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Wirklich weh tut die schwere Verletzung

Das Edelweiss ist im Alpenraum geschützt. In meiner Jugend noch nicht. So manches wurde vom Berg entführt. Vorwiegend im Zillertal. Weit hinter „Moarhofn“ in Lanersbach auf dem „Lämperbichl“, wo mein Onkel seine Kühe zur Sommerfrische hatte. Auf den Berg zu kommen, war relativ einfach. Nach unten ging es schon schwerer. Mein Onkel musste mich einmal sogar aus einer misslichen Lage befreien. Man sieht den Abgrund unter sich und das hemmt einen.

Das Edelweiss

Fußballerisch war die Zeit ebenso eine gänzlich andere. Der FC Wacker Innsbruck war damals das Maß aller Dinge. Gerade im Viertelfinale des Europacups der Meister denkbar unglücklich gescheitert. Am Tivoli wurde das starbesetzte Ensemble des deutschen Meisters aus Mönchengladbach regelrecht entzaubert und mit 3:1 nach Hause geschickt. Das vielleicht beste Spiel unserer Vereinsgeschichte. So manche Aktion damals war zum vor Freude auf dem Boden „welzeln“. „Bundesberti“ Vogts dürfte heute noch einen Drehwurm von diesem Spiel haben. An der Auswärtstorregel ist Wacker schließlich gescheitert. Alles Vergangenheit. Auch, dass das Tivoli aus allen Nähten platzt und wir Fußballhauptstadt Österreichs sind. Dazu sagen muss man aber, dass das altehrwürdige Tivoli damals nicht immer aus allen Nähten geplatzt ist. Ja, nach Einführung der Bundesliga und der Zehnerliga des Öfteren. Aber zuvor, Radenthein, Simmering, den FC Vorarlberg, oder auch Alpine Donawitz hat kaum jemanden hinterm Ofen hervorgelockt. Trotz höchster Spielklasse!

Und aktuell: Das „Edelweiss“ hat nun den FC Wacker Innsbruck gepflückt. Völlig überraschend. Die Schwarz-Grünen befanden sich vor der Partie im Alpenstadion in einem Flow. Souveräne Leistungen in Prutz und im eigenen Wohnzimmer gegen den FC Natters ließen auf weitere drei Punkten hoffen. Aber den Wackerianern ging es wie mir damals. Der Abgrund vor den Augen ließ die Knie schlottern. Oder wie sind sonst diese Unmengen an ausgezeichneten Torchancen zu erklären, die man ausgelassen hat? Da wackelte so manches Knie vor dem Abschluss. Hilfe, dass der Rückstand nicht zu groß geworden ist, kam von der Konkurrenz. So hat man eigentlich nur einen Punkt (!) in der Tabelle auf den anvisierten 5. Platz verloren. Und dass der FC Wacker Innsbruck aktuell in der 4. Leistungsstufe niemanden hinter dem Diwan hervorlockt, kann man wahrlich nicht sagen. Knapp 5000 (!) Zuschauer wollten den FCW in dieser Spielzeit bei drei Begegnungen allein im Zillertal sehen.

 

Ins Zillertol eini, do fohrt a kloane Bohn

Man glaubt es kaum, aber ich kann mich nicht daran erinnern je mit der Schmalspurbahn ins selbsternannte „schönste Tal der Welt“ gefahren zu sein. Ja, schön war es und überraschend gemütlich, aber laut wie ein alter LKW. Aber bald soll diese Bahn ja unter Strom stehen. Ob mit Oberleitung oder wasserstoffgetrieben, ein Elektromotor wird für mehr Laufruhe sorgen. Das soll jetzt nicht die wichtigste Entscheidung in Tirol werden. Viel wichtiger wird es sein, steht Wacker über oder unter dem ominösen Strich in der Tabelle der Tiroler Liga. Die Fahrt ins Zillertal ist wirklich schön. Hat schon was zu bieten, das Tal der „Krapfen“. Nahe dem Alpenstadion bei einem Minigolfplatz hatten sich die Fans des FCW in einem Biergarten auf die 24. Runde in der „Tiroler Liga“ eingestimmt. Sehr gemütlich, und das bei gutem Essen. Der Schmerz kam dann beim Blick auf die Preise. Nicht schlecht, Herr Specht, aber wir befanden uns ja im Zillertal. Die waren ja schon immer „geschäftstüchtig“. Durch den „Moarhofn Forrest“ ging es zum Alpenstadion. Sehr schön, sehr gemütlich und fein. Ich liebe dieses Ambiente zurzeit. Aber länger als unbedingt nötig muss das auch nicht sein. Das Alpenstadion hat einiges zu bieten. Eine feine überdachte Tribüne mit guter Sicht über den sehr gepflegten Rasen. Auch auf der Nordseite eine feine Tribüne. Den Fanclubs wurde eine eigene Tribüne errichtet. Die hat mich etwas an jene Auswärtstribüne auf der hohen Warte erinnert. Da ich sofort beim ersten Eingang ins „Stadion“ gegangen bin, wurde ich dort im Heimsektor zuvorkommend und fast schon freundschaftlich behandelt. Eine ältere Dame hinter dem Kiosk erzählte mir, ihr Enkel wäre das Baby in der berühmten „Piefke Saga“ gewesen. Moarhofn alias „Lahnenberg“, ohne Piefkesaga geht´s ganz einfach nicht.

Unnötiger als ein Kropf

Auf der anderen Seite, beim Eingang der Schwarz-Grünen, soll es nicht ganz so herzlich zugegangen sein. Erstmals nahmen sich „Ortssheriffs“ besonders wichtig. Wofür, weiß kein Mensch. Es lief ja ohnehin alles problemlos ab – wie bisher überall. Hat es bis jetzt ja auch noch nirgends gebraucht. Gut gefüllte Tribünen und dazu „Kaiserwetter“, was will man mehr? Über 1200 Fußballbegeisterte wollten sich dieses Duell nicht entgehen lassen. Normal kommen um die 200 ins Alpenstadion. An guten Spieltagen. Ach, sind wir doch gute Gäste. Leider auch auf dem Spielfeld. Gute Stimmung im Sektor der Innsbrucker gab es  schon vor dem Anpfiff. Aber unsere Mannschaft kam nicht so recht auf Touren. Das hat man schon kurz nach Spielbeginn bemerkt. Ein Gastgeschenk der Schwarz-Grünen ermöglichte die Führung der Hausherren. Wacker wurde daraufhin stärker. Man kann nicht sagen, dass alles so schlecht gewesen ist. Bis auf die Chancenauswertung. Leider! Unser Ausgleich war dann mehr als verdient. Doch wenn man dem Gegner kurz darauf bei einer Standardsituation derartigen Freiraum lässt, dass sich der Siegtorschütze vor seinem Abschluss glatt noch einen Kaffee hätte gönnen können, nimmt man sich selbst die Butter vom Brot. Nicht immer gewinnt das bessere Team, sondern nicht selten das Effizientere. Und so war es auch diesmal. Mayrhofen nahm die Tor-Geschenke dankend an, die Wackerianer vergaben auf der anderen Seite zahlreiche Topchancen.

Noch unnötiger als diese Niederlage ist die schwere Verletzung von Alexander Schaber. Da kann man nur gute Besserung und viel Glück wünschen. Da habe ich meine Zelte am Spielfeld abgebrochen und bin hoch auf die Tribüne. Aufgrund des unebenen Bodens, eher stolpernd. Oben bekam ich Provokationen der „Balkonultras“ der Häuser, die fast in Greifweite hinter dem Sektor der Innsbrucker standen, mit. Von oben herunter und von unten hinauf wurde gestichelt. Was solls, das ist im Fußball nun mal das Salz in der Suppe. Trotz Schlussoffensive konnten unsere Burschen das Ruder am Feld nicht mehr herumreißen. Sehr zur Freude der Einheimischen. Ach, sind wir doch wirklich gute Gäste. Lassen neben viel Geld auch viel zu oft die Punkte in den Dörfern zurück! Das Wetter im Zillertal war wie der bisherige Saisonverlauf. Einmal heiß und einmal kalt und dann hat es gar noch geschüttet. Petrus spielt wohl ähnlich verrückt wie diese Liga. Ein mehr als gebrauchter Tag? Ich finde das nicht. Die Verletzung unserer Nummer 7 schmerzt mehr als die Niederlage. In der Tabelle ist noch alles möglich. Waren wir vor dem Spiel zwei Punkte hinter dem begehrten 5. Platz, sind es nun drei. Es bleibt extrem spannend.

Weiterhin sensationell agiert unser Damenteam. Die Frauen des FCW entführten einen Punkt aus Bergheim und liegen somit vier Punkte vor dem Tabellenende. Der Klassenerhalt, auf den zu Saisonbeginn nicht zu hoffen war, liegt nun zum Greifen nah. Wacker II und die SPG Innsbruck West trennten sich im Derby mit einem 1:1.

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Autor: Rudolf Tilg

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