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Wir spendieren viel zu viel Freude

Alles halb so wild. Es war doch 1. April. Alles ein schlechter, sogar sehr schlechter Scherz. Oder etwa doch bittere Realität? Leider schon! Es ist zum Haare raufen. Wacker sorgt nicht nur für volle Fußballplätze im heiligen Land, sondern lässt dazu noch als ausgesprochen guter Gast regelmäßig die Punkte im Ort. Eine volle Kasse und ein toller Eindruck wird hinterlassen und heimgefahren wird zumeist ohne Punkte. So wie aus Kirchbichl, auch im Luftkurort Natters ist die Puste ausgegangen und auch aus Oberperfuss, Kematen und jetzt Mils gab es außer leerer Kilometer nichts zu holen. Bleiben zwei magere Punkte aus Innsbrucker Derbys und erfolgreich war man nur in Ebbs und beim IAC. Boah, wir spendieren den Gegnern viel zu viel Freude! Und im eigenen Wohnzimmer? Auch nicht immer sattelfest. So viel Hoffnung setzte man auf 10 Wochen Vorbereitung, 10 Wochen Zeit an taktischer Finesse zu feilen, sich einzuspielen und Automatismen zu verinnerlichen. Und dann lässt man in den ersten drei Frühjahrsrunden praktisch alles vermissen, was ein Spitzenteam der Liga ausmachen würde. Da gehen einem die Erklärungen aus.

 

Pech, Unvermögen und Nostalgie

Das Sechspunktespiel in Mils hätte fast mit einem Paukenschlag begonnen. Aber statt 1:0 für Schwarz-Grün nahm das Ungemach seinen Lauf. Elfmeter für die Blauen und dazu noch glatt Rot für den Rekordmann des Herbstes, Manuel Petutschnig in der 6.(!) Minute. Und nach dem verwandelten Strafstoß ließ sich Wacker in Unterzahl nach allen Regeln der Kunst auskontern. Der SC Mils ist Meister – Meister der Effizienz. Während einer Spielunterbrechung habe ich die Gelegenheit genutzt, um den Assistenten nach dem Strafstoß zu fragen und bekam die freundliche Auskunft, die Doppelbestrafung ist deswegen korrekt, weil es sich beim Vergehen des Abwehrspielers um ein Trikotvergehen gehandelt hat und das ist mit Rot zu bestrafen. Trotzdem hart, aber wohl regeltechnisch vertretbar. Wenn Manuel dem Gegenspieler überhaupt an die Wäsche gegangen ist. Dass Wacker in Unterzahl eine optische Überlegenheit verbuchen konnte, ist wohl der taktischen Ausrichtung der Heimmannschaft zuzuschreiben. Es reichte wiedermal sich hinten reinzustellen und auf Konter zu spielen. Das Unvermögen der Schwarz-Grünen Druck auf die Abwehr und das gegnerische Tor zu erzeugen, sah ein Blinder. Einziger Lichtblick aus Schwarz-Grüner Sicht war das Comeback von Rami Tekir und die Ergebnisverbesserung durch ihn. Fast wäre noch ein weiteres Tor geglückt, aber eh povidl.

Es wurde während diesem Spiel dann nostalgisch. Mit Lucas Koncilia wurde der Sohn einer richtigen schwarz-grünen Legende eingewechselt. Vater Peter Koncilia spielte von 1971 bis 1979 für den FCW, absolvierte 191 Pflichtspiele für Innsbruck und der Mittelfeldmotor erzielte dabei 77 Tore. Einer der besten Mittelfeldspieler, der je das schwarz-grüne Dress getragen hat. Sein Onkel Friedl war ja auch kein Unbekannter in Innsbruck. Von Beruf Hexer im Tor! 307-Mal hütete der im selben Zeitraum den Kasten des FC Wacker Innsbruck. Schön, ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen!
Eine sehr traurige Nachricht erreichte uns an diesem Wochenende dann aber auch noch. Johann „Buffy“ Ettmayer ist für immer von uns gegangen. „Buffy“, für mich der legendärste ehemalige Schwarz-Grüne, war maßgeblich am Aufschwung des FC Wacker Innsbruck beteiligt. In 159 Pflichtspielen für Wacker (von 1966 bis 1971) erzielte er 79 Tore. Seine Art Fußball zu spielen und sein Schmäh wird für immer unerreicht bleiben. Er war einer der Urväter des Wacker Legendenstatus. „Buffy“, grüß uns die Sterne!

Danke SC Mils 05

Auch den Milsern gilt es DANKE für eine tolle Organisation zu sagen! Angekommen in der Gemeinde, wurde man von der Feuerwehr zu einem Parkplatz gelotst. Von da aus ging es mit dem Shuttlebus (gesponsert von Raiffeisen) bis hinauf zum Sportplatz. Dort erwartete uns nicht nur eine gemütlich wirkende Spielstätte, sondern auch eine beeindruckende Aussicht auf die nicht minder beeindruckende Landschaft und freundliche Gastgeber. Mit der steilen Böschung um die kleine Tribüne verspürte der Sportplatz in Mils einen Hauch Hohe Warte. Das Sitzen in der Milser Sportstätte muss besonders bequem sein. Dürfte es sich doch um Sitze des altehrwürdigen Tivolis handeln. Ein solches Exemplar steht bei mir in der Wohnung.

Erst einmal was essen und da gab es doch glatt Schnitzel mit Pommes zum fairen Preis. Zum Bier wurde ich gleich mal von den Heimischen eingeladen und das sollte nicht zum letzten Mal so gewesen sein. Neben den Sitzplätzen boten aufgestapelte Paletten eine bessere Sicht auf das Geschehen am Spielfeld. Etwa 700 Zuschauer sorgten für Milser Verhältnisse für eine außergewöhnliche Kulisse und die Blauen präsentierten sogar eine „Zettelchoreografie“. Sieht man im Amateurfußball auch nicht oft. Die Tivoli Nord präsentierte ein großes Spruchband: „DER BLICK AUF UNSER WAPPEN SOLLTE REICHEN – KÄMPFT WACKER UND SETZT EIN LEBENSZEICHEN“.

So nicht!

Der Support in der ersten Halbzeit war trotz unglücklichem Spielverlauf ein toller. Auf alle Fälle trotz der bitteren Niederlage wieder ein feines Tagerl! Jüngere Wackerfans tun mir schon etwas leid. Die kennen ja nur eine „Leidenschaft, die Leiden schafft“. Ich habe mit den Schwarz-Grünen ja alle Höhen und Tiefen miterlebt und ich kann das Hier und Jetzt genießen. Wie lange ich aber noch am Spielfeldrand herumstolpere, kann ich nicht vorhersehen. Bauchflecks hat es schon gegeben. Zum Glück nicht vor den Tribünen oder vor den Kameras. Aber die Wertschätzung unserer Anhänger und auch bei Funktionären und Ehrenamtlichen unserer Gegner ist die beste Medizin. Ich liebe diesen Sport, die „Tivoli Nord“, und mein „Inventar“! Ich liebe es einfach! Altvorstand Felix Kozubek hat mir einst versprochen, mich selbst noch mit der Bahre ins Tivoli zu tragen. Mal schauen, wer dieses Versprechen dann einlöst. Was sind schon Niederlagen auf dem Spielfeld, wenn man durch solchen Erlebnissen immer der Sieger ist.

Ostern ist die Feier der „Auferstehung“. Aufgrund eines Bundesligaspiels am Tivoli am Freitag muss der FCW am Karsamstag um 18 Uhr gegen den SK Ebbs ran. Zwei Tage später geht es im Tiroler Cup ins Zillertal zum SV Fügen. Wer denkt sich so etwas aus? Wird es eine sportliche Auferstehung? In Mils empfing die „Tivoli Nord“ nach Abpfiff die Mannschaft erstmals mit dem Rücken zugewandt. Wer nur ein bißchen Ahnung hat weiß, dass dies ein klares Zeichen ist. So kann es auf dem Spielfeld nicht weitergehen! 

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Autor: Rudolf Tilg

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