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Was denn nicht alles schiefgehen kann

Rudl hatte ein Date ausgemacht. Nein, kein richtiges, vielleicht ein halbes, oder ein Viertel. Mit der Nachbarin auf ein Musical halt. Beginn 18 Uhr, aber man wollte sich vorher eben treffen. Aber davor stand das Innsbrucker Derby, Schwarz-Grün gegen Violett, auf dem Programm. Das wollten allerdings für Tiroler-Liga-Verhältnisse extrem viele sehen. 1623, um genau zu sein. Um 15.00 Uhr war der Andrang an den Kassen noch so groß, dass der Anpfiff um 10 Minuten nach hinten verlegt wurde. Gut, die erste Halbzeit war dann eher zum Vergessen, die Zweite dafür aber mehr als dramatisch. Noch dramatischer wurde es dann, als ich nach Schlusspfiff zu meinem Auto kam – und keines mehr vorfand. Wie denn jetzt? Dazu aber später.

 

Dieser Wacker ist der Wahnsinn

Volle Ränge, super Stimmung und erneut eine Choreografie der Tivoli Nord. Allen Unkenrufen und angerichtetem Imageschaden zum Trotz – wer dieses Derby miterlebt hat, fühlte sich ein paar Klassen höher angesiedelt. Das Spiel hielt dann in der ersten Hälfte dem Ambiente leider nicht stand. Man darf schon von großem Glück schreiben, dass es mit einem 0:0 in die Kabine gegangen ist. Da waren ein paar große Chancen des Gegners dabei. Aber die Schwarz-Grünen haben alles in die Schlacht geworfen, was sie derzeit aufzubieten haben. Mal ein Bein, dann den Kopf und auch so manches andere Körperteil hat man da in die Schüsse geworfen. Und nach dem Seitenwechsel wurde es so richtig feurig. So nach dem alten Motto, „nur Violett-Weiß, macht unser Derby heiß“. Nein, falsche Veranstaltung. Aber auf dem Rasen wurde es dennoch immer hitziger. Da ging es voll zur Sache. Ein emotionales Derby! Was will man mehr? Das war die beste Werbung für den FC Wacker Innsbruck und den Fußball in Tirol. In einer Saison, die schon zu Ende schien, ehe sie begonnen hatte. 

Die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung der Schwarz-Grünen schien nicht mehr gefährdet. Derart verwandelt ist man wieder aus der Kabine gekommen. Wie schon in Münster. Doch drei Minuten vor Ende wurde der IAC zum Partycrasher und der Torschütze hatte nichts Besseres zu tun, als die Tribüne zu provozieren. Kann der sich auch sparen. Das 1:1vwar aber nicht einmal „unverdient“. Ja, wenn man nach den zweiten 45 Minuten geht, vielleicht schon, aber ein Spiel dauert eben 90 Minuten. Was solls, am ASKÖ-Platz haben wir gar das späte Siegestor erzielt. So ist der Fußball! Und eines hat man deutlich gesehen, gegen den IAC gehts so richtig ab. Am Rasen und auf den Rängen. In beiden Begegnungen waren insgesamt annähernd 3000 Zuseher dabei – in einer Liga, die ohne den FCW einen Zuschauerschnitt von bestenfalls 200 hat.

Na so was

Dann kommt man aus dem Stadion und findet kein Auto mehr. Irgendwann ist immer das erste Mal. Sollte man eben genauer schauen. Es ist bei dem Arbeitskräftemangel ja verständlich, dass man Verkehrsschilder tagelang herumstehen lässt. Diese galten ja sehr lange auch an unseren Spieltagen. Am Tag nach einem Bundesligaspiel stehen die eben auch noch da. Haben aber an sich keinen Sinn mehr. Da bleibt halt die Frage, ob es wegen der gut sichtbaren Plakette in meinem Auto nach dem Paragrafen 29 ein Strafzettel nicht auch getan hätte. Denn warum das geschah, war den übereifrigen Beamten sicher bewusst. Nach dem Spiel waren die unzähligen Schilder beim „Behindertenparkplatz“ plötzlich alle umgedreht. Fingerspitzengefühl kann wirklich nicht jeder… Egal, dank unseres guten Engels, Isabel Flatscher ging es dorthin, wo mein Auto hin „entführt“ wurde. Das „Lösegeld“ wechselte den Besitzer und ab ging es ins Kongresshaus. Rot, Rot und immer wieder Rot, so habe ich es vor sehr vielen Jahren in einem meiner ersten Fanviews zur Fahrt auf die hohe Warte geschrieben. Der hat dann eingeschlagen wie die sprichwörtliche Bombe und mir den Weg bei tivoli12 vorgegeben. Diesmal ging es mir in Innsbruck so. Aber 40 Minuten (wie damals Anno 2008) kam ich nicht zu spät. Nur ein paar Minütchen. Gesehen habe ich dann zusammen mit meinem „Nachbarschaftsdate“ das Antikriegsmusical „Hair“. Zu sehen waren da auch schockierende Bilder von totaler Zerstörung, Opfern und unglaublichem Leid. Von Vietnam bis zur Ukraine. Das relativiert dann alles. Der späte Ausgleich im Tivoli, die Kosten für den Abschleppdienst und dass wir die Chance verpasst haben, Boden in der Tabelle gutzumachen. Fünf Punkte beträgt der Rückstand auf Platz fünf. He Leute, es ist „nur“ Fußball. Im Sommer habe ich ehrlich nicht mehr daran geglaubt, dass ich noch ein Spiel meines FCW im Tivoli sehen werde. Letzte Woche war der FC Wacker Innsbruck dann in allen Medien. In sämtlichen Zeitungen, beim ORF, und Internetplattformen. Bei LAOLA1 wurde die „Zwoarerkonferenz“, gar zur „Viererkonferenz“. Ein Großteil der Sendung drehte sich um den Viertligaverein FC Wacker Innsbruck. Sensationell, mit vielen Wortmeldungen alter Bekannter und einer Aufarbeitung der Geschehnisse der letzten Jahre. Gar zum Schmunzeln. Muss man auch erst einmal schaffen. Danke an die Moderatoren!

Nur die Ruhe!

Letzte Woche lief das Handy heiß. Das große Schwitzen hat nach dem Vereinsabend aber vor allem nach der Veröffentlichung des Statutenvorschlags begonnen. Vom ehemaligen Vorstandmitglied und Fanbetreuer Ossi Wolkenstein (welcher sich ungemein für den Weiterbestand des FCW eingesetzt hat), bis zu FCW-Präsident Hannes Rauch. Klar, es steht praktisch alles auf dem Spiel. Geht das am Mittwoch auf der Generalversammlung schief, ist die Reise des FC Wacker Innsbruck wohl endgültig zu Ende. Nach 110 Jahren. Einmal Fußballhauptstadt, dann wieder die Dodeln und das ganze retour. Wackers Geschichte ist schon einzigartig. Emotional, ein Wechselbad der Gefühle und wohl 1913 Mal totgesagt und -geschrieben. Doch sämtlichen „Haklschmeißern“ zum Trotz, „wir stehen immer wieder auf“! Was soll da am Mittwoch groß schiefgehen? Ich kenne ja meine Schwarz-Grünen. Nach unseren leidvollen Erlebnissen kann man schon mal kritisch und skeptisch werden. Jedoch suchen sich die Bayern gewiss nichts Unseriöses (Partnerschaft mit dem LAFC im Nachwuchsbereich) aus. Das Ganze hat ein Gesicht und ist für jeden zum Nachprüfen. Da wurde beim LAFC etwas aufgebaut, das ohne Zweifel Potenzial hat – und die Mittel dieses auch umzusetzen. Also, ich habe mit denen ein gutes Gefühl. Ein viel besseres als mit jenen, die in der Vergangenheit weder sicht- noch greifbar waren. Garantien gibt es im Fußball aber nie! An sich spricht wenig gegen diese Partnerschaft. Schon gar nicht in der Situation, in der sich der FCW gerade befindet. Allerdings hat hoffentlich auch unser Präsident nach der überaus berechtigten Kritik an seiner Kommunikation und seinen Handlungen (Stichwort Statutengruppe) jetzt endlich verstanden, dass es nur gemeinsam gehen kann. Engagierte Vereinsmitglieder wurden nochmals aktiv, um sich beim abzustimmenden Statutenänderungsantrag zum Wohle aller einzubringen. Der ein oder andere Passus, der übrigens nichts mit der Partnerschaft mit dem LAFC zu tun hat, musste doch überarbeitet werden. Das hätte man sich erspart, wenn man – wie an sich angekündigt – eine für alle offene Statutengruppe eingesetzt hätte. Am Mittwoch werden also wiedermal die Weichen in eine hoffentlich bessere Zukunft des Tiroler Traditionsvereins gestellt. 

Sportlich geht es am Samstag um 17.30 Uhr gegen Prutz/Serfaus weiter. Gegen den Tabellenzweiten wäre Unterstützung mehr als gefragt. Die „Tivoli Nord“ hat ja wieder tolles im Sinn. Die Aufklärung folgt dann in einer Woche.

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Autor: Rudolf Tilg

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