110-Jahre FC Wacker Innsbruck-eine (Zeit)Reise
Der FC Wacker Innsbruck geht am Samstag auf die Reise zur Saisoneröffnung bei BSG Chemie Leipzig. Eine Reise nach Sachsen. Mehrere Busse der Schwarz-Grünen machen sich auf den Weg in den Osten Deutschlands. Viele reisen aber anders an. Von nah und auch von sehr fern. Von weit übern Brenner, bis hin zu Eidgenossen. Und ich bin mir sicher, den hessischen Dialekt wird man im Alfred-Kunze-Sportpark ebenso vernehmen. Gewiss doch. Einige Karten haben ja schon den Weg in die Mainmetropole gefunden.
„Du wirst nie alleine sein“ so heißt ein Liedtext der Tivoli Nord. In Sachsen bestimmt nicht. Gilt es für die Schwarz-Grünen doch ihr 110-Jahre Jubiläum zu zelebrieren. 110-Jahre FC Wacker Innsbruck, eine unendliche Geschichte. Man könnte ganze Bücher füllen. So mancher tivoli12-Fanview wurde ja schon damit gefüllt. Wahrlich eine Zeitreise, welche es in sich hat.
Aber schauen wir 110 Jahre zurück
Was war da? Gründung des FC Wacker Innsbruck? So nicht ganz. Aber warum dann in diesem Jahr ein Jubiläum? Wegen des Mythos. Vor dem 2. Weltkrieg war von 1914 die Rede und danach von 1913. Was man fast 70 Jahre verinnerlicht hat, ist dann schwer aus den Köpfen zu bringen. Dazu gäbe es zwei Theorien. Wacker stammt aus der Jugendmannschaft Olympia, welche ja 1913 nachweislich erwähnt worden sind oder entstand aus denen, die schon „1913“in der Gegend des alten Tivolis Fußball gespielt haben. Genaueres weiß man nicht.
Fest steht aber, im Dezember 1914 reichte man den Antrag auf Aufnahem ins Vereinsregister ein. Im Jänner 1915 wurde der FC Wacker Innsbruck dann offiziell eingetrageb. Und das bis zum Jahr 1923. Da hat der Verein mit Rapid Innsbruck fusioniert und wurde zu Sturm Innsbruck. Beide Vereine hatten damals zu wenig Spieler. Dieser Zusammenschluss hatte nur kurz Bestand. 1925 wurde der FC Wacker Innsbruck dann wieder selbständig.
In der dunklen Zeit des Nationalsozialismus wurde einiges anders. Das „Fachamt Fußball im nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen“ hat den Tiroler Fußballverband ersetzt. 1941 wurde der FC Wacker Innsbruck sogar Kreisligameister. Nichts, auf das man stolz sein könnte, aber eben ein Teil unserer Geschichte.
Nach den Jahren dieses schrecklichen Krieges begann der Aufstieg des FC Wacker Innsbruck. Es hat bis 1964 gedauert, bis die Schwarz-Grünen in der höchsten Spielklasse angekommen sind. Das erste Heimspiel gegen Rapid Wien wollten über 14.000 Fußballbegeisterte sehen. Das alte „neue“ Tivoli war damals noch ohne Tribünen ausgestattet. Sogar das Dach der gegenüberliegenden neu errichteten Olympiahalle diente als Aussichtspunkt auf das Geschehen im Tivoli gegen die großen Wiener und auf den Bäumen befanden sich nicht wenige Akrobaten, um den Ihren auf die Haxn zu schauen. Wacker hat 1:0 gewonnen. Erster Torschütze im Tivoli war ein gewisser Prantl. In weiterer Folge verfehlte der FCW einmal die Meisterschaft nur um ein einziges Gegentor. Zweimal wurden die Innsbrucker Vizemeister und 1970 holte man mit dem Cuptitel die erste Trophäe nach Innsbruck. In der Folge schlugen die Schwarz-Grünen als erster Provinzverein das weiße Ballett von Real Madrid in deren eigenen Fußballtempel „Estadio Santiago Bernabéu“ im Europacup der Pokalsieger!
Es folgte der erste Meistertitel und die Spielgemeinschaft mit der WSG Wattens. Innsbruck wurde zur Fußballhochburg in Österreich. Mehr als die Hälfte der österreichischen Nationalspieler kamen damals aus Innsbruck. 10 nationale und 2 internationale Titel holte der Verein in den Siebzigern. Höhepunkt war aber das Erreichen des Viertelfinales im Europacup der Landesmeister und das beste Spiel der Vereinsgeschichte, der 3:1 Sieg am Tivoli gegen Borussia Mönchengladbach.
Nach internen Streitigkeiten innerhalb der Mannschaft stieg der FCW 1979 in die 2. Division ab. Zwei Jahre später dann der Wiederaufstieg. Aber das Publikum war mit dritten Plätzen nicht zufrieden. Wollte mehr. Die Folgen daraus war ein echter Publikumsschwund. Der FC Wacker am Scheideweg? Zudem hat sich die Sparkasse Innsbruck/Hall vom Sponsoring verabschiedet
Der FC Swarovski Tirol war geboren. Der FC Wacker Innsbruck startete in der 2. Klasse Mitte neu. Im Schatten seines großen Bruders kämpfte sich der FCW bis in die Regionalliga hoch. Mit eindeutigen Ambitionen zum Aufstieg in den Profifußball. Aber wenn in Tirol die Granden der Politik nicht wollen, so hat man keine Chance. Damals, wie heute! Das Ende folgte am 20. Mai 1999. Präsi Fritz Schwab warf frustriert Handtuch. Und da sollte die Geschichte eigentlich enden.
Aber findige Anhänger des FC Wacker Innsbruck haben sich dessen Namensrechte gesichert. Der FC Tirol ging nach dem Erreichen von drei Meistertiteln pleite. Zurück blieb der beste Anhang in Fußballösterreich. Die Nachfolger des FCT, der FC Wacker Tirol marschierte von der Regionalliga bis in die Bundesliga und am 01. Juli. 2007 kam zusammen, was immer zusammengehört hätte. Der FC Wacker Tirol wurde zum FC Wacker Innsbruck. Der FC Wacker Innsbruck wieder zurück auf der Fußballbühne. Das Auf und Ab der folgenden Jahre dürfte bekannt sein und wurde in Foren im Internet ausführlich diskutiert. Ein neuerliches Aufwärmen einer Fortsetzung von fehlenden Rahmenbedingungen für den Fußball in Tirol, den fehlenden Willen von Wirtschaft und Politik dafür zu sorgen, so wie Pleiten, Pech und Pannen in den eigenen Reihen, erübrigt sich somit. Der Verein hat wegen seiner Mitglieder und seines Anhangs überlebt. Ein Verein ohne Strahlkraft wäre längst über den Jordan gegangen. Darum, liebe schwarz-grüne Mitglieder und Anhänger, feiert diese 110 Jahre. Das ist EUER Verdienst!
Und man braucht sich deswegen auch von niemanden etwas einreden lassen. Die Historie des Traditionsverein ist eine immerwährend Fortlaufende. Geht man der Sache nach, sogar schlüssiger, als bei manch anderen Verein. Und Titel werden immer jenen zugesprochen, die der Ausgang der Historie sind.
Wackers Geschichte zu erkunden, war ja schon eine Lebensaufgabe. Geht es eigentlich noch verworrener, noch dramatischer? Ja, das geht tatsächlich. Nämlich bei unserem samstägigen Gegner, Chemie Leipzig.
Der „Leutzscher“ Fußball reicht bis 1932 zurück. BSG Chemie wurde 1951 und 1964 Meister in der DDR. International war das Erreichen des Viertelfinales des Europacup der Cupsieger 1966 der größte Erfolg. Sechsmal konnte die 2. DDR Liga gewonnen werden. BSG Chemie Leipzig wurde am 16. Juli 1997 von Anhängern des FC Sachsen Leipzig als Ballsportfördergemeinschaft Chemie Leipzig zum Schutz des Namens und der Marke so wie zur Förderung des FC Sachsen Leipzig gegründet. Nicht nur das verbindet uns mit den Sachsen, sondern auch die Freundschaft zur Eintracht Frankfurt und die wechselhafte Geschichte der Vereine. Leipzig, wir kommen und freuen uns, neue Freunde kennenzulernen! Eines hat der FC Wacker Innsbruck allerdings nicht. Eine Handballmannschaft und fünf Kegelmannschaften, so wie die Grün-Weißen aus Leipzig.