Violet Dreams
Damit ist nicht der Vorschlag von „hunter“ auf Twitter gemeint, die Zukunft des FC Wacker Innsbruck betreffend. Wobei er der Logik des neuen Investor-Clubfußballs ganz gut entsprechen würde: Erarbeite dir den Erfolg – oder kauf ihn dir. Also, warum nicht: „Wir kaufen die Lizenz von Austria Wien und spielen in 3 Jahren Champions League. Alles andere wäre eine Enttäuschung.“ Auch eine Möglichkeit, mit lilanen Gegnern der Geschichte umzugehen…
Violettes Eigentor
Ist ja nicht so, dass dies von der Gegenseite nicht auch schon versucht worden wäre. Damals, als Frankie-Boy die Jungs vom Verteilerkreis wie auch die Liga dominierte, in den Landeshauptstädten Geld verteilte und dadurch Spieler abziehen konnte. Mehr noch, den Markt mit absurd hohen Spielergehältern überhitzte und dadurch den Untergang der Konkurrenz zusätzlich beschleunigte. Patrik Jezek ist ein gutes Beispiel dafür. Von Wien flossen Millionen an Schillingen nach Innsbruck, der 24-jährige Tscheche wechselte dafür zu den Veilchen und wurde, will man Gerüchten glauben, mit einem Vertrag ausgestattet, der nicht nur 4,5 Mio. netto als Gehalt, sondern auch eine halbe Mio. zusätzlich als Schadenersatz bringen würde, sollte Innsbruck Meister werden. Am 27. Mai kam es zum Showdown. Für die Austria ging es um nichts mehr, für die Schwarz-Grünen um alles. Und Jezek stand zu Spielbeginn am Mittelkreis, wissend, dass ein Tor von ihm der Austria weder Europacup noch Platzgewinn brächte, seinem Konto aber ein gehöriges Minus zufügen würde. Ein klassisches Eigentor des Managements, das die Wanderschaft des Meistertellers an die Sill zusätzlich begünstigte. 23 Jahre ist das nun her, mit den Violetten aus Wien beschäftigt man sich im Innsbrucker Fußballalltag nur mehr in Tweets. Wobei so eine Fusion ja auch Vorteile mit sich brächte: Als Kompromiss für die Beibehaltung der schwarz-grünen Dressen wird von Wiener Seite das Stadion eingebracht – endlich ein eigener Heimgrund! Wacker bringt die Connections in den Westen statt der Gelder aus dem Osten, dafür die Austria den Medienpartner. Beim Wappen müsste man halt Kompromisse eingehen, da man Club ja mit C oder K schreiben kann, und statt dem A oder W müsste ein Platzhalter gefunden werden. Ob ein lautes „F.CK!“ im Stadion den amerikanischen Fernsehübertragungen gerecht wird, sollte man jedoch vorher noch abklären. Sei es wie es sei. Dank der Stronach`schen Umtriebe ist so ein „Lizenzkauf“ – wenn überhaupt – nur noch im selben Landesverband möglich (Stichwort SC Schwanenstadt und SV Wienerberger).
Violette Freude
Ein lautes „F.CK!“ hörte man zuletzt auch im Innsbrucker Umfeld des Öfteren. Erst ein Fünfer-Pack in der letzten Partie gegen Münster brachte dem FCW den ersten Dreipunkter im Jahr 2023. Ganz anders die Situation beim kommenden Gegner. Im Herbst standen die lilanen aus Innsbruck nämlich noch auf Rang sieben. Knapp dran an den so umkämpften Klassenerhaltsplätzen, sicher, aber eben knapp draußen. Der Oktober verlief nämlich für die Athletiker nicht gerade optimal, gegen Mils, Ebbs, Münster bezog man Niederlagen, ein Remis zum Abschluss gegen Prutz/Serfaus vervollständigte den Rutsch aus den begehrten Rängen der Liga. Tempi passati, wie der Reithmann-Gymnasiast sagen würde, alles verflossene Zeiten. Denn die Gegenwart der Veilchen ist eine blühende. Die Athletiker starteten mit einem so wichtigen 3:2-Erfolg gegen Natters in das Jahr, schlugen dann Mayrhofen, Oberperfuss und den SVI, remisierten gegen Volders und schoben sich Stück für Stück nach vorne. 15 Tore in fünf Spielen, nur fünf Gegentreffer, ein durchschnittliches 3:1 je Runde und einen Schnitt von 2,6 Punkten – der IAC ist on fire und steht nun auf Rang zwei der Liga.
Violette Erinnerung
Genau dort, auf Rang zwei stand Ende August auch der FC Wacker, nach einem späten Erfolg im Innsbrucker Stadtderby gegen den IAC. Selim Ajkic bereitete den Ausgleich von Dionis Ramaj vor, Romuald Lacazette brachte die Schwarz-Grünen in Führung, Markus Gabl rettete mehrmals in extremis und ermöglichte es damit Ramaj, in der 91. Minute den Siegestreffer zu erzielen. Für Innsbruck begann damit aber keine Erfolgssträhne, sie endete. Jetzt, im Frühjahr, schaut es genau anders aus. Holprig in das Jahr gestartet und wenig mitgenommen, könnte ein Sieg im Stadtderby zum Auftakt für eine Aufholjagd werden – auch, wenn man zuvor schon an vielen leichteren Gegnern als der Erfolgsmannschaft des Jahres 2023 gescheitert ist…
Foto: Beate Retzbach