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Volare!

Wenn der Sommer seine Fühler ausstreckt, die Bloßfüßigen nicht nur in der Tiroler Liga, sondern auch in Wiesen und Feldern zu finden sind und der Duft des frisch gemähten Grases in der glühenden Hitze eines sonnigen Nachmittages die Sehnsucht nach dem dolce vita anklingen lässt – dann fasst das ein ewiger Klassiker der italienischen Cantautori in wenigen Silben zusammen. Nel blu dipinti di blu – in blau gemaltes Blau, die Freiheit des Himmels! Tja, das Wochenende wird es wohl nicht hergeben, das Unterland lockt mit Regengüssen. Aber wen soll das aufhalten, wenn die Gefühle überschwappen?

 

 

Volare! Cantare!

Dort in Volders, wo vor einem Millenium eine Wegbiegung – volares – die Grundlage eines Ortsnamens legte, geht es um viel. Um so viel, wie noch nie für die Rot-Schwarzen. Gut, 1971 bis 1973 spielte man in der Landesliga Tirol, die damals mangels zweiter Division die dritthöchste Leistungsstufe unter der Nationalliga bzw. Regionalliga West war. Aber dort an der Spitze, das war man noch nie. Das gibt es erst jetzt, nach dem Nachtragsspiel gegen Mayrhofen, nach einem notorisch torreichen Spiel. Mit 5:3 ging der FCV vom Platz und schob sich unter Freudentänzen und lautstarkem Gesang auf den obersten Rang. Dort zu bleiben, das wäre zwar ein unglaublicher Erfolg – aber bei weitem nicht das oberste Ziel. Denn die Saison begann ganz und gar nicht so glücklich. Als Jakob Triendl und der ein- und nach zwei Toren wieder ausgewechselte Gorgy Ayckbourne im Oktober den FC Wacker Innsbruck mit 0:3 aus dem Tivoli fegten, feierte Volders erst den vierten vollen Erfolg in elf Spielen und befand sich zwar an der Spitze, aber lediglich jener der unteren Tabellenhälfte. Bis zur Winterpause fanden sich nur 24 Punkte am Konto ein, eineinhalb Punkte sind ein netter Schnitt, aber halt wirklich nur Durchschnitt. Und Rang acht war auch nicht gerade ein berauschender Ausgangspunkt für das Frühjahr. Doch in den vergangenen 11 Runden ging es più in alto del sole ed ancora più su – höher als die Sonne und noch höher. Eine einzige Niederlage im Jahr 2023 (ein 0:1 gegen Kematen), aber allein 16 Tore in den vergangenen fünf Spielen. Volders brennt. So sehr, dass es selbst den Trainer Michael Streiter nicht mehr auf der Bank hält. Gut, dass er auf jener auch gegen seinen Ex-Verein Wacker nicht sitzen muss, nach Gelb-Rot im letzten Spiel kann er sich unter die schwarz-grüne Feiergemeinde mischen und alte Zeiten hochleben lassen.

Felice di stare lassù

Volders kann derzeit im Glück schwelgen und davon träumen, in der Höhe zu bleiben. Denn das ist in diesem Jahr das wohl einzige Ziel für fast alle Mannschaften der Liga. Egal ob Erster oder Fünfter oder vielleicht sogar Sechster oder wo auch immer, der Ligaerhalt durch „Aufstieg“ hat oberste Priorität. Für die Rot-Schwarzen liegt er ganz nah, vier Runden vor Schluss liegt man bei 12 zu vergebenden Punkten angenehme sechs Punkte vor dem sechsten Rang. Ein beruhigendes Gefühl, das nicht alle Ligakonkurrenten teilen dürfen – für die Schwarz-Grünen etwa ist der ominöse sechste Platz einen bitteren Punkt entfernt. Und die Auslosung der nächsten Runden hat es in sich: auf den Tabellenführer folgen die Innsbrucker Festspiele am Tivoli gegen SVI und Union. Nominell sollten der Zwölfte und der Letzte kein großes Hindernis darstellen, doch der SVI hat gerade erst Volders in einem umkämpften Duell bis an das Letzte gefordert und musste sich nur mit 3:4 geschlagen geben, die Union verlor den eigentlich verdienten Punkt gegen die Volderer erst durch eine turbulente Schlussphase und einen Elfmeter in der 94. Minute. Das letzte Spiel der Saison gegen St. Johann könnte zum Duell um den Klassenerhalt werden, für beide Teams.

Ma io continuo a sognare

Vier Partien in den nächsten vierzehn Tagen. Dass die Spieler nicht schlecht sind, wissen sie. Dass sie (noch) keine gefestigte Mannschaft sind, wissen leider auch die Gegner. Doch in einer Liga, in der mit Kampf viele Mankos ausgebessert werden können, nützt Talent nur bedingt etwas. Drum, wenn man als Tifoso nichts tun kann, um den Spielern zu helfen, kann man zumindest eines: Volare! Cantare! E continuare a sognare – Tanzen! Singen! Und weiter träumen von dem, was kommen könnte…

Bild: maps.google.at

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Autor: Stefan Weis

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