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Überraschung!

Man braucht kein Rechenkünstler zu sein, um zu wissen, dass die letzte Chance des FC Wacker Innsbruck darin besteht, alle verbliebenen Spiele zu gewinnen und zeitgleich auf einen (oder mehrere) Umfaller der Konkurrenz zu hoffen. Aber es gibt so viel, das sich drehen und in letzter Sekunde ändern kann, man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Besonders nicht, wenn sich die Farbe der Hoffnung in den Klubfahnen widerspiegelt…

 

Überraschung!

Überraschungen gibt es ja immer wieder in der Geschichte. Hätten Sie vor dieser Saison dran gedacht, dass eine Mannschaft aus der zweiten Liga, deren Amateurteam in der dritten Liga spielt, nach der Vermeldung der Zahlungsunfähigkeit nach Saisonende tiefer als die Amateurmannschaft eingestuft werden würde? Gut, wir reden hier nicht von einer Demokratie. Oder hätten Sie, wenn Sie etwas älter sind, gedacht, dass die konservativen Kardinäle jemals einen Nicht-Italiener zum Papst wählen würden, und dann einen aus dem Ostblock, aus dem Kommunismus? Wie das gekommen ist, lässt sich nur noch schwer nachvollziehen, in der Kirche hat man aus der Vergangenheit gelernt und verhindert Neuauszählungen durch das Verbrennen der Stimmzettel. Ich bin ja ganz ehrlich, ich hätte mir im Oktober auch nicht träumen lassen, dass der FC Wacker Innsbruck es schafft, gegen den Tabellenletzten, den SVI, Punkte liegen zu lassen. Und am Ende sogar noch hat froh sein dürfen, dass man nach 73 Spielminuten doch noch den Ausgleich erzielen konnte. Ein Sieg, nein, ein von allen erwarteter Sieg, hätte Wacker nach der bitteren 0:3-Niederlage gegen Volders und dem damit verbundenen Rutschen aus den Top 6 die Rückkehr auf die so begehrten Plätze, mehr noch, den vierten Platz gebracht. Raus kam am Ende Rang 8, das rettende Ufer Relegation einen Punkt entfernt. Damals eine bittere Erfahrung, jetzt würde man sich diesen Abstand schon wieder herbeiwünschen.

Überraschung!

Es geht also wieder gegen den SVI, der erneut vor dem Spiel gegen Wacker auf dem letzten Rang liegt. Nur, diesmal wird er sich von diesem auch nicht mehr fortbewegen, und die Schwarz-Grünen dürfen auch nicht darauf hoffen, sich in der Tabellen nach oben zu orientieren, zumindest noch nicht in dieser Runde. Aber dass im Fußball vieles erst ganz am Ende entschieden wird, weiß man auch am Tivoli nur zu gut. Da muss man nicht nach Hamburg schauen, wo die Fans in Blau-Weiß am letzten Spieltag schon jubelnd am Platz standen und die Rückkehr in die Bundesliga feierten, bevor im Parallelspiel in der Nachspielzeit ein 1:2 zu einem 3:2 gedreht wurde. Da muss man nicht zu Blau-Weiß an die Donau schauen, die eigentlich schon weg waren vom Fenster und nun doch den Aufstieg feiern durften, weil die Roten aus Graz auf der Birkenwiese nicht über ein Remis hinauskamen und Blau-Weiß ihr Spiel noch drehen konnten mit einem Tor, das vielleicht keines war aber jetzt im Nachhinein nicht mehr verändert werden kann. Und da braucht man auch nicht nach Linz schauen zu den Roten, die in aller Freundschaft nochmals ihre Stimmzettel durchzählten, um einem Stimmlosen die Stimme zu nehmen. Es reicht der Blick auf die eigene Geschichte, auf den Meistertitel 2000, der sich zwischenzeitlich schon in Graz befunden hat. Oder auf den nicht erfolgten Aufstieg 2021, als man sechs Runden vor Schluss den direkten Konkurrenten biegt, um dann im letzten Spiel vor eigenem Publikum gegen die „Übermannschaft“ (Achtung Ironie) der Juniors Oberösterreich zu verlieren.

Überraschung!

Also, Futter fürs Phrasenschweinderl – drei Siege müssen her, es wartet ein Pflichtsieg, die letzte Chance für Wacker, eine Schnittpartie. Und damit das Schweinderl noch dicker wird: der Tivoli muss brennen, die Fans müssen die Mannschaft nach vorne peitschen, auf die Unterstützung von der Tribüne kommt es an, die Begeisterung und Kampfbereitschaft muss aufs Feld übertragen werden. Nur, ganz ehrlich, wenn man die Zuschauerzahlen der letzten Woche ansieht, muss man sich schon fragen, ob das alles ist, was man in Schwarz-Grün zu bieten hat. Denn raten sie mal, welche Partien in Tirol die meistbesuchten waren? Bundesliga, das medial als Westderby titulierte gegen Altach, natürlich. Aber dann, auf Rang zwei? Nein, eben nicht das des FCW in Volders. Noch eine Liga tiefer, noch weiter in der Provinz, kommen mehr Zuschauer zum Spiel von Matrei gegen Dölsach. Und bevor jetzt ein paar verzweifelt suchen, wo im Oberland denn Dölsach liegt, dass die gegen die Matreier spielen – es ist die Kärntner Unterliga, es sind die Osttiroler, die trotz doppelt so großer Distanz zwischen den Stadien mehr Zuschauer anlocken zu ihren Spielen als derzeit der FC Wacker Innsbruck. Ich weiß nicht, welchen positiven Abschlusssatz man einer solchen Überraschung noch anfügen könnte, um sie abzumildern…

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Autor: Stefan Weis

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