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Home sweet home

Seit 1913 im Sport. Nachweislich. Das ist der Legende nach der FC Wacker Innsbruck, den Fakten nach aber seine Heimat. Im Februar vor 110 Jahren beschloss der Innsbrucker Gemeinderat, draußen im Nichts zwischen Pradl und Amras einen „Sportplatz an der Sill“ zu errichten. Schon bald erhielt die Anlage nach dem nahegelegenen Gasthaus den Namen Tivoli, gute Verpflegung war wohl immer schon wichtig. Das Tivoli-Areal wurde für den FC Wacker zur Heimat, zum Wohnzimmer, zum bestimmenden Faktor. Und am Wochenende einmal mehr zum Spielgrund und Tagesinhalt.

 

Home-grown

Denn am Sonntag geht es wieder um das bestimmende Thema der Saison, um den Klassenerhalt. Derzeit liegt man auf Rang zehn (wegen Rückreihung aufgrund von Nichtantreten bei Auswärtsspiel in Wien), vier Punkte entfernt vom rettenden Ziel. Denn auch wenn Fußball von Spannung lebt und Stadien mit Entscheidungsspielen gefüllt werden, an nervenaufreibenden Tagen gab es bei Wacker in letzter Zeit genug. Vor Saisonstart wusste man nicht einmal, ob es überhaupt ein Team geben wird – und jetzt steht man plötzlich mitten im Kampf um den Ligaerhalt. Allen Funktionärswechsel und medial begleitete Richtungsdiskussionen zum Trotz ist man noch immer dabei, und das besser als gedacht. Und vor allem: mit einer breiten Auswahl von Ballesterern aus ganz Tirol. Also, genau gesagt, Ballestererinnen, falls es das Wort überhaupt gibt. Sagen wir einfach: Spielerinnen. Ach, Entschuldigung, Sie meinten, ich sprech‘ von den Herren? Nein, die Damen machen den Auftakt am sonntäglichen Wacker-Spektakel am Tivoli, wenn auch mit seltsam verteilten Rollen. Der Bundesligist draußen vor der Tür, der Landesligist im Kastl drin. Dabei gäb‘ es ja die Mädels zu feiern, die wie der Phönix aus der Asche gestiegen und aus dem Nichts eine Truppe gezaubert haben, deren Werkl immer mehr ins Laufen kommt. Und das mit den so gerne als letztes Totschlagargument gebrachten Tiroler Wurzeln, die ja in Stammtischgesprächen und medialen Botschaften so entscheidend und wichtig für Förderungen und Publikumszuspruch sind. Vorsicht, jetzt kommt Namedropping und Landeskunde in einem, wenn man das schwarz-grüne Bundesliga-Team anführt: Sofia kickte bei Tux, Finkenberg und Hippach, Lea in Jenbach, Selin bei Neustift, Fulpmes und Stubai, Carla bei Schlitters-Bruck-Strass und Ried/Kaltenbach, Laura und Paula in Wattens, Miriam in Schwaz und Stans, Julina in Volders, Stefanie beim IAC und in Lohbach/Kranebitten, Emily, Ella und Giulia begannen bei Wacker, Nina bei Kolsass/Weer und beim SVI, Ruzica in Rum, Emily in Oetz und Imst, Tatjana in Schmirn, bei Wipptal und Stubai, Marina bei Dölsach und Rapid Lienz, Laura in Hall, Letizia in Axams, Magdalena im Paznaun, ergänzt durch Jule, Charlotte, Sonja, Elena, Annalena, Billie, Alisa, Elena, Magdalena, Johanna, Sylvia und Julia, für die Wacker die erste Tiroler Station sind. Hier schlägt das Herz des Tiroler Fußballs.

Far from home

Während es also am W1 gegen die Wiener Austria um die Bundesliga geht, trifft man sich im Anschluss daran im Stadion selbst in der Tiroler Liga. Auch hier steht der FC Wacker Innsbruck auf Rang neun, der Gegner trägt aber keinen ganz so klingenden Namen wie die Favoritner Veilchen. Dafür darf sich Natters mit einem Trainer-Duo schmücken, das die Innsbrucker aufhorchen lässt: Thomas Löffler und Fabian Koch. Da steht die geballte Kraft von 322 Bundesliga-Partien, 90 Zweit-Liga-Auftritten, 49 Cupfights und 20 internationalen Bewerbsspielen an der Seitenlinie. Und leider nicht nur dort, Fabian schnürt auch jetzt noch seine Stollenschuhe und hat in dieser Saison bereits 17 Spiele und 1402 Einsatzminuten absolviert. Sein letzter Auftritt gibt dem FC Wacker aber Hoffnung, konnte er doch mit seinen Defensivkollegen den SVI-Kicker Francesco Pittl nicht stoppen und musste mit einer 0:1-Niederlage gegen den nun nicht mehr Tabellenletzten vom Platz. Überhaupt scheint das Frühjahr für die Natterer sehr durchwachsen. In den sieben Partien der Rückrunde konnten nur die Union und Oberperfuss besiegt, gegen die Mayrhofner remisiert werden, die restlichen vier Partien gingen verloren. Das spiegelt sich auch in der Tabelle wieder, dort ist man ganz schön fern davon, im kommenden Jahr die vierte Leistungsstufe wieder Heimat nennen zu dürfen. Auf den fix rettenden fünften Platz fehlen 11 Punkte, auf Wacker 8 – auf den Tabellenletzten hat man aber nur magere fünf Punkte Vorsprung.

My home is my castle

Die Kampfmannschaften von Damen und Herren starten am Sonntag um 13:00 bzw. 15:30 Uhr. Für den FC Wacker eine wunderbare Möglichkeit, das Wohnzimmer Tivoli wieder zu einer schwarz-grünen Heimat zu machen und damit der Stadt und dem ganzen Land zu zeigen, wie Fußball für alle gefeiert und genossen werden kann. Und vor allem, dass Wacker eine große Familie ist, aus der niemand aus den Augen verloren wird – nicht, wie etwa im Header der Planet Pure Frauen Bundesliga, in dem sich nur 9 Spielerinnen von 9 Vereinen der Zehnerliga wiederfinden…

Bild: maps.google.at

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Autor: Stefan Weis

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