Auf dem Inn kennen wir uns aus!
Unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen nicht sein. Während die Damen in dieser Saison den Bundesligafußball unsicher machen, geht es für die Herren in der nunmehr fünftklassigen Tirol-Liga zur Sache. Unterschiedlich auch die Erwartungen – bei den Mädels wird der Klassenerhalt anvisiert, die Jungs sind zum Aufstieg verdammt. Beide werden es aber im Laufe der Saison mit der Birke zu tun bekommen: die einen mit dem Aufsteiger aus Dornbirn auf der Birkenwiese, die anderen mit dem Birkenfeld. Tirol von A bis Z, heute: K wie Kirchbichl.
Schiff ahoi!
Obwohl ja eigentlich: Pirchnawang. Bis ins 13. Jahrhundert wäre man spätestens jetzt vom Pferderl gerutscht oder aus dem Bötchen gesprungen, wenn man den ersten Gegner des FC Wacker Innsbruck hätte beobachten wollen. Die „Kirch“ auf dem „Püheln“ war nicht immer das markanteste Erkennungsmerkmal der Gemeinde, auch wenn sie nun unfassbare 73 Meter in die Höhe ragt. Es waren die Birken am Feld, die dem Ort an der Innschleife den Namen gaben. Der grüne Inn war auch prägend für die weitere Geschichte. Kirchbichl war über Jahrhunderte Stapelplatz für Güter, die auf dem Wasser transportiert wurden, war Schopperstatt, also Schiffswerft. Über den Inn führte bis 1903 eine Fähre, ehe man sich entschloss eine Brücke zu bauen. Kein Wunder also, dass das Kirchbichler Wappen von drei silbernen Schiffen geziert wird. Die Unterländer Wikinger fühlten sich am Wasser wohl. Am grünen Rasen – nicht so sehr. Zumindest nicht in der vergangenen Saison. Da gab es für die Grün-Weißen den 15. von 16 Tabellenplätzen, lange Zeit durfte man sich mit dem SVI um die rote Laterne und den einzigen Abstiegsplatz streiten. Mit 47 Toren hatte man die drittschlechteste Offensive, mit 65 Gegentreffern die fünftschlechteste Defensive. Niemand in der Liga hat weniger Spiele gewonnen als der SVK, im direkten Duell gegen den SVI teilte man sich die Punkte 3:3, die Tore 3:3. Es waren schlussendlich die Remis, die dem Verein über Wasser hielten.
Alle Mann an die Riemen ran!
Naja, entweder die Remis – oder der FC Wacker Innsbruck. Denn eine der Schwächen auf schwarz-grüner Seite waren im letzten Jahr die Spiele gegen vermeintlich unterlegene Gegner. Gegner, die bis an die Zähne bewaffnet ein Entern des Strafraumes abwehren wollten, die sich gerade gegen Große an den Riemen rissen und alles aus sich herausholten. Und oft genug auch konnten. Das erste Liga-Spiel im vergangenen Jahr endete nach einem Torjubel von Tobias Noggler und der ganzen Unterländer Gemeinde mit 1:0 für Kirchbichl. Auf Innsbrucker Seite wurde beschwichtigt, dass sich die Mannschaft, erst vor kurzem zusammengewürfelt, einfach noch nicht finden konnte. Ja, das stimmt sicher, aber es war nicht nur zu Saisonbeginn so, es blieb ein Dauerzustand. So kam es auch im Rückspiel am Tivoli im März nur zu einem Remis gegen die Kirchbichler, Neo-Nationalteamspieler Romuald Lacazette war damals der einzige Torschütze für Innsbruck. Fünf verlorene Punkte für Wacker, die im Kampf um den Klassenerhalt von unschätzbarer Bedeutung gewesen wären, vier gewonnene für den SVK, der sich damit in der letzten Runde nicht mehr um den Abstieg kümmern musste.
Anker los!
Das soll heuer anders werden. Die Burschen von Sebastian Siller starten daheim am Tivoli in die Saison, dürfen auf einen bekannten Kern bauen und mit den Neuzugängen Okan Yilmaz, Daniel Francis, Shaked Wexler und Ty Walker auf vier Spieler mit Profi-Erfahrung. Auch der Auftakt in den Tiroler Pokalbewerb ist gelungen. Allerdings auch auf Kirchbichler Seite. Der Gebietsligist Hopfgarten/Itter, bei dem die grün-weißen Neuerwerbungen Sebastian Trummer und Thomas Wechselberger noch im vergangenen Jahr kickten, wurde zum Sparring-Partner, der gleich sechs Treffer einstecken musste. Ahmad Jumaa traf einmal, Christoph Gschösser zweimal, Mann des Tages war aber Manuel Hechl, der mit drei Toren und einem Assist von der Hopfgartner Defensive nicht gebändigt werden konnte. Kein schlechter Start für den Beinahe-Absteiger, und eine ordentliche Warnung…