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Bundesligareifer Anhang trifft auf Amateurfußball

Vor Anpfiff der Partie gegen den Tabellenvorletzten gab es eine tolle Choreografie der Tivoli Nord: „Veccio Kuore (altes Herz) wird für immer weiterschlagen!!!“ Zweite Choreografie im zweiten Frühjahrsspiel und das in der Tiroler Liga.

Und nun zum sportlichen: das war wohl nichts. Die Kirchbichler konnten in ihrem „Spiel des Lebens“ einen Punkt aus dem „düsteren“, stürmischen und regnerischen Tivoli entführen. Sehen tut man nicht viel, im fahlen Lichte des für Amateurspiele zurückgefahrenen Flutlichts. Das Waldstadion, in dem die SPG Rinn/Tulfes ihre Spiele abhält, dürfte heller erleuchtet sein. Zumindest blieb von der 23. Minute bis zur Minute 28 die Hoffnung, dass den Schwarz-Grünen ein Licht aufgehen würde. Zuerst ging Wacker durch Lacazette in Führung, welche Gschösser für die Unterländer dann egalisierte. Und ab da konnte man fast schon froh um die schlechte Sicht sein. Zu umständlich, zu verkrampft. Gegen den Tabellenvorletzten muss im eigenen Wohnzimmer ganz anders aufgetreten werden. Aus gefühlten 90 % Ballbesitz sollte viel mehr Druck auf das gegnerische Gehäuse ausgeübt werden. Und das sehe ich als das Hauptproblem dieser jungen Mannschaft. Die Automatismen greifen nicht und so bringt sich das Team um die Früchte ihrer Arbeit. Die Grün-Weißen boten eine gute Auswärtsleistung. Kämpften um jeden Millimeter des Tivolirasens und mitunter musste man sich gar Sorgen um die Gesundheit derer Spieler machen. Derart häufig und lange am kühlen, sehr feuchten Untergrund liegenzubleiben, ist schon gesundheitsgefährdend. Hoffentlich hat sich keiner verkühlt. Bei einer ihrer seltenen Vorstöße hätte es aber auch gut sein können, dass diese Akifs Mannen komplett das Licht ausgeknipst hätten.

 

Kopf freimachen

Schönreden kann man nichts. Das war einfach zu wenig. Von außen hat man den Eindruck, das schwarz-grüne Team ist nicht eingespielt. Verletzungen und Grippewellen, die dazu geführt haben, dass praktisch nie mit derselben Formation geübt werden konnte/kann, könnten eine Erklärung sein. Auch ist das noch immer ein zusammengewürfelter Haufen. Praktisch jedes Tiroler Liga Team ist eine eingespielte Truppe und über Jahre gewachsen. Zudem schmerzen die Langzeitausfälle von drei Führungsspielern. Trotzdem… nach zehn ersehnten Wochen Vorbereitung ist der Output auf dem Rasen eindeutig zu wenig. Es müsste aus der spielerischen Überlegenheit und dem fulminanten Ballbesitz in den ersten zwei Frühjahrsspielen wesentlich mehr herausschauen. Ist die Erwartungshaltung zu viel, der Druck liefern zu müssen zu hoch, oder machen sich die Spieler selbst zu viel Druck? Vielleicht sollte man es mit „Druck raus, Freude rein“ versuchen. Die Gegner geben in ihrem  „Spiel des Lebens“ gegen den FCW alles. Für den ein oder anderen ist dieses Spiel gegen den Tiroler Traditionsverein sein persönliches Karriere-Highlight. Man hat den Vorteil gar nicht verlieren zu können und die Unseren setzen sich selbst oder von außen zu sehr unter Druck. Die Atmosphäre rund um die Spiele des FCW sollte eigentlich beflügeln. In den letzten Spielen des Herbstdurchgangs war es auch so. Blöde laaange Winterpause. Zu viel Zeit um die Form zu verlieren und zu viel Zeit um nachzudenken. 

Der Gegner vom Freitag, der SV Kirchbichl, ist mit Real Madrid im Bunde. Wirklich! Die Königlichen suchten einen Verein mit der „nötigen Infrastruktur“, um Nachwuchs-Champs abzuhalten und wurden im Tiroler Unterland fündig. Eine Aktion gemeinsam mit der Tiroler Krone. Dort findet man auch Informationen dazu. So war eine Abordnung des SVK erst kürzlich im Santiago Bernabeu zu Gast. Und trotzdem betitelten sie ihr Gastspiel am Tivoli gegen den FC Wacker Innsbruck als ihr Spiel des Lebens. Auch schön.

Meine persönliche Sicht

Vor ein paar Monaten ist der FC Wacker Innsbruck vor den Nichts gestanden. Es wurden schon konkrete Möglichkeiten zu einem kompletten Neustart in der 2. Klasse ausgelotet. Wacker war praktisch führungslos. Jene die wir hatten, Radi und Co, war nicht einmal fähig die angefallene Post zu öffnen. Wir hatten außer Schulden nichts und schon gar keine Mannschaft. Bis kurz vor der Meisterschaft. Und was würde aus dem Rest des Vereins werden? Seither hat sich doch sehr viel getan. Neben der Tatsache, dass unser Nachwuchs weiterhin erfolgreich am Weg ist und die Damen sich etwas stabilisieren konnten, sorgt Schwarz-Grün für Feste in der Tiroler Liga. Auch in den ersten zwei Spielen des Frühjahrs war der wackere Anhang sensationell. Viel österreichische Bundesligisten wären über eine derartige Unterstützung wohl froh. Das sollte man genießen! Freude daran haben und nicht gleich wieder vom müssen,müssen und wieder müssen, schreiben und reden. Klar, die Mannschaft sollte nun liefern. Aber mir fehlt die Freude am Wacker Innsbruck. Die Mannschaft nimmt sich diese offenbar selbst und ein großer Teil des Anhangs lässt sie sich dadurch auch nehmen.

30-Jahre Freundschaft zu Eintracht Frankfurt

Genau 30 Jahre ist es her, als sich der damals noch junge Fanclub, die „Verrückten Köpfe“ auf dem Weg nach Steyr zu einem Auswärtsspiel gemacht hatten. Das wurde aber wegen Schneefalls abgesagt. Gelandet sind sie dann schließlich in München zum Spiel der Bayern gegen die Eintracht. Da wurden erste Kontakte mit den Adlern geknüpft. Noch vier Jahre vor der Gründung der Ultras Frankfurt. Es folgten Besuche und Gegenbesuche. Dadurch kam es auch zu Freundschaften abseits der VK und der UF. Die IFuriosi etwa, pflegten eine enge Freundschaft zum Eintracht Fanklub AFAM. Sensationelle Besuche bei Jubiläumsfeiern hier wie dort und an Spieltagen. Auch zu Auswärtsspielen der SGE. Vor etwa 10 Jahren wurde die Freundschaft beidseitig auf Eis gelegt. Die Kurven erlebten die nächsten Generationen. Aber das war ein sehr brüchiges Eis. Die gegenseitigen Besuche blieben aufrecht. Und in Frankfurt ist man als Wackerianer ein sehr gern gesehener Gast. Davon konnte ich mich immer wieder selbst überzeugen. Und es wird uns auch Respekt gezollt, dass wir nach alldem, was so passiert ist, immer noch so aktiv sind. Frankfurt ist immer wieder ein tolles Erlebnis und das hat nicht nur mit dem Waldstadion zu tun. Aus gegebenem Anlass sind gegen den VFB Stuttgart etwa 50 Schwarz-Grüne im Sektor „40“ im Frankfurter Waldstadion zu Gast gewesen. „Innsbrucklyn grüßt Mainhattan!“

Am Sonntag waren unsere Damen zu Gast bei der Union Linz Kleinmünchen/Bau-Weiß Linz und zeigten dort eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber dem Heimspiel gegen die Vienna. Die Schwarz-Grünen hätten sich einen Punkt verdient gehabt. Verloren aber in einer überaus spannenden Partie denkbar knapp mit 1:2.

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Autor: Rudolf Tilg

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