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Living on the edge

… oder wie meine Südtiroler Verwandten sagen würden: Leben an der Etsch. Ja, sorry, so früh schon in der Rückrunde, aber schlechter Humor ist bei uns genetisch bedingt. Es geht natürlich um die Rasierklinge, um den Tanz auf des Messers Schneide. Nichts, was dem FC Wacker Innsbruck nicht bekannt wäre. Und wenn schon Gewässer, dann geht’s um die Melach.

 

There’s something wrong with the world today

Ein Tanz auf Messers Schneide, das ist die ganze Saison für die Tirol-Ligisten, nicht nur für den Neuankömmling aus Innsbruck, der sich im lange Zeit ungewohnten Amateurfußball erst orientieren muss. Sicherlich, man könnte einfach den Hut draufhaun und damit leben, aber eigentlich muss es immer wieder thematisiert werden. So, wie es etwa der sportliche Leiter von Völs, Robert Daniel Saxl, im Ligaportal-Winterinterview geäußert hat: „Wenn man nicht aufsteigt, ist es faktisch ein Abstieg.“. Und darum kommt es, dank absurder Ligareformen, am Samstag zum de-facto-Abstiegsduell gegen den SV Kematen. Wobei hier, und das muss man sich nochmals auf der Zunge zergehen lassen, in einer 16er-Liga der 5. gegen den 6. antritt. Zwei Mannschaften mit einem positiven Torverhältnis. Zwei Teams mit fünf respektive sechs Punkten Abstand zum Tabellenführer, aber 10 bzw. 11 zum Drittletzten der Tabelle. Zwei Vereine mit einem Punkteschnitt von 1,67 bzw. 1,6 – kämpfen um den Klassenerhalt. Und die Linie ist derzeit gezogen zwischen Innsbruck und Kematen. Es darf ein heißer Tanz erwartet werden, wenn die „Blues“ zum Rückrundenstart zum Halali, zur Jagd auf die sicheren Top-5 blasen. Es ist ein Duell auf Augenhöhe, das zeigt auch der Blick auf die erste Begegnung in dieser Saison. In der einzigen torlosen Partie der Innsbruck konnten die Schwarz-Grünen nicht einmal aus der Gelb-Roten Karte von Clemens Oberforcher 20 Minuten vor Ende einen Vorteil erzielen. Mehr noch, war die Partie zuvor von Topchancen auf beiden Seiten geprägt, igelten sich die Kemater nach dem Auschluss ein und verhinderten so nicht nur einen Gegentreffer, sondern auch so gut wie jedes Zustandekommen einer Chance. Nebenbei, zu diesem Zeitpunkt traf noch der Tabellenzweite auf den Tabellenvierten, beide hätten vor dem Spiel die Ligahöhe gehalten.

We’re seeing things in a different way

Der Herbst ist vergangen, vergebenen Möglichkeiten nachzutrauern hat keinen Sinn. Da hätte es schon mehr Sinn sich anderen Tänzen auf der Rasierklinge zu widmen. So, wie es derzeit wieder alle Medien tun, die sich zum Frühjahrsstart mit dem FC Wacker Innsbruck beschäftigen. Denn passend zur Rückrundenauftakt – und nicht etwa in den vergangenen 140 Tagen seit dem letzten Meisterschaftsspiel – gibt es wieder spannende Meldungen von der Finanz. Naja, eigentlich vom Kreditschutzverband, aber im Umfeld der Schwarz-Grünen ist das ein bisserl wie Ghupft und Ghatscht. Zur völligen Überraschung einiger weniger, die bei Einstieg des neuen Hauptsponsors den Namen nicht bei Google eingegeben haben, erwies sich KitzVenture nicht als der stabilisierende Faktor im Budgetleben des Tiroler Traditionsvereins. Und in alter Tradition wird nun der Verein wieder mit Attributen zugeschüttet, die einem neuen Markenaufbau, einem Rückgewinn von Vertrauen, also dem erwünschten Neustart nicht unbedingt dienlich sind. Und darum spricht auch kaum jemand von einem Spiel, das am Wochenende zum Publikumsmagneten mutieren könnte. Während ein paar Kilometer abwärts wohl die Auswärtsfans des SK Sturm Graz die Bilanz des Bundesligisten retten und ihn davor bewahren, in der Zuschauerstatistik hinter ein Spiel der vierten Leistungsstufe zu fallen, bahnt sich am Kemater Sportplatz eine Sommerparty im Spätwinter an. Man sieht die Dinge halt anders mit schwarz-grüner Brille. Und vor allem mit blau verspiegelten Gläsern, wie sie die Gastgeber tragen. Little Britain lässt grüßen, wenn die „Blues“ an der „Melach Road“ in ihrem „Megastore“ mehr als sechs verschiedene Fanartikel anbieten (sieben sinds, wenn ich richtig gezählt habe). Diesen Auftritt muss man lieben, auch wenn man keinen Punkt verschenken will.

If Chicken Little tells you that the sky is falling

Denn nur mit solcher Ruhe, mit der die Summerparty-Gänger die Grenzgänger zwischen Ober- und Unterland besuchen, um ein Fußballfest zu feiern, nur mit dieser tiefenentspannten Gelassenheit lässt sich die Situation rund um die Zukunft der Innsbrucker bewältigen. Panik, Chaos, Stress, das würde zum Untergang führen. Aber bei aller Entspanntheit – die Punkte sind notwendig, die Top 5 müssen diese Saison erreicht werden. Ein bisschen Party schadet dabei aber nie…

Foto: maps.google.at

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Autor: Stefan Weis

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