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Kleine Festung (mit Löchern)

Brixen kommt auf Besuch. Für den Nordtiroler klar, die Unterländer sind gemeint. Für die älteren Semester nicht so – ja dürfen die Südtiroler wieder mitspielen? Für den Historiker wird’s dann ganz eng, denn in den Urkunden war mit Brixia gerne Brescia gemeint, oder gar Brixellum, das Brescello von Don Camillo und Peppone. Alle Orte haben aber eines gemeinsam: das Stammwort ihres Namens, das aus dem Keltischen stammt. Tirol von A bis Z, heute: B wie Brixen.

Alt, und doch nicht

Die Kelten haben hier schon ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur zwei Beile und ein Schwert oder am Götschen den Urnenfriedhof und die Reste einer Siedlung, sondern vor allem das kleine Wörtchen „brigs/briga“, das so viel wie kleine, befestigte Anhöhe bedeutet und ins Lateinische als Prixina übernommen wurde. Das Kupfer hat sie angelockt, und wo Kupfer ist, da kommen auch die Römer auf Besuch. Und wo die Römer waren, da lässt sich die Kirche nicht lumpen und setzt eine Kapelle hin, die wächst. Vor 1225 Jahren wurde Brixen dann vom Salzburger Bischof Arn erwähnt, der laut „Meins!“ rief und Herrschaftsansprüche stellte. Brixen ist alt. Aber irgendwie wollte man dann ab dem Spätmittelalter nicht mehr wirklich weiterwachsen, wurde bald von Kirchberg, Westendorf und Hopfgarten überholt und darf jetzt zwar dem Tal und dem Gewässer den Namen geben – aber Hauptort ist man nicht mehr wirklich, die Zentren sind an die Talenden gerutscht. Wirtschaftlich zumindest, sportlich ist man wieder Platzhirsch. Mit der Gründung eines Vereins ist man überregional zwar spät dran, aber mitten drin in der Tiroler Fußballgeschichte, die in den 60ern zu boomen beginnt. Und mit dem Aufstieg (also Klassenerhalt, man kann es nicht oft genug betonen) im vergangenen Jahr sind die Brixener mehr als nur einen Schritt vor ihren Nachbarn die sich in der Landesliga Ost und der Gebietsliga Ost tummeln.

Bäume setzen und Tore schießen

Der Start in den Fußball hat ja Tiroler Charme. Beim Mairwirt trifft sich eine illustre Runde, die vom Eberlbauer ein Feld pachtet, von der Wildbachverbauung eine Holzbaracke erhält und, um Unterstützung durch die Gemeinde beim Bau von Zaun und Gatter zu erhalten, als Sportverein vor der Aufnahme in den Tiroler Fußballbund noch schnell das Dorf mit Trauerweiden und Birken unentgeltlich aufforstet. Aus dieser Frühzeit und angesteckt von der Begeisterung der Vereinsgründer, kam auch ein kleiner Bub, der Strasser Sepp, zum Ballsport und wechselte 1977 zum Serienmeister nach Innsbruck. Gut, dort war er meist nur in der U21 tätig und kam im Frühjahr und Herbst 1978 zu seinen einzigen zwei Einsätzen, beide Spiele gegen Vöest und Sturm gingen leider verloren. Strasser wechselte beruflich in die USA und zeigte den Herren in Los Angeles bei den Aztecs, wie man einem runden Leder nachläuft. Naja, eigentlich zeigte es Star-Coach Rinus Michels, aber der SV Brixen hatte national und international erstmals seine Spuren hinterlassen. Der Verein selbst taumelte in dieser Zeit wieder zurück in die 2. Klasse und brauchte bis in die 90er, um in der Landesliga erstmals tätig zu sein. Der Aufstieg im vergangenen Jahr, ermöglicht durch den Meistertitel und eine unglaublich aktive Offensive (76 Tore in 26 Spielen, ein Plus von 42 Treffern), wurde geleitet von einer anderen Brixner Fußballlegende: Andi Hölzl. 104 Bundesligapartien, 78 Zweitligaspiele, 11 Cupauftritte im schwarz-grünen Dress machen ihn zur Innsbrucker Legende, die größten Erfolge feierte er aber in Graz. 2010 durfte er den Pokal, im Jahr darauf den Teller in die Höhe stemmen. Im entscheidenden Spiel in der letzten Runde – Sturm benötigte einen Sieg, um Salzburg auf Distanz zu halten – schoss Andi eines seiner seltenen Tore und leitete damit den notwendigen 2:1-Sieg ein. Gegner damals: der FC Wacker.

Löchrige Festung

Bundesliga ist Geschichte, Tiroler Liga nun Alltag. Und das ist kein einfaches Feld für die Brixentaler, die bislang erst zwei Pflichtspielsiege einfahren konnten: im Cup gegen Angerberg, in der Liga gegen Breitenbach. In beiden Bewerben steht man allerdings derzeit mit eher leeren Händen da, Mayrhofen beendete die Pokalfahrt im torärmsten Spiel der Saison für die Brixner (0:2), in der Meisterschaft stehen drei Niederlagen, ein Remis und ein Sieg zu Buche. Der gelang gegen Breitenbach (2:1). Was man den Unterländern aber sicher nicht vorwerfen kann, ist fehlender Zug zum Tor und unterhaltsame Spiele. In jeder weiteren Partie wurde mindestens einmal gescort, im Schnitt fallen bei Brixner Beteiligung über 4 Tore. Oder, wie vergangene Runde gegen Längenfeld gleich 9. Derzeit halt nicht mit günstiger Verteilung für den SVB: mit 9 geschossenen Toren ist man eher bei den besseren zu finden, mit 15 Gegentreffern das Schlusslicht der Liga. Die Festung am Berg wurde löchrig geschossen…

Foto: wikipedia.org

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Autor: Stefan Weis

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