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Oben

Oben ist nicht gleich unten, das ist schon klar. Aber oben ist nicht gleich oben, es könnt ja noch wer Obriger da sein, Öbaschta, sozusagen. Da hilft es schon, wenn man sich noch anderweitig orientieren kann, links, rechts, Ost, West. Wie etwa beim nächsten Gegner des FC Wacker, der mit dem Kürzel, das Innsbrucker Sportvereine erzittern lässt. Tirol von A bis Z, heute: OW wie Oberland West.

Welches Oberland?

Und da haben wir schon das erste Problem. Was heißt eigentlich Oberland? Hätte man unter den ehemaligen Schwarz-Grünen eine Umfrage gestartet, die Antworten wären ganz schon unterschiedlich ausgefallen. Bruno Pezzey hätte ganz klar das Rheintal ab dem Kummenberg genannt, den die Vorarlberger in seinem Ausläufer liebevoll durchsprengt haben, um eine Autobahn durchzubauen. Florian Sturm hätte in Liechtenstein gelernt, dass auf das Oberland in Vorarlberg das Oberland um Vaduz folgt, 35 km² groß. Marco Zwyssig hätte das Berner oder das Bündner Oberland ins Spiel geworfen, für Robert Idl wäre der Kristeiner Bach im Pustertal der Beginn dieser Sonderregion gewesen. Und jeder Nordtiroler weiß, die Melach ist die starre Grenze, die sich auch im Charakter niederschlägt. Wie schrieb Felix Mitterer im Vorwort zu seiner Asterix-Übersetzung? Die Schroffheit der Felsen da, die Weite des Inntals da unten, das zeigt sich nicht nur in der Sprache. Wenn der Oberländer ins Bett geht, zieht er den Vorhang zu, weil es niemanden etwas angeht, was er macht. Der Unterländer lässt die Vorhänge offen, weil die Leute ruhig alles wissen sollen. Und der Osttiroler lässt es auch offen, damit niemand glaubt, er hätte was zu verbergen… Tja, zu diesen Verschlossenen, zu diesen Geheimnishütern zieht es jetzt die wackeren Burschen. Aber wohin eigentlich genau?

Welcher Ort?

Die Spielgemeinschaft dürfte ja eigentlich gar nicht existieren. Noch nicht, zumindest, denn geplant war die Kooperation erst für die kommende Saison. Doch mitten in der Planung steckend, wurden die gesprächsbereiten Vereine von den Umständen überrollt und entschlossen sich, bereits in diesem Jahr in das neue Abenteuer zu starten. Und da Spielgemeinschaften nur aus zwei Trägervereinen bestehen dürfen, zumindest im Kampfmannschaftsbereich, wurde „Oberland West“ geboren. Denn eigentlich hätte die Einleitung heute auch lauten können – Tirol von A bis Z, heute PSR. Oder überhaupt PSRF. Kein Projekt des Schweizer Rundfunks, keine Public Service Research Foundation. Sondern: Prutz, Serfaus, Ried und Fließ. Vier Gemeinden im Oberen Gericht. Serfaus grenzt an Ried, Ried an Prutz, Prutz an Fließ. 144,43 m² und damit fast so groß wie Liechtenstein, 7517 stolze Einwohner vereint. Insgesamt 19 Mannschaften, davon zwei Kampfmannschaften und 17 Nachwuchsteams, tragen die neuen Farben rot-schwarz. Und das bislang so halberfolgreich. Die 1b, die nachdrängenden jungen Wilden, sind in der 1. Klasse West nur drei Punkte hinter dem FC Stubai 1b auf Rang drei, 22:12 Tore. Bei den Tiroler Ligisten ist der Blick beinahe spiegelverkehrt: viertletzter, mit einem Torverhältnis von 13:22. Im Cup musste man gleich zu Beginn im Wipptal die Segel streichen, nachdem man sich in den letzten fünf Minuten zwei Tore einfing. Und auch in der Liga sah es lange nicht so aus, als ob man einen Sieg einfahren könnte. Bis dann Breitenbach und Mayrhofen nach Prutz kamen und sechs Punkte zurückließen.

Welcher Jausengegner?

Wer jetzt aber glaubt, einem Jausengegner gegenüberzustehen, der sollte die Spiele gegen die Innsbrucker Verfolger im Auge behalten. Die Oberländer trafen gegen Mils, gegen Natters, gegen Längenfeld. Gesamt sogar sechsmal. Natters konnte sich nur mit einem Tor durchsetzen, Längenfeld lag bis zur 88. Minute nur ein Tor voran, aufgegeben wird im Oberland nicht. In einem einzigen Pflichtspiel wurde in dieser Saison bislang nicht gescort – bevor man nun auf die einzige Mannschaft trifft, die noch keinen Gegentreffer erleiden musste…

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Autor: Stefan Weis

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