Skip to main content

O fortuna…

Das Glück is a Vogerl, heißt’s so schön auf österreichisch. Als Völs das erste mal im Traditionsbuch des Klosters Benediktbeuren genannt wird, so vor rund 850 Jahren, wäre man wohl nur fassungslos angeschaut worden. Vor allem, weil man nicht verstanden worden wäre. Aber inhaltlich wäre man derselben Meinung gewesen, auch wenn man es nicht auf den Fußball bezogen hätte…

 

…velut luna statu variabilis…

Wie der Mond bist du veränderlich, heißt es in der Carmina Burana. Jener Liederhandschrift, die ebenfalls im Kloster Benediktbeuren aufgefunden worden ist. Semper crescis aut decrescis, manchmal ein bisserl mehr, dann wieder ein bisserl weniger – Völs kann derzeit ganz schön gut mitfühlen mit diesen Liedzeilen. Der Blick auf die Tabelle sagt, man ist voll mit dabei. Ja, es ist eng an der Spitze, aber man ist punktegleich mit dem IAC an der Spitze, nur ein paar Törchen weniger wurden erzielt. Hauptverantwortlich für die Offensivpower ist mit Marco Hesina ein Altbekannter, trug er doch schon mehrfach das schwarz-grüne Trikot und war dafür bekannt, die Regionalliga West kurz und klein zu schießen. Zwei Hattricks, fünf Doppelpack stehen in dieser Saison zu Buche, in der „ewigen Torschützenliste“ des TFV, welche wohl nicht ganz so weit zurückreicht, ist er bereits auf Rang 15 zu finden. Eine solch herausragende Einzelleistung heißt aber auch, dass es hinter ihm schon eher mau wird. Mit fünf Toren sind Severin Weyrer und Christoph Markt the best of the rest, viele, aber unkonstante Torschützen finden sich im Völser Kader. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass sich die fehlende Konstanz auch in den letzten Spielen niedergeschlagen hat. Seit dem 23. April haben die Grün-Weißen gegen Münster verloren, mussten sich im direkten Duell um die Tabellenführung dem IAC geschlagen geben, sind im Elferschießen gegen den nunmehrigen Finalisten Oberperfuss aus dem Cup ausgeschieden, haben gegen Natters eine bittere 1:4-Pleite hinnehmen müssen. Nur zwei Siege im letzten Monat zeigen, dass in dieser Liga jeder jeden schlagen kann – und gegen jeden verlieren.

…nunc obdurat et tunc curat…

Bald schindet es dich, bald verwöhnt es dich. Zuckerbrot und Peitsche, würde man bei einem Trainer sagen. Und fast hat man das Gefühl, es könnte ein bisserl mehr Schinderei brauchen, um die Spieler von der Sill mal wieder in die Spur zu bringen. Schlecht sind die Burschen nicht, aber offensichtlich als Team, gemeinsam, nicht gut genug, um auch im kommenden Jahr in der vierten Leistungsstufe tätig zu sein. Im Herbst konnte man die Völser noch mit 2:1 biegen, Hamza Ech Cheickh mit seinem bislang einzigen Tor und Rami Tekir jubelten jeweils über einen Treffer. Aber das Toreschießen fällt den Schwarz-Grünen merklich schwer. Gegen Oberperfuss ein Tor, in Rückstand geraten. Gegen Mayrhofen ein Tor, in Rückstand geraten, gegen Natters in Rückstand geraten. Gegen Serfaus ein Tor. Gegen den IAC ein Tor. Nimmt man denselben Zeitraum wie bei Völs, dann hat Wacker zwar zwei Punkte mehr ergattern können, aber geglänzt hat man keineswegs. Vor allem wären bei diesen Gegnern und etwas mehr Sicherheit vor dem Tor die notwendigen Punkte für das „große“ Ziel erreichbar gewesen. Ist die Schwäche der Völser die Fokussierung auf Hesina als Torschütze, dann ist Wacker völlig unfokussiert. Alex Schaber mit sieben, Dionis Ramaj mit Sechs, Romuald Lacazette mit fünf führen die Statistik an. Dahinter wird es sehr überschaubar mit der Offensivkraft. Da nützt es auch herzlich wenig, dass man die drittbeste Defensive in Bezug auf Gegentore aufweisen kann, geschlagen um drei Tore vom Ligabesten – dem Völser SV.

Omnia sol temperat

Alles wärmt die Sonne auf, meint die Carmina Burana, veris leta facies, des Frühlings heiteres Gesicht wird dann die Freude bringen. Vielleicht doch noch den Innsbrucker Jungs, die wohl zumindest mit einer anderen Mannschaft auch im kommenden Jahr bei den besten bleiben werden: den Mädels in Schwarz-Grün! Mit einer unglaublichen Leistung haben sie das Ruder herumgerissen, Tore geschossen, Punkte gesammelt und sogar den Tabellenzweiten Sturm Graz mit drei Treffern an den Rand der Niederlage gedrängt. Zwei Spiele trennen sie noch von einem unfassbaren Erfolg, der dann gebührend begossen werden darf. Vielleicht treten die Männer in den Freudentrunk mit ein, vielleicht ist es die Trauer um eine vergebene Chance, egal. In taberna quando sumus, nun curamus quid sit humus. Wenn wir in der Taverne sind, denken wir nicht, dass wir Staub sind. Da wird einfach gefeiert, und ein Gläschen getrunken. Bibit!

Bild: wikipedia.org, https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Carmina_Burana.pdf

Avatar photo

Autor: Stefan Weis

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content