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Ganz großes Kino in Leipzig

Gut 24 Stunden wieder im Land Tirol. Völlig ausgelaugt, geschlaucht und das Gestell arbeitet nicht so, wie der Kopf befielt. Aber immer noch total geflasht von diesem schwarz-grünen Wochenende. Wie habe ich den Ausflug nach persönlich wahrgenommen?

 

Leipzig hat was!

Mit der Bahn geht es flott dahin. Abfahrt kurz nach 11.00 Uhr und Ankunft in der Metropole Sachsens um etwa 16 Uhr. Mein erster Eindruck: Hui, da riecht es gar streng. Aber wir waren nur im Untergrund angelangt. Das hatte was von den legendären „Stinkgassln“ vergangener Zeiten und erinnerte vielleicht etwas an längst vergangenen DDR-Zeiten. Kaum oben in der frischen Luft angekommen, erwartet einen ein sehr schöner und moderner Bahnhof. Und dabei blieb es nicht, denn Leipzig hat definitiv was zu bieten! Unsere Hotelzimmer waren schlicht, aber ausreichend. Das Abendessen in der Fußgängerzone hatte ein wenig südländisches Flair. Schöne Gebäude wohin man schaut und Leipzig präsentierte sich als moderne, saubere Stadt. In der „Barfußgasse“ sind meine sechs Begleiter und ich auf weitere Wackerianer getroffen.

Am nächsten Tag ging es zum Frühstück in eine kleine Bäckerei neben unserer Herberge. Heiß würde es werden, sehr heiß. Dabei wollte ich doch „nur“ Fußballschauen und nicht auf dem Grill rösten. Schließlich ging es zum Treffpunkt für die Schwarz-Grünen. Der „Corteo“ der Tivoli Nord zur „Gosenschenke“ war für österreichische Verhältnisse durchaus beeindruckend. Über 300 Fans sind für einen „Amateurverein“ geradezu sensationell. Vom Biergarten „Gosenschenke-ohne Bedenken“ machte ich mich mit drei meiner Fanclubkolleg:innen dann etwas früher auf den Weg Richtung Alfred-Kunze-Sportpark und ich hatte da schon so meine Bedenken. Mit den jungen Hüpfern komme ich ja nicht mehr mit. Bei dieser mörderischen Hitze war das schon mehr als grenzwertig für mich. Aber das habe ich euch schon in der 1. Staffel der „Sachsensaga“ erzählt: Hitze pur, tolle Gastgeber und ein Erlebnis für die Ewigkeit

Einfach nur der helle Wahnsinn

Dass ein simples Testspiel zwischen zwei Amateurteams mit sehenswerten Intros ihrer Fans beginnt, sieht man wahrlich auch nicht oft. Viel Rauch auf beiden Seiten, Überrollfahne im Heimsektor hier, Trikotchoreo im Auswärtssektor. Die Fanlager boten tolle Support, den ich hoch über der Mittellinie im reinsten Stereoton genießen durfte. Eine echt lässige Choreografie zu Beginn der zweiten Halbzeit von unseren Fans rundete das Erlebnis bei BSG Chemie Leipzig ab. Viele Fahnen, Feuer, Rauch und Konfetti (Chaos-Choreografie). Beide Kurven waren toll. Interessant auch, einmal nicht nur gewohnte Gesänge zu hören. Eines will ich aber erwähnen, hoch über der Mitte des Stadions konnte man kaum einen akustischen Unterschied zwischen den Kurven wahrnehmen. Vonseiten der Heimischen gab es ein Spruchband für die kleine Charlotte. „Kämpfe weiter, wie eine Löwin“. Das Mädchen leidet unter einer seltenen Krebsart. Die Therapie ist sehr teuer. Die Fangemeinde der BSG unterstützt die Familie. Die Wackerfamilie wünscht Charlotte alles Glück und eine rasche GENESUNG! Auch greifen die Grün-Weißen ihrem Verein immer wieder unter die Arme und auch die jährliche Saisoneröffnung dient dazu, außerordentliche Ausgaben des Vereins etwas zu lindern. Ich durfte einige tolle Gespräche führen. Danke für eine außergewöhnliche Gastfreundschaft!

Nach dem Schlusspfiff folgte für mich die schönste Aktion des Tages. Beide Mannschaften gingen zuerst zur jeweils fremden Fankurve und ernteten da wie dort, tosenden Applaus und Gesänge. Leipzigs Torwart bedankte sich bei unserem Vorsängern. Das war alles äußerst beeindruckend! Auch das große Echo von fußballspezifischen Magazinen so wie diversen Internet-Seiten an dieser freundschaftlichen Begegnung.

Was für eine Freude!

Wieder zurück im schwarz-grünen Lager habe ich sehr viele alte Bekannte getroffen. Silke und Co. vom Eintracht Fanclub „AFAM“. Ach, was haben wir gemeinsam schon für Feste gefeiert. In Frankfurt, aber auch bei uns in Tirol. War das schön, Freunde wiederzusehen! Und auch zwei Kameraden aus FFM, deren Gastfreundschaft ich in der Nähe der Mainmetropole schon genießen durfte, waren auch dabei. Begrüßen durfte ich auch Freunde aus Thun und Fürth. Besonders haben mich die Gespräche mit unseren Südtiroler Nachbarn aus Obermais gefreut. Alle haben mich gefragt, wie es mir denn geht. Wie soll es schon gehen, wenn man solche Erlebnisse haben darf? Man bekam auch viel Anerkennung von Leipziger Seite. Praktisch jeder hofft auf ein Rückspiel! Im Internet haben sich zwei Chemiker gemeldet und gemeint, der Auftritt der Tivoli Nord im Alfred-Kunze-Sportpark zähle zu den Top drei Auswärtsauftritten in ihrem Stadion der gesamten letzten Saison. Ein weiterer meinte gar, bedenkt man die Strapazen und die Bedingungen sowie die Kreativität, wäre Wacker sogar ganz oben. Sei es, wie es sei. Es war einfach toll!

Der gemütliche Ausklang

Das Abendessen genossen wir wieder in der sehenswerten Innenstadt und dann war man fertig mit der Welt. Ich glaube, bei diesem Fußballspiel ist zum ersten Mal sehr viel mehr Wasser geflossen, als das geliebte Hopfengebräu. Nach dem Frühstück ging es mit dem ganzen Gepäck wieder zum Bahnhof. Dabei blieb mein Gehstock in der Straßenbahn zurück. Kein Wunder, bei dem ganzen Zeug, das ich mit mir rumgeschleppt hatte. Was soll´s , kann man nichts machen.
Die ausnahmsweise wohl kürzeste Anreise seiner Karriere hatte „Sebi“ aus Braunschweig zu seinem FCW. Da muss man zum Abschied schon noch ein Glaserl darauf trinken. Und was dann noch groß treiben? Das Völkerschlachtdenkmal musste einfach besucht werden. Dieses erinnert an die Schlacht vom Oktober 1813, als eine Allianz aus Preußen, Österreich, Schweden und Russland gegen Napoleon antrat und gewann. Eingeweiht wurde das Denkmal 1913. Ein MUSS. Und beim Einsteigen in die Straßenbahn war die Überraschung groß! Hurra, der Stock ist wieder da. So eine treue Seele aber auch. Der hat nun von Leipzig bestimmt mehr gesehen, als ich selbst. Irgendwie auch ein Highlight eines perfekten schwarz-grünen Wochenendes. Das Völkerschlachtdenkmal (nahe der Heimat des Chemie-Stadtrivalen Lokomotive Leipzig) regt zum Nachdenken an. Der Mensch wird nie klüger werden. Dabei gäbe es so viel Wunderbares auf unserer Erde.

Der Aufwand und die Strapazen, alles hat sich voll ausgezahlt. So möchte ich mich bei meinen Mitreisenden bedanken! Für eure Unterstützung, für eure Freundschaft und sende liebe Grüße nach Braunschweig zum so treuen Wackerianer Sebi! Auch möchte ich mich bei allen Wackerianern und den Anhängern unserer befreundeten Vereine bedanken. Ohne euch ALLE würde es mir nicht so gut gehen!

Ich habe das Gefühl, das könnte heuer tatsächlich unsere Saison werden. Die Mannschaft brennt nur so. Also fleißig Abos kaufen – wenn sie dann mal erhältlich sind – und damit ein Zeichen setzen!

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Autor: Rudolf Tilg

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