe eigentlich sollte? Das Spiel wurde wie gehabt fortgesetzt, unser Vorsänger sorgte wie gehabt am Spielfeldrand für gute Stimmung und das Spiel wurde ohne das geringste Problem zu Ende gespielt. Mit einem Ergebnis, das keinem so richtig weiterhilft. Wie auch schon vor einer Woche in der Wiesengasse. Aber am Fennerareal zeigte sich der FCW hingegen stark verbessert. Begann dieses Spiel praktisch mit einem Rückstand und fand danach immer besser in diese Begegnung. Der Lohn war dann der verdiente Ausgleich. In der zweiten Halbzeit spielten die Schwarz-Grünen auf Sieg, was den Gastgebern einige Konterchancen ermöglichte. Wacker hatte weit mehr vom Spiel aber es fehlt einer, der die Tore auch macht. Der Gegner hatte dann auch klare Möglichkeiten, weshalb das Resultat von 1:1 schon irgendwie in Ordnung geht.

Ausklang und gemütliche Nachbetrachtung

Fast gegenüber des Fennerareals gibt es einige Lokale. Darunter eines mit viel „britischem“ Flair und noch Preisen ohne den obligatorischen Energieaufschlag. Die Wiener würden sagen, „urleiwand“. Ich sage auf gut Tirolerisch, „einfach bärig“. Dort konnten wir bei Guinness-Bier und Toast mit irischem Käse nicht nur den Kantersieg unserer Freunde aus Frankfurt gegen Bayer Leverkusen mitverfolgen, sondern auch über Schwarz-Grün philosophieren. Ja, es tut schon weh. Der jahrelange Kampf ums nackte Überleben und statt jetzt gegen Rapid, Sturm oder Salzburg zu spielen, müssen wir mit einem Remis in der Wiesengasse und auf dem Fenner zufrieden sein. Ja, so ist es, doch bei allem Leidensweg, Wacker ist kein „normaler“ Amateurverein. Aber er ist es sportlich. Das sieht man schon daran, dass man sich auf einen 15-jährigen Torhüter verlassen kann. Für die anderen 15-Jährigen, denen bei FC Wacker Innsbruck II lief es diesmal nicht ganz nach Wunsch. Nach einem turbulenten Spiel in Matrei, mit zwei Roten und einer Gelb-Roten Karte, mussten sie sich den Hausherren mit 1:2 geschlagen geben. Knackpunkt war deren 2:0-Treffer in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. In Überzahl gelang den Jungwackerianern nur noch der Anschluss. Sie bleiben aber Tabellenführer der 2. Klasse Mitte. Die Damen verloren trotz ansprechender Leistung gegen Bergheim mit 0:3. Aber da steht Ordnung ins totale Chaos zu bringen jetzt ohnehin im Vordergrund. Deren sportlichen Leiter hatte man erst vor der Kamera: https://www.t12.at/anpfiff-zum-spiel/hinterfragtinterviews/4853-thomas-mayr-es-sollte-bis-zum-winter-alles-fix-und-save-sein.html

Weiter geht es für unsere Mannschaft am Freitag gegen Tabellenführer SV Völs und am Nationalfeiertag im Cup gegen den Regionalligisten SV Hall, jeweils im heimischen Tivoli. In der Meisterschaft gilt es im Herbst noch Punkte zu sammeln. Der Platz für die Regionalliga Tirol im kommenden Jahr ist nur einen Punkt entfernt. Die Liga spielt etwas verrückt…

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Autor: Rudolf Tilg

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