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Edelweiß

Wenn Georg von Trapp die Stimme bricht, wenn die ganze Felsenreitschule plötzlich in das Lied einstimmt, sind Millionen von Amerikanern zu Tränen gerührt. Was man in Österreich kaum nachvollziehen kann, ist hier doch die Verfilmung des Musicals „Sound of Music“ nicht gerade sonderlich verbreitet und die Hauptdarsteller Julie Andrews und Christopher Plummer eher als zauberhafte Haushälterin Mary Poppins oder Klingonengeneral Chang aus Star Trek bekannt. Dabei besingen sie doch was Ur-Alpenländisches: das Edelweiß. Bless my homeland forever.

 

You look happy to meet me

Wenn Innsbruck an das Edelweiß denkt, kommen auch Tränen. Der Freude, denn das letzte Aufeinandertreffen mit den im Vereinswappen Edelweiß-tragenden Mayrhofnern war ein besonderes Fußballspiel. Die offensiv chronisch schwachen Innsbrucker mussten in einer Liga, in der 3,86 Tore pro Spiel zum Schnitt gehören, gleich vier Gegentreffer hinnehmen. Nur in einem Spiel in dieser Saison waren es ebenso viele, der Aprilscherz mit der 1:4-Niederlage führte aber nur zu Lachern in Mils. Andererseits war dies für Mayrhofen zu diesem Zeitpunkt schon eher Gewohnheit. In den ersten beiden Cuprunden fegte man Achenkirch und den Lokalrivalen Zell mit Insgesamt 13 Treffern vom Platz, in der Liga mussten Oberperfuss, Münster und die Union gesamt 17 Treffer hinnehmen – die vier Tore im September am Tivoli waren also beinahe erwartbar. Nicht erwartbar war aber die Gegenwehr, die von Innsbrucker Seite kam. Der Torschnitt lag bei 1,2 Treffer, die letzten drei Runden hatte man überhaupt zweimal ohne Tor abschließen müssen – und für die Zillertaler scorten Michael Oblasser, Michael Rieser (2) und Lukas Fuchs. Womit man aber nicht rechnete waren Dionis Ramaj (1), Mervin Kalac (3) und als Einwechselspieler Kristjan Koni (1), welche mit ihren Teamkollegen die Partie unglaubliche dreimal drehten. Wacker lag 0:1, 1:2 und 3:4 zurück und ging doch als Sieger vom Platz! Aus der Freude der Mayrhofner, Innsbruck zu treffen und am Tivoli aufzuspielen, wurde ein schwarz-grünes Jubelmeer.

Clean and White

Das kleine, weiße Edelweiß hatte Flecken bekommen und war nicht mehr ganz so sauber. Im Spätherbst holte Mayrhofen in den letzten drei Spielen nur einen Punkt, im Frühjahr brachten die ersten vier Spiele keinen einzigen Sieg, im Cup musste man die Segel streichen. Der Blick der Zillertaler ging plötzlich nach unten, das Tabellenende kam immer näher. Bis, ja bis man zuletzt zweimal in Innsbruck gastierte. Es waren nicht nur große Punkte, es waren unheimlich wichtige. Die Union fertigte man vor 80 Zuschauern auf dem Fennerareal mit 8:1 ab, Josip Filipovic trug die Hälfte davon bei. Und in der letzten Runde wurde der aufstrebende SVI eingebremst, die Wiesengasse sah ein 0:1 der Alpenblume. Jetzt liegt die SVG wieder auf Rang 11, sieben Punkte vor dem Tabellenende – aber auch zehn hinter dem Relegationsplatz. Irgendwo im Nirgendwo. Und doch ist man in Mayrhofen bereit, die nächsten Innsbrucker zu ärgern. Mit der besten Offensive der ganzen Liga, mit dem breitesten Kader an Torschützen, mit dem fünft- und neuntbesten Torjäger.

Wonderful World of Edelweiß

Dagegen spricht aber nicht nur, dass Wacker die zweitbeste Defensive der Liga aufweisen kann. Sondern auch die Stärke, zu der die Buben von der Sill wieder gefunden haben. Drei Siege in den letzten vier Spielen, keine Niederlage seit dem Ausscheiden aus dem Cup, mehr als ein viertel der Saisontreffer in diesen vier Partien, man hat das Tor wieder gefunden und ist in Partystimmung. Kein trübsinniges Musical-Edelweiß begleitet Schwarz-Grün, sondern wunderbarer 80er-Pop-Dance. Thema der samstäglichen Mottoparty: Bring me Edelweiß!

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Autor: Stefan Weis

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