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Nach der Kreuzigung vom Samstag, beinahe die Auferstehung am Montag

Was soll man dazu sagen? Über den Samstag, dem Spiel gegen den SK Ebbs am besten nicht viel und das wäre schon zu viel gesagt. Da hat ja rein gar nichts zusammengepasst. Man muss es erst einmal zusammenbringen, aus gefühlten 80 % Ballbesitz mit einem 0:2 noch gut davongekommen zu sein. Wieder einmal durften die Gäste am Tivoli feiern. Die eigenen Fans entfernten vor dem Schlusspfiff ihre Transparente und zogen enttäuscht von dannen. Eigentlich gilt das als Höchststrafe für die eigene Mannschaft. Einfach nur mehr ratlos und unser Präsident mit den Nerven am Ende. Aber laut Fußball Österreich verfolgten dieses schwarz-grüne Desaster 1400 Fans. Das ist die gute Nachricht, und dass bei so einem Sauwetter (plus 2 Grad und Regen) niemand auf den Sitzen festgefroren ist. Das wars dann aber schon…

 

Das kam nicht überraschend

Zeit um die wackeren Wunden zu lecken, blieb dann allerdings keine. Schon 45 Stunden (!) nach der samstägigen Kreuzigung später stand die 5. Runde des Tiroler Cups an. Gegner war kein geringerer als Titelverteidiger SV Fügen. Zillertal du bisch mei Freid. In der 2. Cuprunde beim SV Hippach kamen sagenhafte 1551 zahlende Zuschauer. Wie würde es einen Steinwurf weiter talauswärts werden? Um es vorwegzunehmen, einfach sensationell. Aber schon am Vormittag des Spieltages platzte die Bombe. Das Trainerduo Akif Güclü und Mario Geir wurden von ihren Aufgaben entbunden und der Trainer des FCW II, Fabian Lantschner, übernahm interimistisch das schwarz-grünen Traineramt. Genug Diskussionsstoff für die Wackerfans bis zum Spielbeginn. Schon zu Mittag ging es mit der Schmalspurbahn von Jenbach ins Zillertal. Ganze 14 Minuten dauerte diese Auswärtsfahrt. Die Zillertaler waren schon immer eigen. So hat auch ihre Bahn eine ungewöhnliche Spurbreite. Nichtsdestotrotz ging es nostalgisch ins „Schönste Tal der Welt.“ Oder sagen wir so, ins Bauernschlauste. Mein Ex-Nachbar Felix Mitterer hat das in den Neunzigern so ziemlich exakt auf den Punkt gebracht. Aber gestern ging es nicht um den Tourismus. Niemand hat gesagt „verschwindets, Innschbrugga“. Ganz im Gegenteil. Es ging um bodenständigen Fußball und eines kann man vorwegnehmen „hurra, das ganze Dorf war da.“ Unter ihnen auch die schwarz-grüne Sektion Zillertal. 

Auf der Terrasse des Tennisstüberls neben dem Sportplatz genossen die Schwarz-Grünen das Kaiserwetter, ehe es dann zum eigens errichteten Eingang gerade gegenüber dem Tennisplatz ging. Ich hätte mir nicht gedacht, dass aufgrund der sportlichen Krise beim FCW und diesem herrlichen Osterfeiertag die Westseite des Fügner Sportplatzes (Schwarz-Grüner Sektor) komplett voll werden würde. Aber die wurde voll. Die Heimischen standen gegenüber und hinter dem Tor südwärts hinter Gittern.

Zum Augenreiben

Die Tivoli Nord präsentierte eine tolle zweiteilige Choreografie mit einem Seitenhieb auf TFV Präsident Josef Geisler. Zwar hätte der Fügener Anhang auch Blätter zum Hochhalten bekommen, aber bis ins Tal der Krapfen hat es sich offenbar noch nicht herumgesprochen, dass eine Choreografie lässig aussieht, wenn alle mitmachen. Darum schossen die Schwarz-Grünen gleich noch eine zweite hinterher. „Schwarz-Grün, bis in den Tod.“ Tolle Stimmung und eine tolle Atmosphäre inmitten einer Landschaft, welche Massen an Gästen ins Zillertal anlockt. Wenn man auch Augen für das drumherum hat, erkennt man warum. Einfach traumhaft und das bei richtigem Kaiserwetter. Aber was war denn da auf dem Rasen los? Die Schwarz-Grünen erspielten sich gegen den klaren Favoriten aus Fügen Chance um Chance. Das einzig Ärgerliche der ersten Halbzeit war, dass es nur 2:0 für unsere Burschen gestanden ist. Mehrfach tauchten die Schwarz-Grünen alleine vor dem Kasten der Fügener auf. Ein Originalzitat eines Fügener Funktionärs während der ersten 45 Minuten klang wie Musik in meinen leidgeprüften wackeren Ohren. „Die lassen sich von diesen jungen Buam ja schwindlig spielen“. 1400 Zuschauer sorgten für ein weiteres Volksfest. 

Zweite Halbzeit kam es, wie es kommen musste, wenn es einfach nicht laufen mag. Die Fügener reagierten und brachten drei neue Spieler. In deren Drangphase gelang ihnen der Anschluss und so bekamen die Hausherren ihre zweite Luft. Dieser Zeitpunkt schien zu früh. Den Zuschauern wurde in weiterer Folge ein sehenswerter Cupfight geboten. Hüben wie drüben. Aber die mit mehreren Ex-Bundesligaspielern bestückten Hausherren konnten das Spiel drehen. Ganz verdient war das nicht, aber so ist das derzeit. Unsere Burschen gaben jedenfalls niemals auf. Das Auftreten der schwarz-grünen Mannschaft war kaum wiederzuerkennen. Am Samstag wirkte sie blutleer und nur 45 Stunden später folgte die Auferstehung. Man kämpfte sie bis zum Umfallen und hatte auch nach dem Rückstand noch Chancen auf den Ausgleich. Gründler, Siller, Kuen und Co brachten den knappen Vorsprung aber mit etwas Glück über die Zeit. Umso höher ist die Leistung unseres jungen Teams einzuschätzen. Fügen hatte einen Tag länger Pause und das sollte schließlich auch den Ausschlag geben. Das war deutlich erkennbar, denn in der zweiten Hälfte war man nicht mehr so spritzig.

Es kommt auch nicht oft vor, dass die Namen von Gegenspielern von den FCW-Fans skandiert werden. Alex Gründler und Sebi Siller sind in Innsbruck nicht vergessen. Und die kamen nach Spielende auch zur Gästekurve und bedankten sich.

Mund abputzen und auf diese Leistung aufbauen. Am Samstag um 15.30 Uhr, zur guten alten BL-Spielzeit, geht es beim SC Münster weiter. In Münster ist man wegen des schwarz-grünen Derbys schon eifrig am Planen. Wenn es genehmigt wird, wird es wieder eine eigene Tribüne für uns „Inschbrugga“ geben. Enttäuscht mich nicht und heizt dort unten ein, damit die im benachbarten Reha Zentrum glatt mittanzen.

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Autor: Rudolf Tilg

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