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Wampeler reiten

Gut, dass die Saison wieder losgeht. Die Fußball-WM der Frauen ist ja kein dauerhafter Ersatz für den schmerzhaften Wacker-Entzug – und die Uhrzeiten sind halt für den europäischen Durchschnittskonsumenten auch eher ungünstig. Ob Freitag Vorabend jetzt viel besser ist, darüber lässt sich streiten. Aber es ist Schwarz-Grün, und das ist das Einzige, was zählt.

 

Tirol von A – Z

Einmal mehr geht es für die Buben von der Sill quer durch die Tiroler Lande. Von A bis Z, von Axams im Cup bis ins Zillertal. Wieder Zeit, die Schönheiten Tirols kennenzulernen, die Besonderheiten der Talschaften, die Eigenarten des öffentlichen Personennahverkehrs außerhalb der Innsbrucker Verkehrsbetriebe. Keine große Hilfe dabei ist ein Buch, das mir in der fußballfreien Zeit wieder mal in die Hand gerutscht ist. Wobei, Buch, fast schon ein Wälzer. Aus Opas Bücherschrank, von Oma vermacht, die damals schon wusste, dass die kleine Leseratte mit Papier besser umgehen kann als mit dem runden Leder. „Tirol von A bis Z“, mit einem am 20. Februar 1970 verfassten Vorwort, am 160. Todestag von Andreas Hofer. Vielmehr muss man eigentlich nicht wissen, könnte man meinen. Aber das täte dem Werk unrecht, das sich auf 1131 zweispaltigen Seiten von A wie Aberstückl (Fraktion der Gemeinde Sarntal) bis Z wie Zwölfmagrein (in Bozen) durch die Ortschaften, Weiler und Gründe Nord-, Ost- und Südtirols kämpft. Beste Grundlage, um die Kampffelder des FC Wacker Innsbruck in dieser Saison ein bisschen kennenzulernen, manchmal über veraltete Angaben zu schmunzeln oder sich über das Fehlende zu wundern. Wie bei Axams etwa. Man kennt die Hoadlstraße, weiß vom Sportverein Axams, kennt Bildstöcke und auch hoteleigene Hallenbäder, nennt 44.714 Nächtigungen 1967/68 (davon 41.002 von Ausländern, wichtige Unterscheidung). Aber was die akribischen Autoren nicht erwähnen, ist mittlerweile UNESCO-Weltkulturerbe.

Die G’stopftn

Tuxer und Flitscheler, altboarische Paarln und Nadln, Hexen und Bujazzln, Bären und Bärentreiber. In Axams geht es alle vier Jahre hoch her, wenn sich die Männer des Dorfes mit Grummet, der zweiten Mahd jetzt im Hochsommer, die übergroßen weißen Leinenpfoatn ausstopfen, einen roten Rock, Ledergut und festes Schuhwerk anziehen, sich an einem Stock ausbalancieren (und noch mehr). Dann wird Wampeler gritten. Nicht ein schön koordinierter Tanz, kein elegantes Ballett im Gleichschritt – Kampfsport. Kein Wunder, wenn eherne Regeln bestimmen, wie die Reiter die unförmigen Männer auf den Rücken zu werfen haben. Was das mit Fußball zu tun hat? Nichts. Außer, dass das der Hintergrund jener Jungs ist, die sich am Freitag auf den Auftakt in die neue Saison gegen die Innsbrucker freuen, so, wie sie sich alle heiligen Zeiten auf das Ausüben des alten Brauches freuen. Die Spielgemeinschaft Axams-Grinzens, im vergangenen Jahr 10. der Gebietsliga West mit 29 Punkten Rückstand auf den Meister und Nachbarn Götzens, wird eher kein fußballerisches Ballett auf den Rasen zaubern. Da kann die Tirol-Kunde von 1970 noch so sehr betonen, dass Axams „eine der ältesten und fleißigsten Spielgemeinden Tirols“ ist. Solange man vom Josefsspiel aus 1683 redet oder vom Passionsspiel, tut das nichts zur Sache. Am Freitag ist wohl ein Kampfspiel zu erwarten, wenn sich Bacher bis Walcher ins Geschehen werfen. Und dass die vier besten Torschützen der vergangenen Saison (Happ mit 15, Oberschmied mit 8, Madersbacher und Haller mit 6) den Verein nicht verlassen haben, während bei Wacker gefühlt eine neue Mannschaft am Platz stehen wird, ist auch nicht gerade beruhigend.

Die Ehemaligen

Im vergrößerten Kader von Axams-Grinzens finden sich aber auch Namen, die rund ums Tivoli schon einmal zu hören waren, wenn auch in tieferen Altersklassen und Ebenen – sechs Spieler haben schon das legendäre schwarz-grüne Trikot getragen: Ibrahima Diallo wurde mit Wacker Meister der U16 und U18 und der 2. Klasse, Matthias Pitschedell spielte bis zur U12 beim FCW, Kilian Kollmannsberger bis zur U14, Fabian Mösl noch ein Jahr länger, Lukas Schweighofer setzte noch ein Jahr drauf und kam sogar in der Bezirksliga West zum Einsatz, Leo Rief war nur ein Jahr bei den Innsbruckern. Ihre Liebe zum Ausbildungsverein wird sie alle aber nicht davon abhalten, als Wampeler die Reiter aus der Stadt abwerfen, und „weiß“ bleiben zu wollen (also einen sauberen Rücken zu bewahren), um einen gar nicht so behäbigen Axamer Siegestanz durchzuführen…

Bild: wikipedia.org

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Autor: Stefan Weis

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