An Doppler, bittschön!
Ich muss ganz ehrlich sagen, ohne Google Maps hätt‘ ich den nächsten Gegner Breitenbach auf keiner Tirol-Karte zuordnen können. Und das trotz 3500 Einwohnern. Beinahe könnte man meinen, das Tourismusmarketing des Villgratentales hätte versehentlich übergeschwappt: „Kommen Sie zu uns, wir haben nichts!“. Tirol von A bis Z, heute: B wie Breitenbach.
Wenig Beständiges, viel Flüssiges
In 12 Absätzen und 89 Zeilen Findet man genau nichts Spannendes im Wälzer aus 1970. Außer, dass die Kirche Jahrhunderte vor dem Ort selbst erwähnt wurde. Wikipedia kann noch weniger beitragen, die Geschichte endet 1818 mit einer Verwaltungsänderung, die Wirtschaft 1896 mit dem Brückenbau. Und so richtig symptomatisch sind die Links: von Wiki zur Geschichte auf der Gemeindehomepage: „Wir bitten um Verständnis … Leider können wir Sie nicht auf die neue Seite weiterleiten.“ Auf der Seite des Sportvereins auf „Fußball“ geklickt: „Es gibt keine Beiträge in dieser Kategorie“. Weiterverlinkung zur Kampfmannschaft bei TFV: „Status 404 – nicht gefunden“. Dem Netz geht’s gleich wie mir. Selbst der Tourismusverband Alpachtal weiß nicht wirklich, wie er das Dorf anpreisen soll. Entschleunigung und Ruhe findet man. Und die Wildschönau ist gut mit dem Auto erreichbar. Na vielen Dank. Dabei könnte man so viel erzählen. Über das Naturwunder Berglsteinersee, gleich hinter dem Reintalersee, über dem Tiroler Bauernhöfemuseum. Oder über die schon herausragende Lustlosigkeit an der Benennung von Fraktionen und Dörfern in der Region: Von Thal kommt man übers Egg rauf nach Berg, die Ortschaft am breitesten Bach heißt Breitenbach, das am Weg dazwischen Mitterweg, oben im moosigen Teil Moos und das beim Hof etwas außerhalb Vorhof. Wozu anstrengen, kommt eh niemand vorbei, könnte man meinen. Und das stimmt so gar nicht. Schon 1968 gab es 22.320 Nächtigungen, nun schon 46.418. Aus 406 Gebäuden wurden 1194, aus 1699 Bewohner 3515. In diesem Boom hat sich auch ein Sportverein gegründet, der seit diesem Jahr auch in der Tirol-Liga tätig sein darf. Möglich gemacht haben dies 15 Siege in 26 Spielen und Rang zwei in der Landesliga Ost, einen Punkt vor Jenbach. Ganz ohne Nervenflattern ging das nicht vonstatten, nach einer Niederlage im direkten Duell konnte man Jenbach erst fünf Runden vor Schluss wieder überholen und das magere Pünktchen nach Hause spielen. Die Euphorie wurde mitgenommen – der Erfolg allerdings nicht. Im Cup scheiterten die Blauhemden im Elferschießen an Brixlegg/Rattenberg, in den ersten beiden Liga-Runden gegen Münster und Längenfeld kassierte man jeweils drei Gegentreffer, lediglich Mario Ingruber konnte einmal einnetzen. So teilt man sich derzeit mit drei anderen Teams das Punkteminimum, nur ein Tor trennt vom Tabellenende.
Viel Beständiges, und etwas Chaos
Das Tabellenende kennen andere Ballesterer auch, die am Sonntag das Tivoli-Gelände unsicher machen. Die Mädels des FC Wacker Innsbruck zeigten aber in der vergangenen Saison unbändigen Kampfgeist und schafften das, was ihnen vor der Saison niemand zugetraut hätte: sie scorten, punkteten, siegten und sind weiterhin Bundesligistinnen! Und konträr zum letztjährigen totalen Umbruch geht man in diese Saison mit vielen bereits bekannten Gesichtern. Mehr noch, mit Rückkehrerinnen: die Ninas Haaser und Fuchs, Jana Mayer und Maria Plattner kehren zurück und verstärken dort, wo Abgänge von Krajinovic und Schwaninger (zu Sturm und Austria) sowie die Pause der Kaiser-Zwillinge Lücken hinterlassen. Die Auslosung in der obersten Liga ist jedoch nicht gerade eine einfache, die TOP 3 des vergangenen Jahres und die Wiener Violas kreuzen mit den Damen von der Sill den Weg in den ersten Runden. Den Auftakt macht der FFC Vorderland, von den Rheindörflern aus Altach gekapert. Das Doppel hinterm und vor dem Stadion mit Teams von hinter und vor dem Arlberg färbt den kommenden Sonntag völlig in schwarz-grün. Mehr noch, als jetzt auch am W1 der Rauch aufgeht mit der „Curva Fauda“. Chaos ist man beim FCW ja gewöhnt, das Chaos auf der Tribüne zu erleben könnte den Mädels am Feld den letzten Ansporn geben, der nötig ist, aus den statistisch schon vor Spielbeginn verlorenen Partien doch eine Überraschung zu machen. Denn wer hätte etwa im vergangenen Jahr den Vorarlbergerinnen zugetraut, St. Pölten (das zuvor Innsbruck und Horn mit 8:0, Altenmarkt mit 16:0 deklassierte) die erste Niederlage seit dem 27. Mai 2018 zuzufügen.
Viel Flüssiges
Es ist ja alles angerichtet für einen perfekten Fußballtag. Bis aufs Wetter. Da könnte es schon den ein oder anderen Doppelten brauchen, auf die Flüssigkeit von oben auszugleichen. Aber wenn Altach die Statistik Lügen straft, wenn Wacker noch immer existiert – wer glaubt da schon, was Meteorologen meinen…
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