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Die ganz großen Emotionen

Kaum ein anderer Sport kann für so viele Emotionen sorgen wie der Fußball. In unseren Gefilden ist es der FC Wacker Innsbruck, der dieses Privileg im Besonderen genießt. Im Guten, wie im Schlechten – aber niemals langweilig. Emotionen sind nicht nur das Salz in der Fußballsuppe, Emotionen sind der Grund warum es Leute in die Stadien und auf die Plätze zieht. Die vergangenen Tage haben das mal wieder gezeigt.

 
Ernüchterung am Samstag

Manchmal fallen diese Emotionen aber auch sehr bescheiden aus. Wie am Samstagnachmittag im Tivoli gegen den SV Oberperfuss. Nicht Fisch, nicht Fleisch, sondern Ernüchterung nach dem Abpfiff. Dabei wäre in diesem Spiel so viel drinnen gewesen. Aber der Gegner ging ganz wackerlike zum erneuten Male wie aus dem berühmten Nichts in Führung. Die frisch gebackenen Tiroler Cupfinalisten mussten zur Halbzeit schon dreimal wechseln. Womöglich Nachwehen vom Cupspiel und nur zwei Tagen Pause. Unter starker Mithilfe des Gästetormanns gelang den Wackerianern dann der längst überfällige Ausgleich und noch mehr als genug Zeit auf der Uhr. Der Gegner stehend K.O., aber das ersehnte Siegtor wollte den Hausherren einfach nicht gelingen. Ein Fersler da, ein Übersteiger dort, warum zum Teufel derart kompliziert? Nur ja nichts aufs Tor schießen, lieber den Ball hineintragen… Wenn schon die Gegner am Zahnfleisch daherkommen, sollte man doch irgendwie das Runde ins Eckige bringen. Zumal drei Punkte an diesem Tag so unglaublich wichtig gewesen wären. Gute Individualisten machen noch keine Mannschaft. Einziger Aufreger blieb somit der völlig sinnbefreite Torjubel und die provozierenden Gesten in Richtung „Tivoli Nord“ des oberperfer Torschützen. So etwas ist ein absolutes No-Go und wird im Profifußball nicht selten mit einer Gelben Karte geahndet. Das war es dann aber schon, mit den Emotionen. Ein Punkt aus zwei Spielen gegen einen Gegner, der hinter dem FCW in der Tabelle platziert ist. Einfach ernüchternd! Der Abstand zum rettenden fünften Platz hat sich aber dadurch nicht verändert. Da die Konkurrenz ja ähnlich unkonstat am Weg ist. Aber die Spiele zum Aufholen werden immer weniger.

 

Explosion der Emotionen am Dienstag

Am Dienstag ging es zum bisherigen Tabellenführer nach Völs. Deren Anlage, die 2020 zum Schmuckstück umgebaut wurde, kann sich sehen lassen. Und auch die Leute dort, waren sehr zuvorkommend. Einen Dank dafür an die Funktionäre und Helfer des Völser SV! Für unsere Fanclubs wurde wieder eine kleine Tribüne errichtet. Für Speis und Trank war bestens gesorgt. Der Wetterfrosch sagte Regen und sogar einen gewittrigen Wolkenbruch vorher. Nichts da, geschüttet hatte es die ganze Nacht und auch immer wieder während des Tages. Zum Teil, wie aus Kübeln. Aber da durften einige recht brav gewesen sein, denn pünktlich knapp vor Spielbeginn hat es aufgeklart. An die 1200 (!) Fußballbegeisterte haben sich vom Wetterbericht nicht von diesem Kracher abbringen lassen. Am Samstag im Tivoli waren es 1019. Somit absolvierte der FCW seit Sommer 30 Pflichtspiele im Amateurbereich, bei denen lediglich dreimal die Zuschauerzahl nicht vierstellig war. DAS bringt hierzulande niemand zu Stande. Grande FC Wacker Innsbruck!

Bist du des Wahnsinns!!!

Man war also zu Gast beim Tabellenführer. Was die Schwarz-Grünen da am Rasen geboten haben, war wirklich nicht schlecht. Nach recht ausgeglichener ersten Halbzeit, startete man druckvoll in die Zweite. Doch plötzlich stand es wieder einmal 1:0 für den Gegner. Die Spielanlage war ähnlich, wie in den letzten beiden Spielen. Würde auch das Endergebnis dasselbe werden? Wacker übernahm immer mehr die Initiative. Die Zuschauer haben das gemerkt und es hat auf den Besucherrängen regelrecht gebrodelt. Die Heimischen spielten zu früh auf Zeit und einige setzten dabei wohl zu sehr auf Theatralik, denn der ominöse Gebrauch des Eissprays wurde teilweise zur Show. Aber das heizte das Gästepublikum nur weiter an. Die Zuschauer standen ja ganz nah am Spielfeld und so manche Geste der Grün-Weißen ließ erkennen, wie wichtig der Faktor Publikum eigentlich sein kann. Da kamen die Anfeuerungen nicht mehr nur aus dem schwarz-grünen Fanblock. Dem verdienten Ausgleich folgte, angetrieben von der unglaublichen Stimmung aus dem Wacker-Sektor, ein richtiger Sturmlauf der Innsbrucker. Da waren Balleroberungen vom Feinsten mit dabei. Warum denn nicht öfter so? Beim Führungstreffer der Unseren brachen schließlich alle Dämme. Die halbe „Tivoli Nord“ war da am Spielfeld und jubelte mit ihrer Mannschaft Arm in Arm. So schnell wie sie im Spielfeld waren, waren die Fans dann aber auch wieder draußen und dann ging es erst so richtig los. Die Hausherren haben alles auf eine Karte gesetzt und die Brechstange ausgepackt. Zwar war Wacker immer noch mehr im Angriff, aber die Grün-Weißen wurden jetzt auch gefährlicher. Und das mit sehr viel Testosteron im Körper. Als ginge es um wesentlich mehr, als um drei Punkte. Für die Gegner ganz sicher. Jedes Spiel gegen den FC Wacker Innsbruck ist für die das Spiel des Jahres. Nur allzu oft hat man das gehört und gesehen.

Grande Finale

Dichte Atmosphäre, elektrisierende Stimmung abseits des Spielfelds. Der Gegner bekam mit, was es heißt, gegen den FCW zu spielen. In absoluter Hochform agierte unsere Fankurve auf dem Völser Fußballplatz. Und dann schrieb man die siebte Minute (!) der Nachspielzeit. Nach einem unnötigen Foul im Strafraum folgte der Elfmeterpfiff für die Hausherren. Was, wie? Das darf doch nicht wahr sein! Die Völser Spieler haben schon gejubelt, als hätten die gerade einen Titel gewonnen. Stille unter den Schwarz-Grünen, welche dann den Anfeuerungsrufen für unseren jungen Tormann Simon Berger wich. Marco Hesina, der Völser Torjäger mit Wacker-Vergangenheit, gegen den 16-jährigen Simon Berger hieß das finale Duell in diesem Fußballkrimi. Viele konnten gar nicht mehr hinschauen. Marco lief an und Simon schien keine Nerven zu kennen. Gehalten! Aber der Nachschuss? Der ging mit dem Jubelschrei der FCW Anhänger daneben, als wäre der Ball dadurch verblasen geworden. Schlusspfiff in Völs und sämtliche Ersatzspieler und Betreuer des FCW stürmten Richtung Simon Berger. Der, der während des Spiels noch Völser Schmährufe über sich hatte ergehen lassen müssen, war jetzt der Held des Spiels und wurde auf Schultern Richtung eigener Fankurve getragen. Was sich da abgespielt hat, ist nur schwer zu beschreiben. Ähnlich wie damals in St. Pölten beim Einzug des FCW ins Cup-Halbfinale vor drei Jahren. Aber nun eben im Amateurfußball. Einfach nur stark. Jetzt folgen vier weitere Endspiele für den FCW. Oh, meine Nerven…
Gewonnen wurde noch nichts, aber die „Innschbrugga san wieder do“. Dieses Spiel könnte und sollte Kräfte freisetzen, die man dringend braucht. Gratuliert haben uns dann lange nach dem Spiel Völser 1b-Spieler und Funktionäre zu dem Auftritt der Fans und der Leistung unserer Mannschaft. So geht’s auch!

Bei all der Freude müssen wir aber auch an die Verletzung von Stefano Gallo denken. Der Stürmer wurde bei einem Kopfball in der 2. Halbzeit unterlaufen und krachte aus großer Höhe auf den Boden. Er konnte sich nicht mehr bewegen und musste vom Platz getragen werden. Rettung und gar Notarzt mussten herbeieilen um Stefano bis lange nach Spielschluss zu verarzten und schließlich ins Krankenhaus zu bringen. Während auf der anderen Seite die Fans noch in Feierlaune waren, applaudierte die Mannschaft beim Abtransport als aufmunternde Geste ihrem Teamkollegen. Wir wünschen Stefano baldige Genesung!

Sensationelle Wacker-Damen

Unsere Damen-Bundesligamannschaft lieferte dem Tabellenzweiten Sturm Graz einen wahrlich heroischen Fight am vergangenen Sonntag. Bis fünf Minuten vor Ende der Partie stand es sensationell 3:2 für den FCW. Doch die Favoritinnen aus Graz hatten den längeren Atem. Der Endstand lautete 3:5. Niemand hätte damit gerechnet, dass man den chamipons-league-erfahrenen Steirerinnen Paroli bieten, geschweige denn diese an den Rand einer Niederlage bringen könnte. Auch dieses Spiel hatte die ganze Bandbreite an Emotionen zu bieten. Am komenden Wochenende könnte aber die ganz große Sensation für die Wacker-Damen eintreten. Und wieder hat Sturm Graz dabei eine Rolle. Wenn nämlich die Grazerinnen das Heimspiel gegen Altenmarkt am Samstag gewinnen, dann haben es die Frauen des FCW tatsächlich geschafft die Liga zu halten. Ganz egal wie dann das Spiel am Sonntag gegen St. Pölten ausgeht. Und dem Showdown im allerletzten Spiel der Saison in Altenmarkt, könnten die Schwarz-Grünen dann auch sehr entspannt entgegensehen.

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Autor: Rudolf Tilg

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