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Mythen, Legenden und sonstiger Wirrwarr

Warum können wir an einem Mittwoch am Nachmittag unserem Lieblingshobby frönen – dem FC Wacker Innsbruck auf die Beine zu schauen?

Warum ist Feiertag?

Seit 1955 feiern wir ein Staatsjubiläum, naja das feierten wir vorher auch schon, so zum Beispiel den 12. November als Tag der Ausrufung der Republik. Unter Dollfuß und Schuschnigg den 1. Mai, aber Gott bewahre nicht den Tag der Arbeit, sondern den Tag der Ausrufung der totalitären Maiverfassung. Im dritten Reich blieb es derselbige jetzt aber als „Tag der nationalen Arbeit“ und 1955 begann dann der Wettlauf um den neuen Tag. Dass es sich auf den November hin zuspitzen würde, war aufgrund der historischen Ereignisse klar. Wobei auch da hätte es noch eine andere Möglichkeit gegeben.

Aber zuvor noch ein kurzer Exkurs zur Begrifflichkeit: Staatsfeiertag, Nationalfeiertag – egal, Hauptsache frei, könnte man meinen – dem ist aber bei weitem nicht so: Der 1. Mai (jetzt wieder Tag der Arbeit) ist ein „Staatsfeiertag“, der 26. Oktober hingegen der „Nationalfeiertag“. Am 15. Mai 1955 wurde der Staatsvertrag mit viel Pomp unterzeichnet (hätte sich auch als Datum angeboten). Als letzter der Signatarstaaten ratifizierte Frankreich am 27. Juli 1955 selbigen und damit begann die Uhr zu ticken. Tick, tack, tick, tack – Franzosen, Engländer, Amerikaner und Russen mussten nun binnen 90 Tagen das Land verlassen. Bedeutet, der 25. Oktober war der Stichtag. Nun wenn man in den 70er Jahren in die Volksschule ging lernte man noch brav, dass am 26. Oktober der letzte Besatzungssoldat Österreich verlassen habe. Mythos – das war nämlich schon am Tag vorher. Liebe Lehrer von damals, ihr konntet auch uns arme Schüler stundenlang rot-weiß-rote Fähnchen malen lassen – und den 26. als „Tag der Fahne“ bezeichnen – auch das ein Mythos. Es wäre ebenfalls der 25. gewesen.

Der Nationalfeiertag ist der Tag an dem im Laufe des Tages eine Novität passierte. Das Parlament beschloss ein Gesetz zur Neutralität, das rückwirkend mit 00:00 Uhr in Kraft trat. Natürlich war es da einfacher dem 7jährigen Schüler ein wenig „Spass mit Flaggen“ oder „der letzte Soldat verlässt Österreich“ vorzugaukeln – so ein Gesetz mit dem Wort Neutralität drinnen ist einfach schwerer zu vermitteln. Und 25. oder 26., wer will da so genau sein?

Und nun zum Fußball

Jetzt eine Überleitung zum Fußball hinzubekommen, könnte schwierig werden – oder auch nicht. Wirrwarr gibt’s beim FCW ja auch. Nein, jetzt nicht die ewigen Finanzprobleme, nicht die unzähligen Umbenennungen in der Historie, nicht das altbekannte Hacklschmeissen von missgünstigen Entscheidungsträgern und sonstigen Hatern. Viel banaler – man nehme nur das Gründungsjahr.
Und der Wirrwarr zieht sich weiter und größere Kreise: Heuer muss man „Aufsteigen“ um in Wahrheit die Klasse zu halten – klingt unlogisch, ist unlogisch, ist aber trotzdem so. Dem TFV sei Dank. Will man am Saisonende in der 4. Leistungsklasse bleiben, muss man von der Tiroler Liga in die Regionalliga Tirol „aufsteigen“. Selbst als Meister der 4. Leistungsklasse kommt man nicht in die Dritte. Sowas wäre wahrscheinlich nicht mal Lukas Resetarits, Alfred Dorfer oder Josef Hader für ein Kabarettprogramm eingefallen. Aber zum Glück geht’s am Mittwoch nicht um rot-weiß-rote Fahnen (wenn, dann schon um schwarz-grüne) und nicht um Aufstiege zum Klassenerhalt.  Es geht um die 4. Runde des Kerschdorfer Tirol Cups. Gegner ist der SV Hall, der in der Regionalliga Tirol abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz steht. Wobei sich da wiederum die Frage stellt: Qualifiziert man sich bei einem Abstieg für den Klassenerhalt? In Tirol ja offenbar schon. Schließlich wird der Absteiger, oder besser die Absteiger, aus der Regionalliga Tirol in die Regionalliga Tirol „absteigen“. Aber fragt nach beim TFV, der seine Totgeburt der Regionalliga Tirol ja krampfhaft am Leben erhalten will, nachdem der ÖFB ein Machtwort gesprochen hat und endlich wieder die Regionalliga West einführt. Fragen über Fragen und Wirrwarr wohin man schaut. Bleibt nur zu hoffen, dass die wackere Abwehr gegen Hall sich ähnlichem Wirrwarr entzieht und die ganze Mannschaft im Cup vielleicht einen neuen Mythos gebiert – als Regionalligistbesieger.

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Autor: admin

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